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Eigene Werke

Diese Seite umfasst meine persönlichen Werke. Hierzu zählen zwei Manuskriptreihen bestehend aus sechs Romanen und drei Lyrikbänden mit gesammelten Gedichten und Kurzgeschichten.

 

Darüber hinaus bietet diese Seite auch eine Bildergalerie mit eigenen Zeichnungen und Fotos.

 

Eigene Werke
Erster Roman
Im Leben der Geschichte vom Dasein

Exposé

 

Es handelt sich hierbei um einen ersten Roman mit dem Titel: Im Leben der Geschichte vom Dasein. Dieser Roman umfasst insgesamt 143 Buchseiten und gehört zum Genre der Gegenwartsliteratur.

Die Romanhandlung erzählt die Hypnoseerfahrung des psychisch-labilen Hauptprotagonisten Glathener Kyrias, der eine Faszination für das Wortzählen hat.

Im Laufe dieser Hypnoseerfahrung durchlebt der Hauptprotagonist die Reisegeschichte in eine unbekannte Parallelwelt, die in diesem Sinne als Papierwelt bezeichnet wird. Die Papierwelt besteht aus symbolischen Leidenschaften. Im Zuge dieser Erlebnisse verwandelt sich Glathener in den Wortzähler, da seine größte Leidenschaft dem Wortzählen gilt. Während des reisegeschichtlichen Verlaufs begegnet der symbolisierte Wortzähler mehreren verabscheuten Gefühls- und Gemütsvorstellungen (Freude, Konvention, geschlechtliches Neutrum), die sich dem Hauptprotagonisten in menschlicher Form zur Überwindung offenbaren.

Das Ziel dieser auf eine Hypnoseerfahrung beruhenden Reisegeschichte ist die Selbstfindung und der innere Frieden des Hauptprotagonisten. Im Zuge der Reisegeschichte werden auch zeitkritische Themen behandelt, bspw. die Flüchtlingskrise (Kapitel über die Leidtragenden) und KI (Kapitel zum maschinellen Richter). An dieser Stelle ist es wichtig anzumerken, dass ein Hauptmerkmal dieses Roman-Manuskriptes darin besteht, die Dinge nicht beim Namen zu nennen. Im Verlauf der Reisegeschichte gibt es deshalb verdeckte Benennungen für bestimmte Aspekte, etwa allmächtigwissende Mobilitätsgeräte für Smartphones, der religiöse Reformator für Martin Luther oder der große Diktator während der Hungerrevolution für Mao Zedong.

Die symbolische Reisegeschichte schließt mit der Ankunft des Wortzählers im Papierschloss. Dort begegnet er der Staubkönigin als Herrscherin zwischen Vergangenheit und Zukunft. Durch die Begegnung mit der Staubkönigin schließt der Wortzähler Frieden mit sich selbst und mit dem zeitlichen Geschehen – er löst sich von den zeitlichen Normen und von der Uhrzeit, er durchlebt die Zeit-Entschleunigung und findet so die eigene Zeit, die als eine Einheit zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fungiert. Der Roman endet damit, dass Glathener aus der Hypnoseerfahrung wieder zum Bewusstsein erwacht und die Reisegeschichte, die er als Wortzähler durchlebte, zu Papier bringt.

Exposé

 

Es handelt sich hierbei um das Band I meiner gesammelten Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten. Das Band umfasst insgesamt 91 Seiten und gehört zum Genre der experimentellen Lyrik und Prosa.

Die Texte werden von einzelnen Illustrationen begleitet. Es handelt sich hierbei um meine eigenen Zeichnungen, die ich im Laufe der Jahre erstellt habe. Die Zeichnungen habe ich eingescannt und als JPG-Bilderdateien zu den gesammelten Texten hinzugefügt.

Der Schreibprozess an diesen Texten erstreckte sich über mehrere Jahre und mindestens genauso viele Beobachtungen.

Die gesammelten Texte beschäftigen sich überwiegend mit gesellschaftlich relevanten Themen, wie die Corona-Pandemie, Klimaerwärmung und politische Satire.

Ein besonderes Anliegen war es mir hierbei, der eigenen Kreativität und weltlichen Auffassung Ausdruck zu verliehen. Das erlaubt einen Rückschluss darauf, dass die gesammelten Texte auch als eine Chronik des zeitlichen Geschehens gelten können. Deshalb zeugen die Texte von jahrelangen Beobachtungen, die ich mit der potenziellen Leserschaft teilen will.

Diese Texte richten sich demnach an Leser, die sich bewusst und kritisch mit dem Zeitgeschehen auseinandersetzen. In diesem Sinne besteht das Ziel dieser gesammelten Werke darin, Inspirationen zu vermitteln, sodass neue Ideen daraus entstehen können.

 
Erstes Buch
Im Leben der Geschichte vom Dasein

Exposé

Es handelt sich hierbei um mein erstes Buchmanuskript. Das Buch trägt den Titel: Im Leben der Geschichte vom Dasein. Dieses Buchmanuskript umfasst insgesamt 143 Buchseiten und gehört zum Genre der Gegenwartsliteratur.

Das Buch ist der erste Teil meiner Manuskriptreihe. Die Kernthematik dieser Manuskriptreihe beschäftigt sich mit dem zeitlichen Empfinden. Das erklärt, warum meine Manuskriptreihe den Titel Zeit trägt.

In diesem ersten Teil der Manuskriptreihe wird das unkonventionelle Zeit-Empfinden des Hauptprotagonisten Glathener Kyrias behandelt. Das seelische Ziel des Hauptprotagonisten besteht im Finden der eigenen Zeit und Loslösung von der weltlichen Uhrzeit.

Die Handlung erzählt die Hypnoseerfahrung des psychisch-labilen Hauptprotagonisten Glathener Kyrias, der eine Faszination für das Wortzählen hat. Im Laufe dieser Hypnoseerfahrung durchlebt der Hauptprotagonist die Reisegeschichte in eine unbekannte Parallelwelt, die in diesem Sinne als Papierwelt bezeichnet wird. Die Papierwelt besteht aus symbolischen Leidenschaften. Im Zuge dieser Erlebnisse verwandelt sich Glathener in den Wortzähler, da seine größte Leidenschaft dem Wortzählen gilt. Während des reisegeschichtlichen Verlaufs begegnet der symbolisierte Wortzähler mehreren verabscheuten Gefühls- und Gemütsvorstellungen (Freude, Konvention, geschlechtliches Neutrum), die sich dem Hauptprotagonisten in menschlicher Form zur Überwindung offenbaren.

Das Ziel dieser auf eine Hypnoseerfahrung beruhenden Reisegeschichte ist die Selbstfindung und der innere Frieden des Hauptprotagonisten. Im Zuge der Reisegeschichte werden auch zeitkritische Themen behandelt, bspw. die Flüchtlingskrise (Kapitel über die Leidtragenden) und KI (Kapitel zum maschinellen Richter). An dieser Stelle ist es wichtig anzumerken, dass ein Hauptmerkmal dieses Roman-Manuskriptes darin besteht, die Dinge nicht beim Namen zu nennen. Im Verlauf der Reisegeschichte gibt es deshalb verdeckte Benennungen für bestimmte Aspekte, etwa allmächtigwissende Mobilitätsgeräte für Smartphones, der religiöse Reformator für Martin Luther oder der große Diktator während der Hungerrevolution für Mao Zedong.

Die symbolische Reisegeschichte schließt mit der Ankunft des Wortzählers im Papierschloss. Dort begegnet er der Staubkönigin als Herrscherin zwischen Vergangenheit und Zukunft. Durch die Begegnung mit der Staubkönigin schließt der Wortzähler Frieden mit sich selbst und mit dem zeitlichen Geschehen – er löst sich von den zeitlichen Normen und von der Uhrzeit, er durchlebt die Zeit-Entschleunigung und findet so die eigene Zeit, die als eine Einheit zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fungiert. Das Buch endet damit, dass Glathener aus der Hypnoseerfahrung wieder zum Bewusstsein erwacht und die Reisegeschichte, die er als Wortzähler durchlebte, zu Papier bringt.

 

Zweites Buch
Fremde Landschaften

Exposé

Es handelt sich hierbei um mein zweites Buchmanuskript. Das Buch trägt den Titel: Fremde Landschaften. Dieses Manuskript umfasst insgesamt 113 Buchseiten und gehört zum Genre der Belletristik und Gegenwartsliteratur.

Das Buch ist der zweite Teil meiner Manuskriptreihe. Die Kernthematik dieser Manuskriptreihe beschäftigt sich mit dem zeitlichen Empfinden. Das erklärt, warum die Manuskriptreihe den Titel Zeit trägt.

In diesem zweiten Teil meiner Manuskriptreihe wird der rückwärtsgerichtete Alterungsprozess des Hauptprotagonisten Sillas behandelt. Das Buch erzählt über das Fremd-Sein in der Welt. Die Kernthematik befasst sich mit dem Prozess des Rückwärtsalterns.

Im Mittelpunkt der Erzählhandlung steht der Hauptprotagonist Sillas, der als Toter geboren wird, das Leben rückwärts durchlebt und schließlich als ungeborener Fötus beim Orgasmus seiner Eltern stirbt.

Im Laufe der Erzählhandlung werden die verschiedenen Entwicklungsphasen beschrieben, die der rückwärtsalternde Sillas durchlebt. An dieser Stelle ist es wichtig anzumerken, dass dieses Buch einen indirekten Bezug auf meinen ersten Roman nimmt. Das wird deutlich, als Sillas im weiteren Verlauf der Erzählhandlung auf seinen älteren Bruder Glathener trifft, der zugleich auch als Hauptprotagonist meines ersten Romans dient. Deshalb gilt dieses Manuskript als indirekte Fortsetzungsfolge meines ersten Romans.

Im Laufe der Erzählhandlung taucht zudem eine weitere Persönlichkeit aus meinem ersten Roman. Es handelt sich hierbei um die fiktive Persönlichkeit der Staubkönigin, die das Schicksal und Zeitempfinden des rückwärtsalternden Sillas bestimmt. Die Staubkönigin gilt als eine Herrscherin über die Zeiten, und sie taucht auch in meinem ersten Roman als hypnotische Vision des früheren Hauptprotagonisten Glathener im Papierschloss. Das erklärt, warum der zweite Roman Parallelen zu meinem ersten Manuskript erweist und dazu dient, die Thematiken der früheren Erzählhandlung weiter zu verfolgen.

Darüber hinaus thematisiert dieses Buch auch die Entfremdung gegenüber dem eigenen Ich und der Wirklichkeit. Diese Art von Entfremdung gibt einen Rückschluss darauf, dass die Menschen um Sillas immer mehr die Gestalt von fremden, sterblich-vergänglichen Landschaften annehmen, weil sie nicht dasselbe rückwärtsgerichtete Schicksal wie er teilen. Daher stammt auch der Titel des Buches Fremde Landschaften.

Neben dem Prozess des Rückwärtsalterns und der zusammengehörigen Entfremdung behandelt das Buch auch verschiedene gesellschaftskritische Themen. Hierzu gehören freiwillige Militäreinsätze, Datenschutzgeheimnisse und profitgierige Familienväter (siehe Kapitel zum Kriegstourismus).

Die Erzählhandlung begleitet den Hauptdarsteller durch die verschiedenen Entwicklungsphasen beginnend mit seiner Auferstehung als alter Mann auf einem nächtlichen Friedhof, gefolgt von seinem provisorischen Wohnaufenthalt beim Freund und der Zeit als Kriegstourist in einem Land, dessen Name aufgrund von Datenschutzgeheimnissen nicht verraten wird bis hin zu seiner Kindheit im Armutsviertel. Die Erzählhandlung beschreibt somit den rückwärtsgerichteten Alterungsprozess des Hauptprotogonisten und verfolgt seine Entwicklung bis in den frühesten Abschnitt seiner Vergangenheit.

Statt in die Zukunft führt dieses Buch in die Vergangenheit des Hauptprotagonisten. Die Erzählhandlung erschafft somit eine Welt außerhalb unseres herkömmlichen Zeitempfindens.

Der Roman endet damit, dass Sillas im Moment der Zeugung als ungeborener Fötus beim Orgasmus seiner Eltern stirbt. Der Tod im Augenblick seiner Zeugung kennzeichnet zugleich auch die Neugeburt von Sillas. Im darauffolgenden Epilog wird als Nachwort  beschrieben, wie das Leben eines frisch geborenen Säuglings in dem Moment beginnt, als Sillas im Mutterleib stirbt. Es stellt sich heraus, dass der Neugeborene das Bewusstsein des verstorbenen Sillas in sich trägt. Daraus folgt, dass der Hauptprotagonist als neugeborener Säugling in einem Paralleluniversum weiterlebt.

Deshalb gibt die Erzählhandlung einen Rückschluss darauf, dass der Lebenszyklus sich ungebunden von Raum und Zeit fortsetzt. Das Ziel dieses Buchs besteht somit darin, eine andere Form der Wirklichkeit zu vermitteln; deshalb stellt die Erzählhandlung unser konventionelles, vorwärts gerichtetes Zeitempfinden in Frage, indem es die Geschichte eines Menschen erzählt, der die Zeit rückwärts erlebt. Der Roman wirft auch die Frage nach dem Paralleluniversum, und ob das Leben in einer solchen parallelen Wirklichkeit möglich ist.

Ähnlich wie beim ersten Roman so war es mir auch bei diesem zweiten Buchmanuskript ein besonderes Anliegen, die Erzählhandlung so verdeckt und vage wie möglich zu halten. Dieses Anliegen mag zur Folge haben, dass es einige wohl vom Lesen des Buchs abschrecken kann. Gleichermaßen wird dieses Buch aber wiederrum andere Leser umso mehr zum Nachdenken und Weiterdenken über den Erzählverlauf anregen.

Drittes Buch

Und dann

Exposé

Es handelt sich hierbei um mein drittes Buchmanuskript. Das Buch trägt den Titel: Und dann. Dieses Manuskript gehört zum Genre der Belletristik und Gegenwartsliteratur.

Mit nur 69 Seiten ist dieses Buch der letzte und zugleich der kürzeste Teil meiner Manuskriptreihe. Die Kernthematik dieser Manuskriptreihe beschäftigt sich mit dem zeitlichen Empfinden. Das erklärt, warum die Manuskriptreihe den Titel Zeit trägt.

In diesem dritten und letzten Teil meiner Manuskriptreihe wird der Sterbeprozess und das zeitlose Leben nach dem Tod auf fiktive Weise in den Erzählstrang gebunden.

Das Buch beginnt mit dem Tod des Hauptprotagonisten, der zugleich als fiktiver Erschaffer und Autor der früheren Buchcharaktere aus den ersten beiden Manuskriptteilen dient. Der Hauptprotagonist stirbt bei einem Autounfall, und sein Geist findet auf der Erde keine Ruhe. Der Todesgrund ist so absurd wie die wiederholte Rückkehr zum Unfallort. Der Hauptprotagonist stirbt, weil er am Steuer zeichnet.

Das Buch beschreibt die unterschiedlichen Entwicklungsphasen dieses verstorbenen Mannes, beginnend mit dem Tod am Unfallsteuer des Fahrzeugs, gefolgt von der Ruhelosigkeit auf der Erde bis hin zu Gottes Erlaubnis in den Himmel und die Rebellion des Geistes gegen Gottes Profitgier.

In diesem Sinne wirft das Buch die Frage auf, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, wo das Bewusstsein, die Seele und der Verstand – im Gegensatz zum körperlichen Verfall – zeitlos und unsterblich bleiben.

Das Ziel des verstorbenen Geistes besteht darin, die seelische Ruhe zu suchen, die er auf der belebten Erde nicht finden kann. Doch selbst nach der Einkehr in den Himmel kann er diese Ruhe nicht finden. Stattdessen findet er im Himmel einen profitgierigen Gott, der mit der himmlischen Infrastruktur einen Wirtschaftszweig errichtet, um die Lebenden auf der Erde mit dem Verstand der Toten zu bereichern. In diesem Sinne zeigt dieses Buch Gott aus einer anderen, aus einer menschlichen Perspektive, als ein Gott, der etwa die Zeichnung, die der verstorbene Geist im Todesmoment anfertigte, als Eintrittskarte für den Himmel im Gegenzug fordert.

Jenseits unserer konventionellen Vorstellungen von einem Gott der Nächstenliebe, zeichnet diese Handlung Gott als profitgierig, wirtschaftsgetrieben und ungerecht.

Der Geist wehrt sich gegen die himmlische Infrastruktur, da er sich nicht bereit erklären will, seinen Verstand, das Bewusstsein, und die Erinnerungen ums frühere Dasein für die selbstverschuldete Lage der Lebenden aufzugeben. Das liegt daran, dass der Geist die Erinnerungen um seine früheren Buchcharaktere nicht verlieren will. Diese fiktiven Buchcharaktere, die der Verstorbene zeitlebens erschaffen hatte, versinnbildlichen zugleich die Protagonisten der ersten beiden Teile meiner Manuskriptreihe.

Fortan verschlimmert sich die Lage auf der Erde, und die Lebenden verlieren immer mehr an Verstand, da auch andere Geister dem Beispiel des Hauptprotagonisten folgen. Die Folgen hiervon sind Klimaerwärmung, Bürgerkriege und Pandemien auf der Erde.

Im Mittelpunkt der Handlung steht auch die spirituell kluge Frau, die dem Geist als irdischer Prototyp dient. Eingesperrt in seiner himmlischen Gefängniszelle beobachtet der rebellische Geist das Geschehen auf der Erde, die sich wie eine Leinwand unter ihm ausbreitet, und vor allem beobachtet er seinen irdischen Prototypen in Gestalt einer Frau bei ihren täglichen Rundgängen. Der Geist beneidet diese Frau darum, dass sie die Zeit der Lebenden erleben darf – eine Zeit, die der verstorbene Hauptprotagonist durch den Tod verloren hat.

Gegen Ende des Buches offenbart sich der Geist dieser Frau als Dämon bei einer Lesung, um Rache gegen Gott zu üben. Nachdem die Frau unter der Last dieser dämonischen Heimsuchung zusammenbricht, macht sich Gott im Lesesaal hörbar, und alle Uhren bleiben stehen. Als Gott spricht, gibt es buchstäblich keine Zeit mehr, weder für die Lebenden noch für die Toten.

Das Buch endet damit, dass Gott seine Ungerechtigkeit gesteht. Durch seine Ungerechtigkeit zeigt Gott, dass es die Gerechtigkeit gibt. Diese Pointe deutet darauf hin, dass es die Gerechtigkeit ohne die Ungerechtigkeit nicht geben kann, denn die Gerechtigkeit braucht die Ungerechtigkeit, wie der Satz seinen Gegensatz braucht.

Das Kernanliegen dieses Buches besteht darin, ein Bewusstsein für die Unsterblichkeit der Seele zu schaffen. In diesem Sinne zeigt das Buch, dass seelische Eigenschaften, wie Verstand, Emotionen und Erinnerungen sich ungebunden von Raum und Zeit fortsetzen können.

Viertes Buch
Anti-Immun-Human

Exposé

 

In jeder Krise steckt auch eine Möglichkeit.

Dieser Satz beschreibt mein neues Buch wohl am besten. Wie kein anderes behandelt dieses Buch den Gesundheitswahn, der die Menschen untereinander spaltet und Krisensituationen, aber auch neue Möglichkeiten schafft. Das Buch trägt den Titel Anti-Immun-Human und gehört zum Genre der Gegenwartsliteratur und Belletristik. Mit 93 Seiten ist es mein viertes Manuskript und zugleich der erste Teil der neuen Trilogie zum Thema Unabhängigkeit.

Die Unabhängigkeit ist auch die größte Sehnsucht des Hauptprotagonisten als Bewohner einer Stadt, wo offiziell nur Ärzte leben. In dieser Sehnsucht spiegelt sich der menschliche Gesundheitswahn und die weltweite Angst vor Tod, Viren und Krankheiten, was allesamt als Warnsignal vor der ungesunden Vergangenheit im Krankheitsnamen der Darsteller auftaucht. Diese Angst vor den ungesunden Abgründen unserer Existenz überwindet der Ich-Erzähler in seinen verbotenen Tagebucheinträgen, die zugleich auch das fiktive Fundament dieses Buchmanuskriptes bilden.

Die Handlung spielt in der fernen Zukunft. Das Buch beginnt mit dem ersten Tagebucheintrag des Ich-Erzählers im Jahr 2100. Diese Tagebucheinträge erstrecken sich über 20 Jahre bis ins Jahr 2121. Es ist eine Zukunft, die sich rein im virtuellen Raum abspielt. Die Menschen kennen sich nicht mehr persönlich, sondern nur noch virtuell. Es wird auch vorwiegend virtuell gearbeitet, geforscht und geimpft.

Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Unsterblichkeitsimpfung. In dieser Impfung spiegelt sich die menschliche Angst vor der Sterblichkeit und der weltweite Wille, immer länger und gesünder leben zu wollen. Große Teile der Weltbevölkerung werden dank dieser Impfung unsterblich, Krankheiten gibt es nicht mehr, Friedhöfe werden geschlossen, und der Tod wird zum Tabu-Thema.

Dieser allgemein herrschende Gesundheitswahn spaltet die Bewohner der Ärztestadt, und somit auch die diskriminierte Randgesellschaft der Ausgestoßenen, die sich gegen die Impfpflicht wehren und für die Sterblichkeit als natürlichen Lebenswerdegang plädieren. Anti-Immun-Human dient als Redeanführer dieser Randgesellschaft und als Name, der sich im Titel dieses Buches widerspiegelt. Zugleich ist Anti-Immun-Human weltweit der einzige Mensch mit fünf Augen, die jeweils ihre eigene Bedeutung tragen.

Die Ausgestoßenen, das sind Menschen, die an wirklichen Krankheiten leiden und im Gegensatz zur großen Masse menschliche Namen tragen. Durch ihren Widerstand gegen Massenimpfungen und Gesundheitswahn entfachen die Ausgestoßenen einen Bürgerkrieg. Es kommt zu Protesten und Gewaltausschreitungen, womit die Ausgestoßenen die eigene Unabhängigkeit vom Gesundheitswahn der Mehrheit und das Recht zur freien Selbstbestimmung erzielen. Diesen Prozess verarbeitet der Ich-Erzähler in seinen geheimen Tagebucheinträgen.

Anti-Immun-Human, die Ausgestoßenen und auch der Ich-Erzähler, der insgeheim mit dieser Randgesellschaft sympathisiert, das sind Menschen, wie du und ich, denn sie reflektieren unsere größten Sehnsüchte nach der Freiheit.

Das Ziel dieses Buchmanuskriptes besteht somit darin, ein Bewusstsein für die Unabhängigkeit als Recht zur freien Selbstbestimmung jenseits vom Gesundheitswahn zu vermitteln. Der Weg zu dieser Form der Unabhängigkeit kennzeichnet die Akzeptanz, dass Tod und Krankheiten, ähnlich wie Geburt, zum Leben dazugehören. Ein Spiegel der natürlichen Unabhängigkeit unserer Gegenwart für die Zukunft, das sind auch die ungesunden Abgründe, ohne die unsere Existenz nicht möglich wäre.

Fünftes Buch
Bingo

Exposé

Eines sei geschrieben, für die literarische Ewigkeit geschrieben, frei von Geheimnissen geschrieben: Bingo ist kein Lotteriespiel und auch kein Gesellschaftsspiel. In dieser Erzählung ist Bingo der Name eines Affen, der sich mit einem Menschen paart. Darin zeigt sich auch die große Thematik in Form einer Frage, die einfacher und komplizierter nicht sein könnte.

Kann es eine Kreuzung zwischen Menschen und Affen geben?

Und gerade, weil sie so einfach klingt, ist diese Frage kompliziert für unser ethisches Verständnis der menschlichen Evolution und Abstammung. In diesen Gegensätzen zeigt sich, dass die Schwierigkeit oftmals im Einfachen steckt.

Und mit dieser Frage stellt dieses Buch unsere herkömmliche Auffassung von der Evolution auf den Kopf. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Affe namens Bingo, und dieser Name dient auch als Buchtitel. Mit 95 Seiten ist Bingo mein fünftes Manuskript und zugleich der zweite Teil der neuen Trilogie zum Thema Unabhängigkeit. Dieses unkonventionelle Buch gehört zum Genre der kontroversen Gegenwartsliteratur und Belletristik.

Die Handlung schildert, wie ein Affe zum Menschen wird. Demnach dient die Unabhängigkeit der Rassen als Herzstück dieses Buches. Gleichzeitig ist diese Erzählung auch ein Abbild unserer eigenen menschlichen Verletzlichkeit im Hinblick darauf, dass wir von Affen abstammen. Ob Affen klüger, mächtiger und stärker als wir Menschen werden können, das ist ein großes Rätsel, das uns die Evolutionskette auf diesen Buchseiten offenbart. Und dieses Evolutionsrätsel, es ist wie eine leise Vorahnung darauf, dass wir früher oder später unsere Menschlichkeit neu definieren müssen.

Sechstes Buch

Tragisch, komisch, wunderlieb

Exposé

 

Kann eine Handlung noch das Tragische und Komische gleichermaßen in sich vereinen, sodass pure Harmonie und ein wärmendes Gefühl von Freiheit daraus als Literatur für die Seele geboren werden?

Dieses Buch beweist, dass so etwas möglich ist, denn es verbindet all diese gegensätzlichen Komponenten als Gesamtbild, die Tragödie, das Wunderliebliche sowie die belustigte Komik – aus dem Unbewusstsein, aus der Seele springend.

Und das tut es scheinbar, wie von alleine, und ohne die Einwirkungskraft von mir, als Autorin, die diese Handlung niederschrieb und als unkonventionelles Literaturwerk der experimentellen Gattung festhielt.

Auf 119 Seiten erzählt dieses Buch die Geschichte eines Schauspielers, der nach dem Sinn des Lebens sucht und diesen Lebenssinn als Penner wiederfindet. Der Anfang wird aus der Sichtweise des Schauspielers geschildert. In der Ich-Person erzählt der Schauspieler, wie der Anfang damit beginnt, dass er auf einer Parkbank sitzt und sich überlegt, wie er seine Existenz anders gestalten könnte. Trotz seines Berufslebens auf der Theaterbühne fühlt sich der Schauspieler unzufrieden, eingeengt und eingeschränkt in seinem persönlichen Freiraum. Deshalb beschließt er, die Härte als städtischer Wandernomade zu erfahren, um wirklich frei denken zu können. Mit dem Ziel, dieses komplett unabhängige Dasein als Penner für die Zuschauermenge zu spielen, sucht er den Kontakt zu seiner früheren Geliebten auf, die neben ihren Pornobüchern, auch unkonventionelle Projekte veranstaltet. Unter Alkoholeinfluss überredet er später seine frühere Freundin dazu, ein Penner-Projekt für ihn ins Leben zu rufen.

Aus diesem anfänglichen Projekt entsteht später die Reise des Penners um die Welt. Finanziert wird die Pennerweltreise aus den Spenden der frustrierten Hausfrauen und Hauptleserschaft der Pornoautorin. Das Penner-Projekt entwickelt sich zu einem Persönlichkeitsspiel mit vielen Namen. Der einzige Darsteller und Hauptteilnehmer dieses Spiels bleibt der Schauspieler, der die neue Persönlichkeit als Penner annimmt, um frei und unabhängig zu denken. Im Zuge seiner Weltreise begegnet er anderen Kulturen und Charakteren, die mindestens so stark nach dem freien Denken jenseits von der Masse streben, wie er. Und auch der Penner (ehemals Schauspieler) entdeckt dieses anonyme Lebensgefühl, verbunden mit der Freiheit, unerkannt zu bleiben. Dieses grenzenlose Lebensgefühl von Freiheit begleitet den gespielten Penner während seiner gesamten Weltreise im Denken, wie im Handeln. Dabei entwickelt sich das initiierte Projekt rund um seine neue Persönlichkeit immer mehr zu einer ausspionierten Realityshow als Softwarespiel, wo das inszenierte Leben des Penners von anderen Zuschauern hinter versteckter Kamera überwacht, beobachtet, verfolgt und virtuell gespielt wird.

Wie der Titel zeigt, ist dieses Buch wie eine offene Erzählung der Abgründe, Gegensätze und Glücksfälle. Zugleich kennzeichnet jedes Buchkapitel auch einen Abschnitt, aus unterschiedlichen Erzählerperspektiven betrachtet. Das erklärt, warum all die in diesem Manuskript vorkommenden Handlungen individuell sind, für sich selbst als Ideen stehend, und zu einem einzigartigen Sprachbild zusammengefügt. Die Frage danach, ob wir komplett frei und unabhängig von den Vorstellungen der Massengesellschaft leben können, lässt dieses Buch unbeantwortet – stattdessen gewährt es uns den Freiraum, selbst zu bestimmen, ob wir unabhängig sein wollen. Und hinter diesem Willen, frei zu denken und frei zu entscheiden, verbirgt sich auch die Botschaft als höherer Sinn, der über uns steht.

Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band I

Exposé

 

Es handelt sich hierbei um das Band I meiner gesammelten Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten. Das Band umfasst insgesamt 91 Seiten und gehört zum Genre der experimentellen Lyrik und Prosa.

Die Texte werden von einzelnen Illustrationen begleitet. Es handelt sich hierbei um meine eigenen Zeichnungen, die ich im Laufe der Jahre erstellt habe. Die Zeichnungen habe ich eingescannt und als JPG-Bilderdateien zu den gesammelten Texten hinzugefügt.

Der Schreibprozess an diesen Texten erstreckte sich über mehrere Jahre und mindestens genauso viele Beobachtungen.

Die gesammelten Texte beschäftigen sich überwiegend mit gesellschaftlich relevanten Themen, wie die Corona-Pandemie, Klimaerwärmung und politische Satire.

Ein besonderes Anliegen war es mir hierbei, der eigenen Kreativität und weltlichen Auffassung Ausdruck zu verliehen. Das erlaubt einen Rückschluss darauf, dass die gesammelten Texte auch als eine Chronik des zeitlichen Geschehens gelten können. Deshalb zeugen die Texte von jahrelangen Beobachtungen, die ich mit der potenziellen Leserschaft teilen will.

Diese Texte richten sich demnach an Leser, die sich bewusst und kritisch mit dem Zeitgeschehen auseinandersetzen. In diesem Sinne besteht das Ziel dieser gesammelten Werke darin, Inspirationen zu vermitteln, sodass neue Ideen daraus entstehen können.

Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band II

Exposé

 

Der letzte Bürgermeister in einem Dorf, wo niemand außer ihn wohnt und die Gräber der Vergangenheit vor sich modern. Das Ende vom Ende, täglich auf den Straßen gesehen. Und Demenz als die Krankheit unserer Zukunft. Diese und andere Thematiken bilden das Herzstück meines zweiten Lyrikbandes.

Auf 91 Seiten wird die Zeit der gesammelten Tageseindrücke in dieser zweiten Sammlung festgehalten. Und ähnlich wie beim ersten Lyrikband so gehört auch diese zweite Sammlung zur Gattung der experimentellen Lyrik und Prosa. Doch im Unterschied dazu sind es dieses Mal weniger Illustrationen. In diesem Sinne war es mir ein besonderes Anliegen, die Vorstellungskraft durch das rein Textliche bei der Leserschaft zu erwecken.

Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Erinnerungen. Die ausgestrahlte Erinnerungskraft wird malerisch in Gedichten, wie Vergessen-Worden-Sein und Bürgermeister im Ein-Seelen-Dorf zum Ausdruck gebracht. Darin zeigt sich die Vergangenheit aus einer anderen, aus einer verletzlichen Perspektive, nämlich als etwas Kostbares und Unwiederbringliches, das uns im Gedächtnis weiter begleitet und entwickelt, obwohl es längst nicht mehr bei uns weilt.

Auch der gesellschaftliche Verfall bildet eine weitere Thematik dieser Sammlung. Das zeigt sich vor allem in der schnelllebigen Abhängigkeit vom Massenkonsum als Hintergrund der Kurzgeschichte Modernes Sklaventum.

Parallel dazu offenbaren sich die leeren Straßen während des Corona-Lockdowns, etwa in Gedichten, wie Osterruhe, still in der Nacht. In inneren Bildern wird der Zeitgeist verarbeitet. Diese Texte zeugen somit von einem reichen Fluss aus wiederkehrenden Ideen, die in schriftlicher Form verarbeitet wurden. Es sind bleibende Ideen, die niemals ausgehen.

Das Ziel dieses zweiten Lyrikbandes besteht somit darin, etwas Bleibendes für die Nachwelt zu erschaffen. Das Bleibende ist gleichzeitig aber auch eine Sinnsuche, die etwa in Gedichten, wie Die Suche nach etwas, das bleibt zur Wirklichkeit wird.

Die Ideen, woraus sich die Texte dieser zweiten Sammlung nähren, diese Ideen wachsen mit der Person, die sie weiterentwickelt. Demnach richten sich diese Texte an Leser, die bereit sind, mit mir diesen Schritt zu gehen, um etwas Neues in der Literatur zu wagen. Wer aus dem geistigen Gefängnis der Vorurteile und Oberflächlichkeiten ausbrechen will, dem sei dieses Buch ans Herz gelegen.

Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band III

Exposé
 

Was wäre, wenn… Gedanken zur lyrischen Kreativwirklichkeit würden. Experimentell, nicht wahr? In diesem Exposé wage ich einen schriftlichen Dialog mit Dir als Leser. Lieber Leser, zum Zweck der Einheitlichkeit in männlicher Form gehalten, wusstest Du, was die Schreibzutaten sind, um die Texte so zu gestalten, damit ihre Wörter uns in die Seele blicken? Dass Texte sich gut anhören müssen, wissen die meisten von uns. Dass lyrische Texte sich auch gut anhören können, dafür interessieren sich nur die wenigsten. In diesem dritten Lyrikband beweise ich das Gegenteil hiervon. Und warum überhaupt soll dieses Gegenteil aufgezeigt werden? Die Antwort darauf ist so einfach und tiefgreifend, dass kaum jemand sie als Erkenntnis akzeptieren kann. Lyrik trägt unser spirituelles Bewusstsein nach außen, so auch diese gesammelten Gedichte und Kurzgeschichten, die sich als seelischer Gedankenspiegel des Zeitgeschehens offenbaren. Und ähnlich wie die Manuskripte stellt auch meine Lyrik die gesellschaftlich verpönten Abgründe in Frage, worüber sich die meisten von uns so sehr schämen, dass sie sich gar nicht einmal trauen, darüber zu sprechen oder zu schreiben. Diese verdrängten Abgründe sind zugleich auch meine gesammelten Schriften im neuen Lyrikband.

Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band IV

Exposé

 

Über drei Besonderheiten verfügt diese vierte Lyriksammlung. Von allen zuvor veröffentlichten Gedichtsammlungen ist dieser Band hier am längsten. Neben dieser ersten Besonderheit sei an zweiter Stelle noch genannt, dass es mein erster Gedichtband mit einem Vorwort ist. Und die dritte Besonderheit zeigt sich am reichen und aufschwellenden Humor der in diesem Band enthaltenen Satire-Gedichte – das Komische und Irrsinnige auf einer Ebene mit der Ernsthaftigkeit und Selbstverwirklichung im lyrischen Zauberfluss. Sehr nah an unserer politischen Gegenwart und sehr nah am Zeitgeist – und gerade deswegen entlegen, passiv und zurückgezogen – als in sich gekehrte Beobachtungen, die den hektischen Alltag, die rasanten Veränderungen und Terminüberlastungen im 21. Jahrhundert als festgehaltene Lyrik zum zeitlichen Stillstand bringen.
2022 – ein abgebildetes Jahr auf 112 Lyrikseiten.

Deshalb kann die in diesem Band enthaltene Lyrik ebenso gut als eine empfundene Chronik des Zeitgeschehens gelten, beginnend mit den Corona-Einschränkungen bis hin zu den verblüffenden Lockerungen, von der Energiekrise über den Ukraine-Krieg bis hin zum verloschenen neun-Euro-Ticket. Zugleich werfen die angesammelten Zeitchronikgedichte ein freies und grenzenloses Licht auf unsere eigene Vergänglichkeit im raschen Wandel. Und diese Botschaft ist zugleich auch das Ziel meines Lyrikbandes. Jenseits von Terminen, Hektik und Reizüberflutung, jenseits vom Stress und Gesundheitsfaschismus vermittelt meine Lyrik eine andere, eine freie Perspektive auf unsere krisenreiche Konsumgesellschaft und ihr Geschehen.

Und diese alternative Freiheit findet in meinen Gedichten zu sich selbst, ungeachtet von der Außenwelt. So rücksichtslos, verantwortungslos und inspirierend, wie nur möglich. Ein Vorbild für sich selbst, und nicht für andere.

 

Zeit

Zu dieser Manuskriptreihe

Diese erste Manukriptreihe befasst sich mit der Auffasung von Zeit. Daraus sind drei Bücher entstanden: Im Leben der Geschichte vom Dasein, Fremde Landschaften, Und dann.

Auf individuelle Art und Weise bilden diese drei Bücher unsere Zeit ab – die Zeitentschleunigung wie bei Glathener im ersten Buchteil, das Rückwärtsaltern bei Sillas im zweiten Buchteil und das Fehlen von Zeit wie beim verstorbenen Geist und fiktiven Erschaffer dieser Charaktere im dritten und letzten Buchteil.

Jenseits von Normen und Konventionen vermittelt diese Manuskriptreihe ein anderes Gefühl von Zeit – es ist die Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Jedes Buch, ein individuelles Schriftwerk, dessen Handlungen und Charaktere jedoch eng miteinander verwoben sind und ein zeitliches Bewusstsein aus mehreren Blickwinkeln erschaffen.

Diese kleine Manuskriptreihe, eine Fantasie-Epoche, wie ein bleibendes Abbild im schnelllebigen Fluss der Zeit.

Unabhängigkeit

Zu dieser Manuskriptreihe

 

 

Unabhängigkeit ist die Thematik dieser gleichnamigen Trilogie, bestehend aus drei Büchern: Anti-Immun-Human, Bingo und Tragisch, komisch, wunderlieb. Diese Bücher stehen für individuelle Charaktere.

Und jedes dieser Charaktere vertritt dabei seine eigene Art der Unabhängigkeit. Während es bei Anti-Immun-Human im gleichnamigen Buch die Unabhängigkeit vom Gesundheitswahn ist, symbolisiert Bingo die Unabhängigkeit der Rassen durch die sexuelle Liebesbeziehung zwischen Affen und Menschen. Beim gespielten Penner im dritten und letzten Buchteil hingegen ist es die Unabhängigkeit vom konventionellen Denken.

Aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen diese Bücher das Suchen und Finden, die Sehnsucht und das Verlangen nach dem größten Bedürfnis unserer Existenz. Und zurück bleibt der Mythos als mannigfaltige Botschaft, die sich hinter jeder Form der Unabhängigkeit für die Leserschaft darbietet und zum Weiterdenken anmutet.

 

APHORISMEN, GEDICHTE UND KURZGESCHICHTEN BAND IV Exposé Über drei Besonderheiten verfügt diese vierte Lyriksammlung. Von allen zuvor veröffentlichten Gedichtsammlungen ist dieser Band hier am längsten. Neben dieser ersten Besonderheit sei an zweiter Stelle noch genannt, dass es mein erster Gedichtband mit einem Vorwort ist. Und die dritte Besonderheit zeigt sich am reichen und aufschwellenden Humor der in diesem Band enthaltenen Satire-Gedichte – das Komische und Irrsinnige auf einer Ebene mit der Ernsthaftigkeit und Selbstverwirklichung im lyrischen Zauberfluss. Sehr nah an unserer politischen Gegenwart und sehr nah am Zeitgeist – und gerade deswegen entlegen, passiv und zurückgezogen – als in sich gekehrte Beobachtungen, die den hektischen Alltag, die rasanten Veränderungen und Terminüberlastungen im 21. Jahrhundert als festgehaltene Lyrik zum zeitlichen Stillstand bringen. 2022 – ein abgebildetes Jahr auf 112 Lyrikseiten. Deshalb kann die in diesem Band enthaltene Lyrik ebenso gut als eine empfundene Chronik des Zeitgeschehens gelten, beginnend mit den Corona-Einschränkungen bis hin zu den verblüffenden Lockerungen, von der Energiekrise über den Ukraine-Krieg bis hin zum verloschenen neunEuro-Ticket. Zugleich werfen die angesammelten Zeitchronikgedichte ein freies und grenzenloses Licht auf unsere eigene Vergänglichkeit im raschen Wandel. Und diese Botschaft ist zugleich auch das Ziel meines Lyrikbandes. Jenseits von Terminen, Hektik und Reizüberflutung, jenseits vom Stress und Gesundheitsfaschismus vermittelt meine Lyrik eine andere, eine freie Perspektive auf unsere krisenreiche Konsumgesellschaft und ihr Geschehen. Und diese alternative Freiheit findet in meinen Gedichten zu sich selbst, ungeachtet von der Außenwelt. So rücksichtslos, verantwortungslos und inspirierend, wie nur möglich. Ein Vorbild für sich selbst, und nicht für andere





 

Über mich

A

Über mich

Ich heiße Alexandra und begeistere mich voller Leidenschaft für kreative Werke. Diese Begeisterung möchte ich mit anderen teilen und deshalb habe ich diesen einfachen Blog ins Leben gerufen.

 

2020 war für mich in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr. Trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie. In diesem Jahr wurde mein Gedicht für die geplante klassische Edition der Frankfurter Bibliothek  ausgewählt. Das weltbekannte Lyrikband erscheint jährlich kurz vor Weihnachten.

Ich habe nun selbst durch mein Gedicht einen Beitrag zum Jahrgang dieses Lyrikbandes geleistet. 

Das ausgewählte Gedicht trägt den Titel Der Schmetterling im freien Friedensflug.

Es ist nur eines von zahlreichen Gedichten, die ich bislang verfasst habe, und doch ein erster Schritt in die Welt der Literatur.

Auf dem Screenshot erscheint nur ein Auszug dieses Gedichtes.

Im Folgenden gibt es das Gedicht in voller Länge:

Der Schmetterling im freien Friedensflug

 

Leichtigkeit lebt in seinen Flügeln und seliger Frieden im Flug,

Wolkendecken gleiten seitwärts,

um Platz zu gewähren,

für ihn, den Schmetterling,

Freiheit kostender Liebhaber im Flug,

der wahre Künstler der Luft.

 

Letzte Regendünste schenken ihm die letzten Wassertropfen,

erregt schwingen sich die federleichten Flügel über das Wasser.

 

Eine Luftstraße wurde eigens für ihn errichtet,

und die Wolken gestatten einen zartschmelzenden Schwebebahnflug.

 

Im Flug befliegen Schmetterlinge die Freiheit,

bedeutungslos, die Richtung,

bedeutungslos, das Ziel,

nur jener Flug zählt.

 

Wärmegesättigt in der Luft berstender Wolkenkessel

befliegt der Schmetterling die Kunst der Freiheit

im friedlichen Himmelspfad.

Lebenslauf, eine vereinfachte version

Veröffentlichungen

​​https://www.epubli.de/suche?q=alexandra+caragata

https://acaragata.wixsite.com/blogkreative

https://kunstkulturliteratur.com/2022/01/22/stelle-dir-vor-jeder-moment-als-gottliche-verwandlung/

https://liegener.jimdofree.com/bubenreuther-literaturwettbewerb/

SCHREIBERFAHRUNG

 

2020                                                                   Buchprojekte

                                                                              Titel: Im Leben der Geschichte vom Dasein

                                                                              Titel: Fremde Landschaften

                                                                              Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band I

2021                                                                   Buchprojekte

                                                                            Titel: Und dann…

                                                                            Titel: Anti-Immun-Human

                                                                            Titel: Bingo

                                                                            Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band II

 

2022                                                                 Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band III
                                                                           Titel: Tragisch, komisch, wunderlieb

                                                                           Aphorismen, Gedichte und Kurzgeschichten, Band IV
 

Aktuelles Buchprojekt:                                  Titel: Wissen und Unwissen      

 

(1) 2020-12-24 22_18_13-Gedicht_Edition_

Galerie mit eigenen Fotos

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Kreuze an die Wand nageln

Man sagt,

du sollst nicht den Teufel

an die Wand malen,

schimpft die verzweifelte Mutter

mit ihrem skeptischen Kind, das umso gelassener reagiert.

 

Ich will nur Kreuze

an die Wand nageln,

sagt das Kind,

ruhig, gespannt und gleichgültig wirkend.

 

Die Mutter dagegen,

sie glaubt ihm

kein einziges Wort

und schreit erneut

zu ihm,

und immer sind es dieselben Klagen.

 

Du sollst nicht den Teufel

an die Wand malen,

brüllt sie empört.

 

Und das Kind erwidert

abermals mit gegensätzlicher Tonlage,

als müsste es einen Gedanken unbedingt loswerden,

dabei war es die wiederkehrende Handlung

und Behandlung, die er ihr stets vor Augen führte.

Ich will nur

Kreuze an die Wand nageln,

sagt das Kind

und scheint allmählich

die Geduld zu verlieren.

 

Im dunklen Dämmerlicht nagelst du

diese unsinnigen Kreuze an die Wand.

 

Warum,

entgegnet das Kind

vielmehr

neugierig

als verärgert.

 

Warum soll es

nicht so sein,

nur Pessimisten nageln Kreuze an die Wand

und verbotene Gedichte im Dunklen,

wirft die Mutter vor,

noch gereizter

als zuvor.

 

Kreuze an die Wand nageln,

sagt das Kind verwundert,

als wäre es nur etwas Alltägliches und Wiederholendes,

Kreuze an die Wand nageln,

es ist die Passion Christi,

Überwindung aller Hindernisse.

Passiver Geist

Im schwachen Körper einer Frau,

aber mit dem abgehärteten Geist eines Mannes.

 

Passiver Geist,

offiziell

für die Außenwelt

als lebendiger Mensch

dargebracht,

entgegengebracht

und mitgebracht.

 

Aus der Ferne,

Millionen

Lichtjahre

von uns entfernt,

vermittelt

und übermittelt.

 

Ein passiver Geist

im eigenen Leben.

 

Mit dem Handylicht

beleuchtet.

 

In der tiefen Dunkelheit.

 

Im widersprüchlichen Zwielicht

die lästigen Nachbarn

mitkriegen,

gerade wenn ich sie nicht mitkriegen will,

sondern ausblenden,

und vielmehr noch

durch gewünschte Musik

übertönen.

 

In einer dunklen Scheune

Um 23 Uhr nachts,

festgehaltene Zeit

in einer dunklen Scheune

mit stehengebliebener Uhr,

Jahre und Jahrzehnte

überdauert.

 

Du fragst dich,

warum ich

ausgerechnet in einer dunklen Scheune

gerne schreibe.

 

Und die dunkle Scheune,

ein Ort,

so dreckig, wie ein Stall.

Zahllose Emotionen auf einmal

 

Auf der Flucht

vor dem überraschenden Abgrund,

dabei will ich so gerne darin graben.

 

Manchmal reicht ein einziger Absatz aus,

um gesamte Charaktere abzubilden.

 

Empfindungen,

bloße Empfindungen,

bloßgestellt

und verstellt,

doch ihre Grimassen,

ihre Mimik

und Gestik,

und vor allem diese zarten Frauenhände,

wild gestikulierend,

als Gesamtheit von allen Gesamtheiten

dargestellt,

sie bleiben.

 

Wahrheit trifft auf Lüge,

Wahrheit und Lüge,

in eurem vereinigten Abgrund

wollen die Hände graben.

 

 

 

Letzte Nacht

 

In einer Wohnung

mit fremden Möbelstücken.

 

Zwei Jahre

überwunden

im Guten,

wie im Schlechten.

 

Letzte Nacht,

für immer

stirbt die Erinnerung

mit dem Auslöschen

und Wiedererwachen.

 

Letzte Nacht

für die zu Ende gehende

Phase,

Entwicklungsphase.

 

 

 

Verspätungen

 

Verzögerungen,

Verspätungen

und die ewige Wartezeit,

die wütend macht

und die Gemüter

mit Hass erhitzt.

 

Verzögerungen,

Verplanungen,

Verspätungen

und kein Ende in Sicht.

 

Bislang wurde

hauptsächlich das Auto

gefördert

und weniger die Deutsche Bahn.

 

Und nun

mit dem vergangenen

Neun-Euro-Ticket-Andrang,

abgelaufen

und davongelaufen,

bricht die heißgeliebte Sparmanie

an ihren eigenen Maßstäben zusammen.

Leseproben

Im Leben der Geschichte vom Dasein

 

Eine Leseprobe

von

Alexandra 

 

Die Staubkönigin

Voller Neugierde, Überraschung und Erstaunen beobachtete der Wortzähler das Meer aus Staubflocken, die sich rund um ihn ausbreitete. Größer wurde. Bis es eine menschliche Gestalt annahm. Unmerklich, so schien es dem Wortzähler, nahezu subtil und schleichend fügten sich die Staubflocken der Staubkönigin zusammen.

An der Schwelle zwischen Vergangenheit und Zukunft, begrüßte sie, die Staubkönigin, ihren Neuankömmling. Mit trockener, verrauchter, undeutlicher Stimme sagte sie: „Zwei Richtungen gibt es, überall wohin Sie blicken – nur diese beiden Richtungen – ein Vor und Zurück, das ist das Leben, ein vereinigter Leib, eine Zukunft, die zur Vergangenheit wird, eine Vergangenheit, die zur Zukunft wird, das bin ich, die Staubkönigin.“

Unwirklich war diese Situation für den Wortzähler. Unfreiwillig befand er sich hier, vor dieser realitätsfremden Frau, deren Worte er nicht verstand. Denn die Staubkönigin sprach sehr undeutlich, nahezu zusammenhanglos, wie in einer Zungensprache, die nur ganz wenige Menschen verstehen konnten.

Der Wortzähler war enttäuscht, er hatte sich diese Begegnung, den gedanklichen Höhepunkt seiner Reisegeschichte spektakulärer vorgestellt. Und nun stand er im Halbdunklen vor dieser Frau, deren Sprachstil er nur vage verstand. Nicht einmal ihre körperlichen Umrisse konnte er deutlich sehen, denn die Gestalt der Staubkönigin war nur zur Hälfte erkennbar – ein schwaches, flimmerndes Licht im Dunklen.

„Ich meine Sie, nicht recht zu verstehen, verehrte Frau“, der Wortzähler wehrte sich noch immer gegen diese Begegnung.

„Ihre Stimme ist – wie alles an Ihnen – sehr undeutlich, vage… Geradezu größenwahnsinnig. Es scheint mir, als ob Sie in einer Art von Zungensprache reden. Ich jedenfalls vermag, sie nicht zu verstehen.“

„Blicken Sie in sich hinein“, forderte die Staubkönigin.

„Was soll das nun heißen?“, fragte der Wortzähler voller Verwirrung.

Doch die Antwort der Staubkönigin blieb aus. Stattdessen tauchten Erinnerungen in den Gedanken des Wortzählers auf. Diese Erinnerungen traten wieder an die Geistesoberfläche und wurden zur Wirklichkeit des durchlebten Daseins. Eine Fülle längst vergessener Erinnerungen, ganze Entwicklungsabschnitte durchstreifend, im Leben der Geschichte vom Dasein verharrend.

Erinnerungen an das vergangene Leben – Lakrejas Duft nach Papier, die Gute-Nacht-Geschichten der Mutter, das Rätsel der Wünschelrute. Die Vergangenheit dieser Erinnerungen prägte die Gegenwart und die Zukunft des Wortzählers. Dank dieser Vergangenheit konnte er sich zum Menschen entwickeln, zu dem er nun geworden war.

So durchlebte der Wortzähler noch einmal diese gedanklichen Erinnerungsabschnitte, noch einmal sog er Lakrejas papiern-zart-körperlicher Duft in sich hinein, noch einmal wurde er zum Kind, das der sanft-mütterlichen Stimme im schlaftrunkenen Traum lauschte, noch einmal suchte er nach dem vergeblichen Rätsel der Wünschelrute, nach vergeblichen Wünschen.

„Anerkennen Sie“, so die undeutliche Stimme der Staubkönigin, „da Sie nun in sich hineingeblickt haben, anerkennen Sie, verehrter Wortzähler!“

Es hatte den Anschein, dass die Staubkönigin ihn mit der plötzlichen Aufforderung wie aus dem Schlaf weckte – zu erschreckt riss der Wortzähler seine Augen auf, hob sich aus gedanklichen Erinnerungen empor und sah für eine unbestimmte Zeit in die Richtung der Staubkönigin.

Und je mehr der Wortzähler – nach diesem gedanklichen Besuch in der Vergangenheit – in die Richtung der Staubkönigin sah, umso mehr glaubte er sie zu verstehen.

„Ich anerkenne die Vergangenheit, die durchlebt wurde und die Zukunft, die zur Vergangenheit wird.“

Bei dieser Aussage verneigte der Wortzähler seinen Kopf in die Richtung der Staubkönigin, Herrscherin zwischen Vergangenheit und Zukunft. Er wurde den Allegorien gewahr, denn in diesen symbolischen Darstellungen spiegelte sich das Daseinsbild der durchlebten Reisegeschichte für den Wortzähler.

Und indem er das Daseinsbild der durchlebten Reisegeschichte verstand, offenbarte, erkannte und anerkannte, so erlangte der Wortzähler sein Ziel. Er spürte, wie der aufsteigende Lebenswille ihm neuen Mut für das Ungewisse schenkte – der Wortzähler hatte sich selbst in den Symbolen des Daseins gefunden.

Zugleich hatte er seine eigene Zeit gefunden. Im Symbol des Staubes verankert, wurden die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer zeitlichen Einheit. Es gab die Mitte zwischen den beiden Richtungen nach hinten und nach vorne, die Gegenwart zwischen Vergangenheit und Zukunft, der gegenwärtige Augenblick, der zur Vergangenheit wurde, damit ein neuer Augenblick entstehen konnte. Und überall – obgleich in der Mitte, hinten oder vorne – lastete der Staub, das ewige Symbol des Zeitflusses.

Friedhofsgeflüste.jpg

Fremde Landschaften

 

Eine Leseprobe

Von

Alexandra 

 

Prolog

 

 

Die Hände rissen sich sanft aus dem Herzen der Erde und fremde Landschaften begrüßten den Neuling wieder ins alte Heim. Um ihn herum senkte die Dunkelheit ihren tiefen Schatten. Die Gräber verneigten sich vor dem Auferstandenen und die Erde gewährte freien Lauf.

Im Tod gab es die Stille. Aber die Stille verschwand, sobald es Leben gab. Daran dachte Sillas, als sich das Gefühl seiner wühlenden Hände dem Körper bemächtigte. So verschwand die Stille, als wäre sie nie dagewesen.

Der Lärm schien betörend. Nicht unweit waren Menschen zu hören. Um späte nächtliche Uhrzeit. Unterhaltungen, Gekicher, böse, belustigte Worte. Alleine die Musik der Natur konnte ihn daraus retten. Zum ersten Mal seit undenkbarer Zeit konnte Sillas wieder den Gesang der Eule hören, ihre tiefen verschreckten Schreie als nächtliche Hymne.

Sillas spürte seine Hände, er fühlte die alten, heraustretenden Adern, er strich sich über die faltige rissige Haut, die wie Schleifpapier kratzte. Immer höher streckten sich diese alten Hände empor und gruben sich den Weg nach draußen. Ins Freie. Bis das Gesicht und der Körper frei wurden. Nun konnte Sillas seine Umgebung erkennen. Ein Friedhof. Rund um ihn nur die Trauerlandschaft der Gräber und Bäume und Bänke.

Die Erde fühlte sich sandig, körnig und bitter auf seiner Zunge an. Gierig saugte Sillas die freie Luft in sich auf, ausgehungert setzten sich seine Schritte in Bewegung. Sillas hatte nichts mehr zu verlieren – außer sich selbst. Aber: Wer war er selbst? Ein leerer Name ohne Erinnerungen. Bei diesem Gedanken betrat er die Reise ins Ungewisse. Seine Beine fühlten sich schwer an, von der Last der Zeit getragen. Die Schritte zitterten bei jedem Anlauf. Befremdlich und ungewöhnlich war das Gehen für ihn.

Sillas hatte ein zweites Leben erhalten. Eine zweite Chance. Er kam als alter Mann zur Welt und sollte als Baby beim Orgasmus seiner Eltern sterben. Diese Geschichte, Sillas Geschichte bildet zugleich das Fundament für diese Erzählung.

Mit langsamen, wackeligen Schritten machte sich Sillas auf den Weg in die Freiheit. Es war ihm klar, dass diese gewonnene Freiheit ihm Ungewissheit schenkte. Ungewissheit für den Faden der Zukunft, der sich aus der Vergangenheit nährte.

Und dann

Eine Leseprobe

Von

Alexandra 

Abschied von der Materie

 

 

Und dann geschah es. Das Ende trat ein. Und niemand hatte ihn auf dieses Ende vorbereitet. Gänzlich unerwartet trat das Ende ein. Und doch gewollt. So schien es ihm zumindest, dem namenlosen Erfinder von Geschichten. Er hatte die Charaktere von Sillas und Glathener erfunden und in Schriftwerke verwandelt. Er hatte ihnen ein Schicksal, ein fremdbestimmtes Schicksal im Namen der zeitlosen Gestalt einer Staubkönigin gegeben.

Doch nun hatte er diese imaginären Gestalten nicht mehr bei sich. Was er nun vor sich hatte, war eine überfüllte Straße, das Lenkrad in der einen und eine halb fertige Zeichnung in der anderen Hand. So gelangweilt war der Namenlose vom Leben, dass er sogar am Steuer zeichnete. Und das war zugleich sein Todesgrund.

Ein lauter Knall. Nicht mehr als das. Nur ein lauter Knall. Wie ein Sturz aus heiterem Himmel. Das war sein Tod. Der Namenlose starb in dem Augenblick, als eine Sendung im Radio lief.

In der Radiosendung wurde eine Theorie über Sternenstaub präsentiert, der Moderator und seine Gäste diskutierten eifrig darüber, ob Menschen tatsächlich die Elemente untergangener Sterne sein könnten, und ob sich auf dieser Grundlage ein rückwärtsgerichtetes Zeitempfinden in Paralleluniversen begründen ließe.

Doch das konnte der Tote nicht mehr erfahren. Er starb am Anfang dieser Radiosendung, ohne dass jemand ihn hätte davor warnen können. Einsam starb er in einem Fahrzeug, das nur noch einem Wrack ähnelte. Er starb einen Tod, der sinnloser nicht hätte sein können.

Nun war er tot. Unvorbereitet war er gestorben. Er starb einen Tod aus Langeweile. Bei diesem Gedanken sah der Tote, wie seine Seele sich vom Körper löste und nach oben stieg, in die Luft, die er nicht mehr atmete.

Geschmeidig, sachte, zögerlich und schwermütig lösten sich die körperlichen Sinne von ihm. Als Erstes erkannte er, dass ihm die Beine taub wurden – sosehr er sich anstrengte, er konnte seine Beine nicht mehr bewegen. Daraufhin übertrug sich dieses Taubheitsgefühl von den Beinen auf den gesamten Körper, bis es auch das Herz, den Lebensmotor erreichte. Als sein Herz aufhörte zu schlagen, wurde es ihm bewusst, dass er wirklich starb.

Der Tote wurde zum Geist. Mit leeren Augen, die nur noch in Gedanken sehen konnten, so blickte er über seinen leblosen Körper und die Köpfe der entsetzten Zuschauer an der Unfallstelle hinweg. Dabei schien er vorerst nicht den Begleiter zu erkennen, der ihm wie aus dem Nichts entgegenkam und sich zu den anderen Personen an der Unfallstelle dazu gesellte.

Nur zu gut merkte jedoch der Verstorbene, dass diese Gestalt nicht zu den lebenden Zuschauern an der Unfallstelle gehörte. Eine Gestalt, gänzlich aus Luft bestehend, wie ein guter Erzengel, der in den Tod ruft.

„Unvorbereitet bist du auf das, was noch auf dich zukommt“, sagte die Engelsgestalt zum Verstorbenen, ohne dass jemand – außer der Tote –  diese Stimme hörte.

„Ich kann dir helfen, dich auf den Tod vorbereiten“, fügte die durchsichtige Engelsgestalt mit beruhigender Gedankenstimme noch hinzu.

Daraufhin sah der Verstorbene widerwillig zur Engelsgestalt hin.

„Sinnlos ist alles, im Leben wie im Tod. Das habe ich im Moment des Sterbens begriffen. Und deshalb brauche ich deine Hilfe nicht. Geh´ und such´ dir andere Seelen“, antwortete der Verstorbene.

„Gerne kannst du auf meine Hilfe verzichten“, erwiderte die Engelsgestalt.

„Das werde ich“, antwortete der Geist in Gedanken voller Selbstbestimmung.

„Dann bleibst du weiterhin auf der Erde, am Todesort deiner Unfallsstelle, dort, wo du niemals zur Ruhe kommen wirst.“

„Ja, das will und werde ich“, bestätigte der Verstorbene, ohne sich wirklich Gedanken über das unruhige Dasein eines Geistes auf der Erde zu machen.

Daraufhin verabschiedete sich die Engelsgestalt vom Geist. Und der Geist blieb alleine zurück. Unter den Lebenden, die nur noch den bewegungslosen Körper sahen, der ihn vormals nach außen präsentierte.

Wie gerne beobachtete er sie, ohne je wieder von ihnen gesehen zu werden. Die Lebenden, gänzlich verfangen im Adrenalin der zeitlichen  Sinnesempfindungen, die er nicht mehr spüren konnte.

Noch hörte er die vergeblichen Hilferufe der anderen, man solle helfen, der Mann befände sich in einer lebensgefährlichen Lage, dabei war er zu diesem Zeitpunkt längst tot.

Der Körper wurde taub, aber sein Bewusstsein blieb vorhanden. Der Körper starb, während die Seele noch immer in ihm lebte. Bei diesen Gedanken beobachtete der Geist weiterhin das Geschehen um seine Leiche und erkannte dabei die Zeichnung, die er zuvor am Steuer angefertigt hatte.

Ein großer Faden war auf dieser Zeichnung abgebildet. Im Zuge der seelischen Schwerelosigkeit schien dieses Zeichnungsmotiv wie ein Abschied von der Materie, die nun vorbeigezogen und mit der Zeit verflogen war, so schnell vergangen, als sei sie niemals dagewesen, so dachte es sich der Geist.

Aus der Höhe beobachtete er noch seine Zeichnung. Die gezeichnete Person im kreisrunden Fensterbild, eine Gestalt in Schatten bedeckt. Daneben wuchs eine Pflanze empor, die Pflanze schlug Wurzeln und hauchte der Zeichnung eine Nuance Menschlichkeit ein.

Die gezeichnete Person wurde für ihn, den namenlosen Erschaffer, zu einer bewegten Filmaufnahme. Ein schläfriger Augenblick erweckte zum verlorenen Leben. Gezeichnet in wilden Kugelschreiberstrichen am Steuer des Unfallfahrzeugs. Die Geschichte, als das Übersinnliche begann. Und dann…

Anti-Immun-Human

Eine Leseprobe

Von

Alexandra 

Stadt, wo nur Ärzte leben

Gleich, immer gleich. Und nichts verändert sich. Alles bleibt sich selbst treu, in derselben Form gefangen, wie ein Sklave an seinem Meister. Das Gleiche immerfort gleich erlebt, das Neue im Gleichen gesehen, es ist dieser Alltag, der mich in seinem Bann hält. Nichts anderes kenne ich, nur das Gleiche. Hier wurde ich geboren, und hier werde ich sterben, hier in dieser Stadt, wo nur Ärzte leben. Ein Bewohner und Mitläufer dieser Stadt bin ich, und nichts anderes kenne ich als nur diese Stadt. Und auch hier fange ich mein Tagebuch an – ein Tagebuch als Produkt dieser Stadt und der Ärzte, die in dieser Stadt leben. Vor 50 Jahren, da starb sie, meine Mutter, sie starb an der eigenen Krankheit, am eigenen Kummer. Und nun trage ich ihre Krankheit im Namen, es ist die Krankheit, wovor ich mich am meisten ängstige. Seit 50 Jahren, seit dem Tod meiner Mutter hat sich in dieser Stadt nichts mehr verändert. Die Mentalität, gleichermaßen oberflächlich geblieben, die Stadtbewohner gleichermaßen vom Gesundheitswahn getrieben. Offiziell leben nur Ärzte in dieser Stadt – Ärzte sind sie, angesehene Stadtbewohner, in verschiedene Unterkategorien aufgeteilt, wie ein Schäfchenvolk, das nur darauf bedacht ist, den Vorstellungen der Mehrheit zu entsprechen. Neben den Ärzten als offizielle Mehrheit gibt es in dieser Stadt aber auch die Besonderheit, dass es keine Gewinner und keine Verlierer gibt. Nicht einmal die Ärzte bilden die Gewinner ab, obwohl sie nach außen hin die offiziellen Bewohner sind, aber zugleich haben sie das Sagen in meiner Stadt.  Gewinner sind die Ärzte nicht, weil sie trotzdem Feinde haben. Verlierer sind die Ärzte aber auch nicht, denn sie haben hier das offizielle Sagen, und sie bilden die Regierung in meiner Heimatstadt. Auch die inoffiziellen Gegner, die am Rande der Gesellschaft leben, auch diese verkannten Gegner sind weder Gewinner noch Verlierer. Das Sagen haben die Gegner des Gesundheitswahns in dieser Stadt nicht, und auch eine Stimme haben sie hier nicht, denn offiziell leben nur Ärzte in dieser Stadt. Deshalb können auch die Gegner des Gesundheitswahns keine Gewinner sein. Verlierer sind die inoffiziellen Gegner des Gesundheitswahns aber auch nicht, weil es sie trotzdem als Minderheit gibt. Keine Gewinner und auch keine Verlierer. Eine Besonderheit, die hierzulande Wirklichkeit wird. Als Bewohner der Stadt, wo nur Ärzte leben, besteht das Hauptanliegen dieser geistigen Reflektionen darin, dass ich mich nicht auf eine politische Seite stelle – weder auf die Seite der Gewinner noch auf die Seite der Verlierer. Denn es gibt sie nicht, die Gewinner oder Verlierer. Vielmehr dienen diese Schriften als eine empfundene Chronik dieser Ärztestadt. Virologen, Fachärzte, Allgemeinärzte, Chirurgen leben hier, und die Liste ist lang. Und alle sind sie diskriminierend, vom Sportwahn, vom Gesundheitswahn und vom Hygienewahn getrieben, und in allen Begebenheiten wittern sie ein Virus, eine Krankheit oder eine Ansteckung. An den Tod glauben die Ärzte dieser Stadt längst nicht mehr, denn der Tod passt nicht zu ihren Vorstellungen vom Gesundheitswahn, und auf diese Weise verleugnen sie den tiefsten Ursprung der Menschlichkeit. Indem sie die Weltbevölkerung mit dem Impfvorrat aus ihrer Stadt gegen alle möglichen Krankheiten immun impfen und immer mehr Antikörper in die Menschheit durch Massenimpfungen verbreiten, versuchen die Ärzte dieser Stadt so der Sterblichkeit, dem Tod als natürlichen Lebensverlauf entgegenzuwirken. Mehrere Gesichter und mehrere Berufe haben sie, die überheblichoberflächlichen Bewohner dieser sportgetriebenen Stadt im Gesundheitswahn. Hauptberuflich sind sie als Ärzte tätig, nebenberuflich sind sie die Selbstversorger dieser Stadt. Da meine Stadt sich vorwiegend nur aus Ärzten zusammensetzt, so müssen die Stadtbewohner verschiedene Berufe ausüben, um die Stadt, und sich selbst zu versorgen. Deshalb üben die Ärzte mehrere Nebenberufe aus. Hauptberuflich sind sie die angesehenen Ärzte, Forscher, Virologen, Chirurgen, Medizinwissenschaftler und Epidemiologen. Nebenberuflich sind diese Stadtbewohner die einfachen Supermarktkassierer, Putzkräfte, Kellner, Bäcker, Gärtner, Handwerker oder Lieferboten, die ihre Stadt versorgen. Demensprechend haben sie auch verschiedene Arten von Lebensläufen, ihren nebenberuflichen Tätigkeiten entsprechend. Auch ich bin einer von ihnen, ein Arzt und Selbstversorger, wie sie. Auch ich gebe nach außen vor, den Gesundheitswahn, den Sportwahn und die reine, wohlstandsgemäße Oberflächlichkeit zu lieben.  Auch ich gebe nach außen vor, möglichst lange, und möglichst gesund leben zu wollen. Auch ich gebe nach außen vor, den Tod, und die Sterblichkeit zu hassen. Und auch ich lebe mit ihnen am Leben vorbei, nehme an ihrem stressigperfektionistischen Arbeitseifer teil und übe mehrere Nebenberufe aus, um die Stadt zu versorgen – von Erholung und Entspannung, nicht die geringste Spur. Auch ich, auch ich bin einer von ihnen, rein oberflächlich betrachtet, so wie sie, die gesundheitsfanatischen Bewohner dieser Ärztestadt. Doch im Stillen… Im tiefsten Inneren verachte ich sie alle und ihren ausgearteten Gesundheitswahn, in der Spirale von Massenimpfungen verstrickt. Nur zu gut weiß ich jedoch, dass ich ihr Sklave bin, ein moderner Sklave dieser Stadt, einer wie sie, aus dieser Stadt stammend und nichts anderes als Stadt kennend. Ein Produkt dieser Stadt bin ich, ein Arzt, einer von vielen, von unzähligen Ärzten aus dieser Stadt, wo nur Ärzte das Sagen haben. Mit diesem Tagebuch wage ich einen verbotenen Schritt, ein Risiko, außerhalb der Grenzen des Annehmbaren. Meine lebenslangen Erfahrungen in der Ärztestadt kann ich nicht mehr verdrängen, verblenden und vergessen – zu sehr belasten sie mich. Nur noch verarbeiten kann ich diese Erfahrungen in meiner Stadt. Meine Stadt, als Nation und weltweite Impfquelle fungiert sie, es ist die Stadt, die ich von Geburt an kenne, liebe und hasse.

Bingo

 

Eine Leseprobe

Von

Alexandra

Als es geschah

 

In verdreckter Gestalt kam der Selige auf die Erde. Und seine Stimme schien wie verschreckt. Es war eine brüllende Stimme, die auf alles aufmerksam machen wollte. Und die brüllende Stimme ließ sich nicht vom belebten Marktplatz vertreiben. Es war die Stimme eines Mannes, der sich Jesus Christus nannte und die Menschen vor der Verdammnis mit Zirkuskarten retten wollte.

In der Nähe der brüllenden Stimme, da stand ein junger Mann und beobachtete die Szene um den verrückt gewordenen Jesus, der Zirkuskarten an die Menschenmenge verteilen wollte. Der junge Mann war abgeschreckt und fasziniert zugleich von dem Bettler, der den Mut besaß, sich in aller Öffentlichkeit für Jesus Christus zu halten und dazu noch mit geknüllten Zirkuskarten in der Hand umherwedelte, die zwischen seinen dreckigen Fingernägeln glänzten.

Der Name des jungen Mannes sei uns unbekannt ebenso wie der richtige Name vom Bettler, der ein unglaubliches Geschehen unwillentlich in Gang brachte.

„Jesus Christus ist auf die Erde gekommen und schenkt euch Freikarten“, schrie der verrückte Mann in die Menschenmenge.

Doch tatsächlich interessierte es niemanden, dass ein schäbiger Mann da auf dem Marktplatz stand und sich Jesus Christus nannte und Freikarten für den Zirkus verschenken wollte. Einige Passanten gingen kopfschüttelnd an ihm vorbei, andere nannten ihn Spinner, aber die meisten von ihnen ignorierten das Geschehen und sahen nicht einmal zu ihm hin.

Ob er tatsächlich zu einem Zirkus gehörte. Wenn nein, woher hatte er dann die Freikarten für den Zirkus. Und warum nannte er sich Jesus Christus. Der junge Mann überlegte und überlegte.

Das Aussehen des sogenannten Zirkusmannes ähnelte mehr einem Bettler als Jesus Christus. Der Mann war geschätzte vierzig Jahre alt und eher beleibt mit einer Halbglatze. In einem weißen Gewand war der Mitvierziger gekleidet. Das Gewand war mit braunen Flecken verdreckt. Unter dem dreckigen Gewand trug er kaputte Sandalen, von denen die Bänder lose herabhingen. Ein dicker Jesus mit Halbglatze, dachte sich der junge Mann, während er das Geschehen um den Verrückten beobachtete.

Weiterhin schrie der Mann überzeugt von seinem Ziel in die Menge.

„Los, beeilt euch! Freikarten für den Zirkus! Jesus Christus schenkt sie euch!“

Die Fußgänger ignorierten ihn und sein schwachsinniges Gebrülle.

Allmählich erkannte auch der Verrückte, dass sein Brüllen nichts mehr bewirkte und wurde still. Keine Buh-Rufe, keine Spinner-Rufe, keine Lächerlichkeiten, überhaupt nichts dergleichen.

In der Stille, die nach diesem lauten Gebrülle folgte, sah der Verrückte immer mehr um sich. Mit schnellen Blicken erfasste er die gesamte Umgebung rund um die belebte Fußgängerzone auf dem alten Marktplatz. Dabei fiel sein Blick auf den jungen Mann, der in einigen Metern Entfernung stand, die Szene aufmerksam beobachtete und sich fragte, wie dieses Schauspiel um den verrückten Jesus wohl noch ausgehen könnte.

„Du...“, schrie der selbst ernannte Jesus plötzlich in die Menge und zeigte mit dem dreckigen Finger in die Richtung des jungen Mannes.

Eher zögerlich ging der junge Mann zum Verrückten nach vorne.

Ohne Weiteres drückte ihm der selbst ernannte Jesus die schmutzigen, zusammen geknüllten Freikarten in die Hand.

Von der Nähe betrachtet, war das Gesicht des Mitvierzigers braun und faltig. Die Hände und Oberarme jedoch waren viel heller als das Gesicht, nahezu weiß.

Als sich der selbsternannte Jesus noch kleine Partikel aus dem Gesicht weg rieb, erkannte der junge Mann, dass es Schmutz war, der das Gesicht vom Gegenüber so braun machte.

„Hier, nimm sie, diese Karten sind für dich bestimmt“, rief der Mitvierziger zum Jungen.

Der junge Mann wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte, als ihm die Freikarten von diesem Verrückten in die Hand gedrückt wurden.

Aus Verlegenheit fragte er: „Von wem haben Sie diese Karten?“

Bei dieser Frage verfinsterte sich der Blick des Verrückten. Eine Antwort aber folgte nicht.

Der junge Mann verstand nicht, warum keine Antwort vom Verrückten kam.

Zu sehr wollte er herausfinden, woher dieser dreckige Typ die Karten für den Zirkus hatte. Der junge Mann überlegte, wie er am besten auf die verschenkten Freikarten reagieren sollte. Dann machte er den Mund auf.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Karten...“, wollte der junge Mann sagen.

„Ich bin Jesus Christus, vergiss das nicht und nimm diese Karten, du bist noch nicht verdammt...“, schrie der Verrückte noch zum Jungen hinterher und rannte weg.

„Aber...“, wollte der junge Mann noch sagen, doch dazu kam er abermals nicht.

Er blieb zurück mit dem dreckigen, zusammen geknüllten Papier in der Hand, womit er zunächst nichts anstellen wollte.

Anfänglich dachte er nicht einmal daran, dass es Freikarten für den Zirkus waren, sondern hielt das Ganze lediglich für die schwachsinnige Spinnerei eines verrückten Penners.

Doch ausgerechnet in dem Moment, als er sich von diesen zusammen geknüllten Papierstücken befreien und sie in den nächstgelegenen Mülleimer entsorgen wollte, warf er einen genaueren Blick darauf. Es war ein Blick, der flüchtiger nicht hätte sein können, aber trotzdem genügte, um dem jungen Mann zu verstehen zu geben, dass es sich tatsächlich um Freikarten für den Zirkus handelte.

Parodiezirkus. Vorstellung. Affentheater.

In großaufgedruckten Buchstaben stand diese Überschrift auf den Karten.

Der junge Mann entfernte sich vom Mülleimer und behielt die Zirkuskarten in der Hand. Das Papier war zwar schmutzig, doch intakt und nicht gerissen.

Noch nie war der junge Mann im Zirkus gewesen. Das wäre sein erster Besuch in der Welt der dressierten Tiere. Daran dachte der junge Mann, als er den Nachhauseweg anstrebte.

Ob er zu dieser Zirkusvorstellung gehen sollte oder nicht, diese Gedanken ließen ihn bald nicht mehr los. Es wäre schließlich sein erster Besuch im Zirkus. Und ausgerechnet von einem verrückten Bettler verschenkt, der sich Jesus Christus nannte.

Immer neugieriger wurde der junge Mann. Was es mit diesen mysteriösen Freikarten auf sich hatte, die ihm einfach so, ohne Weiteres von einem Verrückten geschenkt wurden.

Der junge Mann suchte im Netz nach dem Zirkusnamen. Und zu seiner Überraschung gab es diesen Zirkusnamen wirklich. Zudem stand merkwürdigerweise kein Datum auf den Freikarten. Das hieß für ihn, dass er den Zirkusbesuch jederzeit machen konnte.

An dem darauffolgenden Wochenende da beschloss der junge Mann, ins Parodiezirkus zu gehen. Denn so hieß dieses Zirkus tatsächlich.

Doch wie konnten diese Freikarten ausgerechnet in die Hände vom verrückten Jesus mit Halbglatze gelangen, der sie daraufhin wahllos verschenkte?

Der junge Mann wollte sich stattdessen ein eigenes Bild davon verschaffen und diesen Zirkusbesuch, seinen ersten Zirkusbesuch überhaupt machen. Dass er unmittelbar von der Bekanntschaft mit dem verrückten Jesus hervorgerufen, ja ausgelöst wurde, das nahm der junge Mann als rein zufallsbedingt in Kauf. Schließlich wurden ihm diese Zirkuskarten ja geschenkt, von einem armen verrückten Bettler geschenkt, von dem man es zunächst nicht für möglich gehalten hätte.

Und bezahlen musste der junge Mann für seinen ersten Zirkusbesuch nichts. Warum also nicht hingehen? Das dachte sich der Junge an diesem frühen Nachmittag, als er vor den Zirkustoren stand. Bei der Einlasskontrolle wurden seine Freikarten akzeptiert, und der junge Mann wurde von der Empfangsfrau mit einem strahlenden Lächeln hereingebeten.

Daraufhin betrat er das Zirkusgelände, das seltsamer nicht hätte sein können. Überall liefen die Tiere zwischen den Zirkusbesuchern frei, ungeniert und wild herum. Und die freiläufigen Wildtiere erschwerten zusehends den kurzen Fußweg der Besucher zur unmittelbar angrenzenden Zirkusarena. Der junge Mann musste aufpassen, dass er nicht mit Pferden, Zebras und Elephanten zusammenstieß. Und die Arena angesichts solch widriger Umstände zu erreichen, grenzte nahezu an ein Wunder.

Endlich in der Zirkusarena angekommen, wartete die nächste Enttäuschung. Überall an den Sitzen klebte der Müll aus Plastikverpackungen, Essensresten und Tierfäkalien. Beim Anblick des Mülls fühlte sich der junge Zirkusbesucher unmittelbar an den dreckigen Verrückten erinnert, der ihm diese Zirkuskarten verschenkt hatte.

Ein unbeschreiblicher Gestank herrschte im ganzen Zelt.

Da die Sitzplätze im Parodiezirkus nicht reserviert werden konnten, musste sich der junge Mann für eine Weile stark überlegen, wo er sich denn hinsetzen sollte.

Welcher Sitzplatz war am wenigsten vermüllt? Und wo müsste er den geringsten Anteil an Müll weg machen?

Auf der Suche nach dem Platz, der am wenigsten vermüllt war, spazierte der junge Mann durch die dreckigen Sitzreihen und kassierte genervte Blicke von vielen Zirkusbesuchern, die sein wiederholtes Umherwandern zwischen den Reihen nicht ertragen konnten.

Auf einmal gingen die großen Lichter im Zirkus an, die Veranstaltung sollte in Kürze beginnen, und der junge Mann hatte vor lauter Müll noch immer keinen geeigneten Sitzplatz gefunden.

Dann öffneten sich die Vorhänge und eine tiefe männliche Stimme ertönte: „Das Affentheater beginnt. Jetzt. Auf die Plätze. Fertig. Los.“

Vor lauter Hektik entsorgte der junge Mann noch eine abgerissene Bananenschale, die auf einem nicht ganz so verdreckten Sitzplatz herumlag. Um genauer zu sein, entsorgte er nicht die abgerissene Bananenschale, sondern warf sie auf den Boden, unmittelbar vor die Füße des Sitznachbarn, der ihn noch angewiderter ansah. Mülleimer waren in diesem Zirkus ebenso fremd wie Sauberkeit.

Erfreut darüber, dass er in letzter Minute einen Sitzplatz erwischen konnte, der nicht extrem vermüllt war, setzte sich der junge Mann hin. Die erste Zirkusvorstellung konnte beginnen.

Schnell noch einen Blick auf den Namen der Veranstaltung geworfen. Zur eigenen Vergewisserung, dass hierbei auch wirklich Affen präsentiert wurden. Affentheater. Das war die heutige Zirkusvorstellung und vorherige Ansage des Veranstalters.

Mit positiven Mantras redete sich der junge Mann ein, dass ihm das Affentheater gefallen würde.

Dass selbst diese positiven Gedanken die Zirkusvorstellung, die danach folgte, nicht schön machen konnten, das musste sich der junge Mann spätestens dann eingestehen, als die Affen in Ballerina-Kostümen verkleidet, auf die Bühne gingen, und gegen die Aufforderungen des Zirkusherren, statt Pirouetten und künstlerische Saltos ihre haarigen Ärsche zeigten, die Zuschauer mit Fäkalien bewarfen und wild zwischen den Sitzreihen umhersprangen.

War die Ankunft im vermüllten Parodiezirkus, ähnlich wie die geschenkten Freikarten vom verrückten Jesus mit Halbglatze, nicht ohnehin enttäuschend genug, so übertraf die öde Zirkusvorstellung mit den kotschmeißenden Affen alle Enttäuschungen des jungen Mannes. Den ersten Zirkusbesuch hatte er sich jedenfalls so nicht vorgestellt.

Angespornt von den Beleidigungen der Besucher machten sich die wilden Zirkusaffen noch peinlicher und schmissen umso stärker mit Fäkalien und abgerissenen Bananenschalen um sich.

Dafür lachten die Zuschauer umso mehr.

Dann kam es zu einer Schlägerei zwischen einem Affen und einem Zirkusbesucher.

Wie es sich herausstellte, war der Affe zwischen den Sitzreihen wild umhergesprungen und hatte diesen verärgerten Zirkusbesucher mit Fäkalien beworfen. Das wollte sich der Zirkusbesucher nicht gefallen lassen und hatte dem Affen kurzerhand eine Ohrfeige gegeben. Daraufhin kam es zu dieser Schlägerei. Der Affe sprang ihm an den Hals und biss ihm auf die Stirn. Bald begann ein Kampf, der wilder nicht hätte sein können.

Affe gegen Mensch.

Mensch gegen Affe.

Die Schlägerei zwischen Affen und Menschen bildete zugleich auch den unterhaltsamen Höhepunkt dieses Zirkusabends. Bei dieser Schlägerei wurde das Gelächter im Zuschauerbereich noch lauter.

Je peinlicher sich die Affen machten, umso mehr sorgten sie auch für Unterhaltung. Das erkannte der junge Mann schnell.

Gegen Ende dieser Zirkusvorstellung verließen die belustigten Besucher mit neuen Witzen nach und nach die Zirkusarena. Geblieben war nur der junge Mann, der nicht aufhören konnte, über diesen ersten und doch so seltsamen Zirkusbesuch zu staunen.

„Noch immer da?“

Bei dieser Frage wurde es dem jungen Mann auf einmal bewusst, dass er mittlerweile allein im Zuschauerbereich war. Die Zirkusvorstellung war längst zu Ende und nur noch er war als einziger Besucher dageblieben.

„Noch immer da?“, fragte der Zirkusherr dieses Mal noch lauter, um endlich eine Antwort vom jungen Mann zu erhalten.

„Entschuldigen Sie...“, schickte sich der junge Mann an, doch er kam nicht weit mit seiner Aussage.

„Wen wollen Sie damit entschuldigen – sich selbst etwa, weil Sie diese unangenehme Zirkusvorstellung besucht haben?“, so die herausfordernde Frage des Zirkusherren.

„Ich...“, wollte der junge Mann noch sagen, aber er geriet dann wieder ins Stocken.

Der Zirkusherr trat näher an den Jungen heran, bis er ihm vom Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.

Als der Zirkusherr ihm so nah stand, konnte der junge Mann deutlich die vertraulichen Gesichtszüge und das milde Lächeln auf dem Gesicht vom Gegenüber erkennen. Und obwohl er den Zirkusherren erst seit diesem Tag kannte, so hatte der Junge den Eindruck, als würde er diesen Mann ein Leben lang kennen – so vertraut wirkte er auf ihn, wie eine innige Bekanntschaft, ungebunden vom Zeitfluss.

„Wissen Sie“, sagte der Zirkusherr zum Jungen, „Sie sind nicht der erste Besucher, den meine Zirkusvorstellung so sehr abgeschreckt hat, dass er vor lauter Schrecken gar nicht mehr daran dachte, den leeren Zirkus zu verlassen. Das ist bereits einigen Zirkusbesuchern vor Ihrer Zeit passiert“, sagte der Zirkusherr verständnisvoll.

Als Reaktion auf die Aussage des Zirkusherren wollte der junge Mann etwas sagen und dem Gegenüber Recht geben. Ja, es stimmte, vor allem, wenn man zum ersten Mal so eine öde Zirkusvorstellung besucht hat, und der Zirkus, so vermüllt wie der dreckige Mann, der ihm diese Zirkuskarten gab und sich Jesus Christus nannte.

Der junge Mann öffnete den Mund und wollte das Gedachte aussprechen. Doch die Wörter kamen ihm nicht über die Zunge. Zu kritisch wären diese gedachten Äußerungen für den Zirkusherren.

„Von wem haben Sie die Karten bekommen?“, fragte der Zirkusherr, denn er merkte, dass der junge Mann von sich aus nichts sagte.

„Von einem Jesus mit Halbglatze“, kam als Antwort vom Jungen, der nicht im Geringsten daran dachte, dass der Zirkusherr ihm diese Geschichte abgewinnen könnte.

„Ich glaube, ich weiß, wen Sie damit meinen“, sagte der Zirkusherr.

Der junge Mann konnte das nicht fassen. Mit offenem Mund stand er da und konnte das nicht fassen. Dann war der dicke Jesus mit Halbglatze vielleicht doch ein Angestellter, vielleicht einer, der sich im Auftrag des Zirkusherren schmutzig machte, um so das Bild vom vermüllten Parodiezirkus zu erfüllen.

Dann geschah das Unglaubliche.

Womit jedoch keiner von ihnen, weder der junge Mann noch der Zirkusherr gerechnet hatte, war der beleibte Mitvierziger mit Halbglatze, der kurz nach der überraschenden Aussage des Zirkusherren hereinkam. Statt im weißen Gewand mit dreckigen Flecken kam er dieses Mal im sauberen Anzug.

„Das ist doch der Jesus mit Halbglatze, eben derjenige, der mir diese Zirkuskarten gegeben hat und...“, rief der junge Mann voller Verwunderung, doch mehr konnte er dazu nicht sagen.

In diesem Moment nach dem abgebrochenen Satz spürte der junge Mann, wie ihm etwas im Mund flog. Das fliegende Gefühl wanderte daraufhin vom Mund bis zu seiner Nase. Der junge Mann schüttelte sich heftig und versuchte zu husten.

„Was ist los mit ihm, was hat er?“, fragte der Jesus im Anzug.

„Mir ist etwas in den Mund geflogen“, kam als Antwort vom Jungen zurück.

Das fliegende Fremdgefühl ließ sich selbst durch starkes Husten nicht vertreiben. Und der Körper wurde dabei immer mehr von Atemnot heimgesucht. Immer häufiger hustete er und allmählich ging ihm auch die Luft aus.

Doch in dem Moment, als er kurz davorstand, sich an diesem fliegenden Fremdgefühl zu verschlucken, und daran zu ersticken, da spürte der junge Mann, wie jemand ihm auf die Schulter sprang und dreimal stark auf den Rücken klopfte, sodass er dann den Übeltäter herausspucken konnte.

Der Übeltäter, das war eine Fliege, die dem Jungen in den Mund geflogen war, und woran er fast erstickt wäre.

Nachdem er die lästige Fliege herausspuckte, wollte sich der junge Mann sogleich voller Erleichterung beim Zirkusherren dafür bedanken, dass er ihm von dieser üblen Last befreit hat. Als er sich zum Zirkusherren umdrehen wollte, merkte der junge Mann jedoch, dass dieses gewisse Etwas noch immer an seiner Schulter hing. Als er sich an der Schulter fasste, strichen seine Finger über etwas Haariges.

„Der Affe war es, der Affe hat Sie von der Fliege im Mund befreit“, beeilte sich der Zirkusherr zu sagen.

Bei dieser Aussage sprang der Affe von der Schulter des jungen Mannes ab. Erst jetzt bemerkte der junge Mann den Affen, der ihn davor bewahrt hatte, an der herein geflogenen Fliege im Mund zu ersticken. Der Affe, ein Lebensretter, dachte sich der junge Mann und konnte nicht aufhören, über diesen Gedanken zu staunen.

Es war ein kleiner Affe mit neugierigen Augen, die den Geretteten fest mit dem Blick verfolgten.

„Danke, auch wenn du meine menschliche Sprache nicht verstehst“, sagte der junge Mann zum Affen und beugte sich streichelnd zum kleinen Tier.

Doch wie kam der Affe herein und vor allem mit wem, fragte sich der junge Mann.

„Sie fragen sich bestimmt, wie und mit wem der Affe hereinkam. Mit dem Jesus kam der Affe herein“, sagte der Zirkusherr, als hätte er die gedankliche Frage des jungen Mannes bereits erraten.

Der junge Mann sah nach allen Seiten um sich, doch der dicke Jesus mit Halbglatze war längst weg, verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.

Warum trug der Jesus mit Halbglatze dieses Mal einen sauberen Anzug und kein dreckiges Gewand, wollte der junge Mann noch fragen, doch der Zirkusherr war schneller.

„Das war gerade mein Außendienstmitarbeiter, er hat mir die Listen mit den neuesten Umsatzzahlen gebracht und ist dann wieder weg gegangen“, erwiderte der Zirkusherr.

„Jesus mit Halbglatze ist also ein Außendienstmitarbeiter und somit ein zirkuseigener Angestellter“, stellte der junge Mann fest.

„Ja genau, er macht Werbung für unseren Zirkus. Hin und wieder verschenkt er auch Freikarten an potenzielle Kunden, ähnlich wie er das bei Ihnen getan hat“, bestätigte der Zirkusherr.

„Deshalb kam er dieses Mal im sauberen Anzug statt im dreckigen Gewand“.

„Sie müssen verstehen“, fuhr der Zirkusherr fort, „wenn unser Außendienstmitarbeiter auf die Straßen zieht, um Werbung zu machen, dann macht er sich auch schmutzig, um das dreckige Klischeebild von unserem Zirkus zu erfüllen“.

„Aber warum?“, fragte der junge Mann ungläubig.

„Warum was?“, wollte der Zirkusherr wissen.

„Warum muss sich Ihr Außendienstmitarbeiter als armer Jesus-Bettler verkleiden, um schlechte Werbung zu machen? Und warum stellen Sie Affen auf die Bühne, die sich peinlich machen und mit Fäkalien auf die Zirkusbesucher werfen?“, der junge Mann wurde immer aufdringlicher mit seinen Fragen, dabei kannte er den Zirkusherren erst seit diesem Tag.

„Je peinlicher, umso unterhaltsamer und gewinnreicher“, sagte der Zirkusherr feierlich.

„Was meinen Sie damit?“, fragte der junge Mann, denn er konnte die Denkweise vom Gesprächspartner wirklich nicht verstehen.

Der Zirkusherr sagte weiter nichts, er schüttelte dabei nur lächelnd den Kopf.

„Hören Sie, ich bin kein Kenner dieser Szene“, drängte der junge Mann zum weiteren Gespräch, „das war mein erster Zirkusbesuch und zugleich die größte Enttäuschung in meinem bisherigen Leben. Ich meine, diese wilden undressierten Affen, die Sie da auf die Bühne bringen, damit sie die Besucher beklauen und mit Kot beschmeißen können, diese Affen gehören doch im Dschungel oder in Zookäfigen eingesperrt“.

„Das stimmt. Unabhängig waren die Affen noch nie. Sie waren schon immer abhängig, entweder vom Überlebenskampf im Dschungel oder vom Menschen im Zoo und Zirkus“, erwiderte der Zirkusherr.

„Nehmen Sie diesen Affen hier“, entgegnete der junge Mann energisch und zeigte dabei auf den kleinen Affen zu seinen Füßen, „trotz seines jungen Alters ist dieser Affe wirklich klug, er hat mir das Leben gerettet. Diesen Affen sollten Sie doch auf die Bühne bringen und nicht die Wildtiere, die mit Fäkalien auf Zirkusbesucher werfen“.

„Unsere Zirkusbesucher wollen aber dumme Affen sehen, die sich peinlich machen und für Unterhaltung sorgen. Das steigert unseren Umsatz. Kluge Affen gehören bei uns hinter der Bühne“, gab der Zirkusherr zu verstehen.

Verärgert von dieser Aussage wollte der junge Mann weggehen. Doch als er kurz davor war, sich vom Zirkusherren zu verabschieden, merkte der junge Mann, wie etwas an seinem Pullover zog. Es war der kleine Affe, der ihm zuvor das Leben gerettet hatte. Traurig und flehentlich sah der Affe zum jungen Mann herauf und zog noch stärker an seinem Pullover.

Bleib hier und geh nicht fort, verriet der Affe mit dem Blick seiner Körpersprache. Da wusste der junge Mann um den Beginn einer innigen Freundschaft. Zwischen Menschen und Affen.

Tragisch, komisch, wunderlieb

Eine Leseprobe

Von

Alexandra

Die Kunst der 3D-Pornos

 

Welches Lied war es noch einmal?

Die düsteren Kirchenklänge erinnerten mich an eine bestimmte Rockband, die ich vor mehr als einem halben Jahrzehnt gehört und vergessen hatte.

Auf der Suche nach dem vergessenen Lied wurde ich immer gereizter, denn ich wollte nicht den sexuellen Höhepunkt und die geniale Handlung verpassen, die mich kurz zuvor heimgesucht hatten.

Ich wollte mich fingern und gleichzeitig eine einzigartige Idee als Schriftstück verwirklichen und nebenbei auch noch das vergessene Lied wieder finden. All das wollte ich simultan erleben, um diesen Augenblick unvergesslich zu machen.

Den Mittelfinger meiner linken Hand hielt ich fest an der Klitoris, während ich mit der rechten Hand eine Sexszene aufschrieb und nebenbei auch noch nach dem vergessenen Lied suchte. So kämpfte ich mich durch die Anzahl an überflüssigen Werbungen einer kostenlosen Musikplattform. Fleißig klickte ich die unseligen Werbefriedensstörer weg, denn sie waren nur Stolpersteine, reine Hindernisse auf meiner musikalischen Suche nach der Einmaligkeit.

Musiksüchtig, das war ich, und das bin ich noch immer. Ohne Musik fühle ich mich wie innerlich ausgelaugt, ideenleer.

Ähnlich wie die Nacktheit so ist auch die Musik meine treue Begleitung beim Schreiben von Sexgeschichten. Und auch in diesem Moment verhielt es sich nicht anders, als ich die berüchtigte und begnadete Szene über die tiefsten Abgründe auf der Suche nach dem vergessenen Lied verwirklichte.

Die Sexszene handelte darüber, dass eine Frau sich einen Pornofilm in 3D ansah. In diesem Film wurde der Darstellerin vom Geschlechtspartner ins Gesicht gespritzt. Diese Sexszene geschah in dreifacher Dimension.

Das Besondere daran war aber der Zufall, dass der Protagonistin in meiner Geschichte beim Zuschauen zeitgleich auch von ihrem Geschlechtspartner ins Gesicht gespritzt wurde. Sie war in derselben Situation. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Protagonistin in meiner Geschichte nicht dreidimensional, sondern fiktiv war.

Doch allmählich gingen mir die Ideen aus. Ich konnte die Geschichte nicht ohne Weiteres fortführen, nicht ohne dieses Lied mit den düsteren Kirchenklängen. In der Vergangenheit hatte mir dieses Lied viel Fantasie beim Schreiben geschenkt, doch die rasende Zeit hatte mich belehrt, lieber zu vergessen, überhaupt alles oder fast alles zu vergessen, mich selbst zu vergessen, und dieses Lied, wonach ich beim Fingern und Schreiben manisch, nahezu verkrampft, aber leidenschaftlich suchte.

Schreiben, fingern und gleichzeitig nach dem vergessenen Lied suchen. War so etwas möglich? Wie konnte ich das also schaffen, mir diese Multitasking-Fähigkeit beweisen? Ein Versuch war es wert, zumindest kann ich nicht behaupten, es nicht versucht zu haben. Und fast hätte ich das geschafft, wenn es nicht an der Tür geklingelt hätte.

Und plötzlich war er da, und ich konnte nicht verstehen, warum er da war, als er nicht bei mir sein sollte.

Dass ich gerne nackt schrieb, daraus machte ich kein Geheimnis. Ähnlich wie die Lieblingsmusik so half mir auch die Nacktheit zu neuen Ideen und Inspirationen.

Auf diese Weise fühlte ich mich freier, gelassener, entspannter und losgelöster. Auch in diesem Moment beim unsäglichen Schreibakt war ich nackt. Und als es dann spätnachts – wie aus heiterem Himmel – an meiner Wohnungstür klingelte, machte ich mir nicht einmal die Mühe, mich anzuziehen.

Der konventionelle, der spießige Menschenverstand mag mir diese Art von Rücksichtslosigkeit verübeln und verdammen und als Schande bezeichnen. Doch konventionell war ich noch nie, und auch so etwas wie Rücksicht war noch nie mein Hobby. Außerdem war ich in meinen eigenen Wänden, wofür ich monatlich brav die Miete zahlte. Warum also nicht aufmachen, nackt die Tür aufmachen und den nächtlichen Ruhestörer empfangen.

„Was willst du hier?“, fragte ich ihn.

Keine Reaktion, nur seine sprachlose Mimik ließ den Ärger über den unerwarteten Besuch in mir heraufströmen und stärker werden.

Ich wollte mit ihm streiten, leidenschaftlich streiten, so wie wir das in früheren Zeiten kurz vor dem gemeinsamen Orgasmus getan hatten.

Nach dem anfänglichen Streitgedanken machte ich den ersten Annäherungsversuch und schlug ihm leicht ins Gesicht. Er schlug noch stärker zurück. Dann fielen wir uns in die Arme. Unsere Hassliebe war wieder aus dem bittersüßen Erdboden der Verdammnis erwacht.

„Du hast mir noch immer nicht erzählt, warum du hier bist“, sagte ich zu ihm, und dabei war ich mehr schadenfroh als vorwurfsvoll, denn zu diesem Zeitpunkt wurde ich bereits von seinem Körper durchdrungen, durchfurcht, durchbohrt und durchkrochen.

„Die Antwort auf diesen glücklichen Vorwurf kannst du dir selbst geben“, erwiderte er.

„Was für eine Antwort, was für eine Frage, was für ein glücklicher Vorwurf, was redest du für einen Unsinn?“, brach es wütend aus mir heraus.

„Ich spiegele lediglich deine Emotionen wider“, sagte er.

Dabei wollte ich nur wissen, wirklich wissen, warum er hier war, im unpassenden Moment hier war, als er nicht bei mir sein sollte. War es nur wegen dem Sex, wegen meinen Pornogeschichten oder steckte mehr dahinter, vielleicht Liebe, so etwas wie richtige Gefühle?

Wenn es Gott gibt, dann möge er mich vor diesem Menschen bewahren, der mir dicht auf den Fersen sitzt, das dachte ich mir in diesem Augenblick. Dann sprach ich diese Gedanken aus, dabei wollte ich das Gedachte gar nicht aussprechen. Doch es geschah, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Meine Zunge sprach eine andere Sprache als mein Bewusstsein.

Wenn es Gott gibt, dann möge er mich vor diesem Menschen bewahren, der mir dicht auf den Fersen sitzt, wiederholte ich meine ausgesprochenen Gedanken, wie fremdgesteuert.

Und mein unerwarteter Besucher, er konnte dabei nur lächelnd und belächelnd, lachend und auslachend mit dem Kopf schütteln. Dann beugte er sich zum Rucksack und holte fünf Bierdosen heraus.

„Offenbar hat der Orgasmus nicht die gewünschte Wirkung gebracht, vielleicht kann Hopfen gegen deine innere Verspannung helfen“.

„Warum du hier bist, das ist alles, was ich wissen will“, schrie ich unkontrolliert.

„Ist es etwa wegen dem Sex?“

An seiner wegwerfenden Handbewegung konnte ich eindeutig erkennen, dass ich mich irrte.

„Nein, im Ernst, ist es wegen dem Sex, bist du hier wegen dem Sex?“, fragte ich ihn erneut, um das Gespräch aufrechtzuerhalten, denn in diesem Augenblick spürte ich bereits, dass nicht Sex, sondern etwas anderes, etwas noch viel Bedeutenderes der Grund für seinen Besuch war.

„Ach nein, Sex ist nur ein wichtiger Bestandteil, aber nicht alles. Weißt du, es gibt mehr auf dieser Welt als dich und deine Pornogeschichten für frustrierte Hausfrauen, die nur noch durch sexistische Literatur feucht werden können“, sagte er, und das Lächeln, um genauer zu sein das breite Grinsen, das er sich wegen mir angewohnt hatte, dieses breite Grinsen blieb als freudiger Bewohner auf seinen Gesichtszügen.

„Wenn es mehr ist als nur Sex, dann erzähle mir die Wahrheit über deinen Besuch, ich will es wissen, ich sterbe vor Feuchtigkeit danach, um den wahren Grund zu wissen“, sagte ich mehr, um etwas gesagt zu haben, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, als er mich immer neugieriger ansah.

Statt weiter ins Gespräch zu tauchen, drückte er mir eine Bierdose und eine Zigarette in die Hand. Nein sagen, das konnte und wollte ich nicht.

Ich akzeptierte sein Beruhigungsangebot, ohne weiter darüber nachzudenken. Das Bier war billig, es schmeckte fade und wässrig und abgestanden, wie eine flüssige Konzentration aus Urin mit Hopfen. Nach dem ersten Schluck hatte ich schon keine Lust mehr weiterzutrinken, aber ihm zuliebe tat ich das, und vor allem, weil ich mich von der unbequemen Situation erholen wollte.

Als wir uns wenige Zeit später auf dem Balkon sinnlos und absurd betranken, war ich noch immer splitternackt, so nackt wie immer, wenn ich zu Hause war und schrieb, was ich meistens tat, wenn ich zu Hause war.

Die Wohnung bleibt ein Ort der Nacktheit als absolute Freiheit.

Ohne Kleider fühle ich mich wirklich beheimatet, es ist mir so, als ob ich auf dem höchsten Gipfel der Freiheit lebe. So war es auch in diesem frostigen Augenblick, als die kalten Winterwolken ihren nächtlichen Schleier über meine nackten Brüste warfen.

Der männliche Besucher hingegen war angekleidet. Und ich, seine weibliche Wort-Sex-Magd, ich war nackt, so wie immer, in den eigenen vier Wänden zumindest.

Dass mich jemand von der nahegelegenen Straße dabei beobachten konnte, es war mir gleichgültig, so gleichgültig, wie das Zittern, das die Winterkälte auf meiner Gänsehaut malte. Auch das Zittern war eine notwendige Härte, die ich erleben und erfahren musste.

Noch immer hielt ich den Stift in der Hand und kritzelte die Wortperlen für die spritzige Szene im 3D-Porno der fiktiven Zuschauerin.

Sie fühlte die dreidimensionale Spermaladung in ihrem Gesicht.

Kurz danach endete allerdings der Pornostreifen, und die 3D-Welt ihrer sexuellen Gelüste verschwand mit dem körperlichen Gipfel, den sie zuvor mit ihrer Möse erklommen hatte. Sie war wieder hilflos der Realität ausgeliefert. Schamvoll drehte sie sich von einer Seite zur anderen. Dann deckte sie sich zu und fiel in einen tiefen Schlaf. Der Geschlechtspartner hingegen blieb wach und kämpfte mit der Scham.

Doch weiter kam ich nicht mit meiner Pornogeschichte, denn die Kälte machte mir und meiner Hand schwer zu machen. Verärgert legte ich den Stift weg. Meine rechte Schreibhand war wie eingefroren, taub vor Kälte. Zu diesem Zeitpunkt öffnete mein unerwarteter Besucher bereits die dritte Bierdose.

Schon wieder, dieses billige Bier, dachte ich mir. Entgegengesetzt meiner Gedanken, akzeptierte ich aber auch dieses Angebot, nur her damit, kostenloses Alkohol, reiner Profit. Und warum denn nicht das scheußliche Bier annehmen, wenn es mir schon geschenkt wurde?

Je scheußlicher das Bier schmeckte, umso mehr trank ich davon. In diesem Augenblick fühlte ich mich gegensätzlich, wie ein ausgearteter Widerspruch.

Als ich dann so betrunken war, dass ich kaum noch sprechen konnte, stellte er mir die bedeutendste Frage in Aussicht, und diese Frage war zugleich auch der wahre Grund für seinen überraschenden Besuch.

„Willst du unabhängig werden?“, fragte er mich mit ruhiger Stimme.

„Was meinst du damit, was soll das überhaupt mit dem Unabhängig-Werden?“, fragte ich betrunken.

„Lass uns einen Versuch wagen“, erwiderte er, und die selige Ruhe wohnte noch immer auf seiner Zunge und in den aufgesparten Wortklängen seiner Schauspielerstimme.

 

 

 

 

 

 

 

Aphorismen,

Gedichte

und

Kurzgeschichten

Eine Leseprobe von Alexandra

Der Wahrheit ins Auge gesehen

Zu traurig,

um wahr zu sein,

Freude und Schmerz,

Kummer und Ablenkung

als Einheit

verflochten.

Der Wahrheit ins Auge

gesehen

beim Anblick

des schwebenden Flügelschlags

im milden Tageslicht,

der Wahrheit ins Auge

gesehen

mit Vogelgezwitscher,

mit Musik,

mit Ablenkung

vom menschlichen Trubel.

 

Auf unzählige Male

nach der Wahrheit gesucht,

in Gedichten,

in Philosophie,

im liebenden Gespräch,

im Schmerz und Verlust,

im Ideenreich und Glück.

Auf unzählige Male

die Wahrheit gefunden,

doch ertragen,

konnte ich sie nie.

Zu traurig

und zu schön,

zu widersprüchlich

und zu gegensätzlich,

um wahr zu sein,

ist sie,

die Wahrheit

in der Wirklichkeit.

Schatten an Verlust und Neuanfang

 

Als Schatten der Nacht,

die Trauertränen weint,

wie Knochen,

wie Fäden,

ineinander verknotet,

wie hauchdünne Stäbe

vor dem Angesicht

wehend,

mit dem Wind

treibend

im Spiegel der Dunkelheit.

 

Gedämpft seid ihr,

kahle Schatten

von Ästen,

das blasse Stromlicht

besänftigt

die Kälte

in eurem Kummer.

Bei offener Tür

 

Aufs Neue

steigen sie empor,

Dampfperlen,

aus heißem

Duschwasser

geboren.

 

An den Wandfliesen

herab

fließen sie,

die Dampfperlen

bei offener Tür.

 

Das warme Wasser,

ihre Heimat,

der Schimmel,

ihr Nachbar

und die offene Tür,

ihre Lüftung.

 

Aufs Neue

sehe ich sie,

heiße Dampfperlen

aus der Wärme des Wassers

geboren.

 

Mit der Sprache

spielen die Dampfperlen

mir ins Angesicht,

der frischgewaschene Körper

beobachtet,

wie sie vertrocknen,

ihr wässriger Dampf,

nun ein bloßer Fleck,

der Sätze und Verwunderung

in geschriebene Sprache streut.

Gedankenfern bei der Vorstellung einer Kneipe

 

Wie Peter Pan

und Twinkerbell

im Niemandsland,

so stellen wir uns

eine Kneipe vor,

eine Kneipe,

wo wir die Rechnung

nicht bezahlen können.

 

Hinter der Küchentür

verschwunden,

ein verärgerter Kellner,

aufgebracht

mit Beschwerden

an den Kneipenwirt.

 

Dann,

die Schritte des Kneipenwirtes,

hastig,

aufgeladen mit Wut

an unserem Tisch

schimpfend,

klackernd

auf eleganten Männerabsätzen.

 

Eine Entscheidung,

getroffen,

in Eile,

in Wut

über das Besucherpaar,

das seine Rechnung

in der Kneipe

nicht begleichen kann.

 

Dreckiges Geschirrtuch

und Küchenschwamm,

voller Wucht

in unsere Richtung

geworfen,

die nassen Tropfen

aus feuchten Lebensmittelresten

berühren unsere Gesichter.

 

Mit strengem Finger,

in die Kneipenküche geführt,

zum Abwasch,

zu unbeglichenen Schulden.

 

Dreckiges Geschirrtuch

und Küchenschwamm

in beiden Händen,

so betreten wir

den nostalgischen Geruch

einer überladenen Kneipenküche.

 

Lieblich

umkreisen unsere müden Finger

das schmutzige Geschirr

über die Lebensmittelreste hinweg,

die letzten Alkoholtropfen

aus den Biergläsern entfernt,

so begleichen wir

die unwirklichen Schulden.

 

Dann fragen wir uns:

Sind wir Wirklichkeit?

Oder nur eine Vorstellung?

 

Doch die Antwort

wissen wir lange,

alte Fragen

sind sie nur,

alte Fragen,

die nur noch

beim Einschlafen stören.

 

Wir sind

die Vorstellung einer Vorstellung

über den verstorbenen Traum,

der in unserer Erinnerung

weilt,

wahrlich,

ein toter Traum

vom Zusammen-Sein

in verrauchten Kneipen,

Ekstasering

vom Abwasch

bei unbeglichenen Rechnungen.

Religion, auf Papier gedruckt

 

Eine Religion, die nicht mir gehört. Religion, auf Papier gedruckt. Ein behördlicher Fehler, der unglückselige Grund. Fremde Religion, auf Papier gedruckt.

 

Im Auge des Staates bin ich katholisch. Brav zahle ich die katholische Kirchensteuer, ohne katholisch zu sein.

Eine fremde Religion, aufgezwungen. Nun bin ich katholisch, ohne katholisch zu sein. Fremde Religion, auf Papier gedruckt, gezwungen und gemacht.

Sterne

 

Der Blick

sieht

mit den Gedanken

das Meer aus glitzernd-funkelnden Sternen.

 

Sie

schenke ich dir,

die Sterne,

ihr Glanz,

von Wolken durchkrochen

bis in die Tiefe,

bis in die Nacht,

die mit den Sternen

zum Leben erwacht.

 

Der Himmel,

ein Meer aus Sternen,

ihr Glanz,

verborgen im Schatten der Nacht.

 

Ein Geschenk,

in gedanklichen Zeilen

geschrieben,

es ist der Blick

nach oben gerichtet

in die ruhige Welt der Sterne.

Anblick einer Ratte

 

Mit einem Vogel

verwechselt,

die kleine Gestalt,

verloren in morgendlicher Dunkelheit,

am langen Schwanz

als Ratte

erkannt.

 

Eine Ratte

mit dem langen Blick,

der in meinem verschreckten

Gesicht verweilt.

 

Der Mund,

weit geöffnet,

der Schal,

über die Augen gezogen,

der Blick,

geschützt

vor den stechendkleinen Augen,

die in der Dunkelheit,

im Müll

zu mir starren,

umgedreht

zum bevorstehenden Monatsblut,

zur Monatsnacht,

zur Mondnacht,

zu den Schmerzen,

die in blutroter Farbe durchtränkt,

mich in ihren Schoß erwarten.

 

Anblick einer Ratte,

in meiner Richtung

stehengeblieben

und

umgedreht,

zwei stechendkleine Augen,

in meine Angst starrend,

wie eine Ankündigung

auf blutige Schmerzen.

 

Zwei stechendkleine Rattenaugen,

stehengeblieben

und

umgedreht,

hin zum bevorstehenden Monatsblut,

im weiblichen Körper,

in Angst

umhüllt.

Verstorben, vergessen und erinnert

 

Dein Klang

besucht

das Haus meiner Erinnerungen,

nun

liegst du da,

unter der mütterlichen Schutzschicht:

Erde.

 

Noch immer

spielt deine Stimme

in meinen Ohren,

fern

aus der Vergangenheit

zu mir gewandert.

 

Über den Tod

hinaus,

grenzenlos,

deine alte Stimme,

flackernd

wie eine winzig-lebhafte Flamme

im Haus meiner Erinnerungen.

 

Längst

weilst du

nicht mehr

unter uns,

dein Klang,

dem Vergessen

überlassen,

ruhst du da,

geschützt

von

Erde,

umarmt

im warmen Schoß,

im seligen Frieden.

 

Verstorben,

vergessen

und

erinnert,

als ein symbolisches Zeichen.

Vier Mondstrahlen

 

Im gedämpften Licht,

bei Nacht,

silberner Mondglanz

leuchtet

über das Gesicht.

 

Vier Strahlen

ergießen sich

über das Gesicht,

über den lieblichen Körper,

zitternd vor Kälte.

 

Stechend leuchten sie,

die vier Mondstrahlen,

benachbart von Wolken,

ihre ständigen Begleiter.

 

Mit den Augen

blickt

die Seele nach oben,

silberner Mondglanz

berühre mich

mit deinem Strahl,

durchdringe das einsame Gesicht

mit deinem weißflimmernden Stab.

Schreiben als Waffe

 

Eine Waffe

trage ich

in den Händen,

es ist

kein Speer,

kein Schwert,

keine Schusspistole,

sondern

geschriebene Worte,

in Schriftstücken

verkleidet.

 

Dämonische Stimme,

Inspiration,

tief aus dem Inneren

wie eine Welle

heraufströmend,

dämonische Stimme,

innere Inspiration

sprich mich

frei

gegen Beleidigungen,

frei

gegen abwertenden Humor,

frei

gegen das Gelächter der anderen.

Schreiben

als Waffe,

schreiben

aus Schmerzen,

schreiben

aus Freude,

schreiben

aus Befreiung.

 

Nur diese Worte,

undurchschaubar

für fremde Augen,

eine große Bedeutung

sind sie

für mich,

die geistige Waffe,

unvergänglich

der Zeitlosigkeit überlassen.

Zwei Kreise

 

Mythos im vergangenen Schnee,

verborgen im Rätsel,

verschleiert in Kälte,

verwüstet von der weißen Schneedecke,

ein Mysterium

im schlagenden Puls der Zeit.

 

Zwei Kreise,

umarmt von verwunderten Augen,

zwei Kreise,

tiefe Wölbungen,

umgeben von Schneekatastrophe,

unversehrt von Verwüstungen,

nur diese beiden,

diese Vertiefungen,

diese Wölbungen,

zwei Kreise

und überall,

nur Schnee.

 

Unerklärlich,

woher sie stammen,

diese zwei Kreise,

und überall,

nur Schnee,

aber die Kreise,

sie bleiben

unversehrt,

unberührt,

unbedeckt

vom Schnee,

wie magisch,

so leben die Kreise,

frei von Verwüstung,

im menschlichen Gedächtnis.

 

Von der kleinen

Naturkatastrophe,

keine Spur mehr,

der Schnee,

vollends aufgetaut,

der Frühling,

im Zyklus der Natur

begriffen.

 

Nichts erinnert mehr

an die beiden Kreise

in versunkener Schneelandschaft,

nur ein löschbares Handyfoto,

das bringt mich

dem Mythos näher,

zwei Kreise im vergangenen Schnee,

unerklärlich, woher sie stammen,

unerklärlich, wie sie verschwanden.

Das Leben, eine Achterbahnfahrt

 

Nenne mich

Dreifaltigkeit,

Geburt,

Leben

und

Tod,

nenne mich

Kreuz

mit drei Ecken,

ich bin

das Leben,

eine Achterbahnfahrt.

 

Eine Scheide

trage ich in mir,

Ursprung der Menschheit,

Entstehung der Welt.

 

Nenne mich

Dreifaltigkeit,

nenne mich

Kreuz mit drei Ecken,

nenne mich

Leben,

eine Achterbahnfahrt.

 

Höhepunkte

mit Freude und Glück,

Tiefpunkte

mit Schicksalsschlägen,

steile Biegungen

mit Spannungen,

so schlägt

die Bahn

ihre Fahrt,

wie das Herz

für die Sterblichkeit pocht.

 

Nenne mich

Dreifaltigkeit,

Geburt,

Leben

und

Tod,

nenne mich

Kreuz mit drei Ecken,

ich bin das Leben,

eine Achterbahnfahrt,

rasend schnell

alternd,

mit den Jahren fahrend

durch Höhen,

durch Tiefen,

durch steile Biegungen.

Eine weibliche Scheide,

mein Ursprung

und die Erde,

mein Ende.

 

Nenne mich

Dreifaltigkeit,

nenne mich

Kreuz mit drei Ecken,

nenne mich

Leben,

eine Achterbahnfahrt.

Tauben auf einem Ast

 

Durchfurcht

vom brennenden Abendrot,

im sanften Licht der untergehenden Sonne,

zwei Tauben

auf einem Ast.

 

Wie ein Paar,

geschmeidig aneinandergebunden,

zwei Seelen

in Gestalt von Tauben,

zur Ruhe gelegt

auf einem Baumast

über der Welt blickend.

 

Wie gerne

wäre ich

wie sie,

wie gerne,

ihre Luft atmen,

wie gerne,

ihren Flug genießen,

wie gerne,

auf einem Baumast

ruhend,

gestreichelt von Frühlingswärme,

umgeben vom Lichtgemälde,

in blauroten Abendfarben,

in Wirklichkeit bemalt.

 

So oft treffen sie meinen Blick,

zwei Tauben,

auf einem Baumast

ruhend.

 

Wie gerne

würde ich

ihre Welt erkunden,

wie ein verlorener Traum,

die Suche nach dem geliebten Verlust,

durchlitten

und

bewundert

im Augenschein,

in pastellfarbenen Himmelsnuancen,

im Abendlicht,

in Frühlingswärme,

zwei schläfrige Tauben,

so oft

die menschlichen Blicke

getroffen,

doch ihre Welt,

die Welt der Vögel,

die Welt der Tauben,

ein Geheimnis,

so alltäglich

und doch ein Mysterium,

wie die Luft,

die wir atmen.

Zahl, verflochten im Unbekannten

 

Eins und eins,

zusammengenommen,

zwei als Zahl

ergebend.

 

Die Zahl

zwei,

als Mathematik

durchdacht,

gewusst

und

gelernt.

 

Mehr

als nur eine Zahl,

mehr

als reine Mathematik,

sondern

eine Tugend,

ein unauflösliches Paar,

eine Philosophie.

 

Die Zahl

zwei,

keine gewöhnliche Zahl

ist sie,

die zwei,

für zwei Kreise

in verwüsteter Schneelandschaft,

die zwei,

für zwei Tauben,

auf einem Baumast

ruhend,

die zwei

als Paar,

eins und eins

zusammengenommen,

die zwei

als Schicksal,

mit zwei Augen gedeutet.

Osterruhe, still in der Nacht

 

Leere Straßen,

totenstill

in der Nacht

zum Osterfeiertag,

traurige Realität,

wo früher Leben war,

im Bann der Geräusche getragen.

 

Osterruhe,

still in der Nacht,

von der Regierung

verordnet,

Ausgangsbeschränkungen,

dem eigenen freien Willen

beraubt,

die wandernden Gedanken

in Richtung

Osterruhe,

still in der Nacht,

fremdbestimmt und ungewollt.

Blassfrühlingsfarben

 

Dein Schimmer,

winzig am Rande des Horizonts,

blassfrühlingsfarben

mit Wolken verhangen

scheinst du in das Gesicht,

das dir entgegenstrahlt.

 

Blassfrühlingsfarben,

dein Sonnenschimmer

und die Bäume,

durchtränkt von Nässe,

die Bäume wiegen sich

in deinem Licht.

 

Dann kommt

der Regen,

urplötzlich,

wie aus dem Nichts

mit strömendem Wasser,

peitschend im Hauch des Windes.

 

Blassfrühlingsfarben,

dein Schimmer,

vom Regen,

von Wolken

verdrängt.

Weitere Aphorismen,

Gedichte

und

Kurzgeschichten

Eine Leseprobe von Alexandra 

Die Spinnweben

 

Eine Haut voller Spinnweben

klebt zart an meiner Hand,

die zerbrechlichen Spinnweb-Adern nisten sich hinter dem Regal ein.

 

Vom Staub des Zimmers geboren,

wehen die Spinnweben in häuslich-warmer Luft,

sie schweben wie kleine isolierte Punkte.

 

Jede Spinnwebe verweilt,

versteckt,

allein in der Zimmerecke.

 

Ja, die kleinen isolierten Spinnweben,

unbemerkbar sind sie vom Gemüt.

 

Und trotzdem gesellt sich manchmal die Spinne, ihre Königin dazu,

sie leistet ihrer materiellen Isolation Gesellschaft.

 

Oder eine menschliche Hand umfängt sie voller Mitleid in ihrem Rücken,

sie, die einsam-zart-unbemerkbaren Spinnweben,

verfangen in ihrer abstoßend-klebrigen Welt.

Regen, der beste Reiniger unserer Luft

 

An mir haftet der  Regen,

überall auf den durchnässten Kleidern

dringen die Wassertropfen durch,

sie bauen sich ein Wassernest

auf fremden Körpern

und die Pflanzen saugen gierig

die Flüssigkeit der Natur

in den trockenen Erdboden,

wie ein verbranntes Wrack

aus verdursteten Grashalmen,

die vom Regen besucht werden.

 

Sanft wird die Luft vom Regen gereinigt,

der Atem wird wieder frei,

endlich wieder durchatmen,

losgelöst von Hitze und von Wut,

nur Regen, der beste Reiniger unserer Luft.

Feinherbe Siegestropfen

 

Der Nachgeschmack brennt noch

im Mund,

der Vorlauf ist vorüber

und die Spindel schwimmt

wie von Geisterhand

nach oben.

 

Je mehr ich

diese feinherben Siegestropfen beobachte,

und ihren brennenden Geruch

auf der Zunge trage,

umso mehr halte ich sie für ein Wunder,

aus dem Herzen der Natur entstanden,

mit Menschenhand und Fürsorge gemacht,

feinherbe Siegestropfen auf meiner Hand.

Aus Stadtwerken werden Ideenstadtwerke

 

Warum werden Stadtwerke zu Ideenstadtwerken? Diese Frage haben sich Andere schon vor mir gestellt. Und die Kleinstadt Neustadt am Rübenberge bei Hannover zeigt, dass so etwas möglich ist, denn dort gibt es statt Stadtwerke gleich Ideenstadtwerke.

Nichts anderes als Ideensammeln machen die Menschen bei den Ideenstadtwerken dieser Kleinstadt – sie sammeln Ideen, um das Stromsparverhalten der Menschen zu erleichtern. So auch der Arbeitsalltag bei den Ideenstadtwerken. Ein Blick in die Zukunft.

 

 

Regen aus Asche

 

Die heiße Rauchzunge des Feuers

lässt die Asche hochtreiben,

nach oben,

in die Luft,

ihre zerstörerische Heimat.

 

Schwebesanftfrei treiben die Flocken aus Asche

in der Luft,

sie erheben sich zu den Wolken

und dabei scheinen sie kaum ihren Platz

in der Luft zu finden.

 

Die bekümmerten Flocken aus Asche,

und wieder fallen sie ab,

sie regnen auf verträumte Blicke nieder

wie flimmernde, dunkle Punkte,

aufgelöst im aschfarbenen Staub der Zeit.

 

Ein Samstag, wie jeder andere

 

Ein verlebtes Wochenende im Sommer launischer Wutanfälle.

Wer macht wen schlecht gelaunt?

Du, mich?

Oder ich, dich?

Diese Frage stellen wir uns oft an Samstagen.

Beleidigende Worte hinter verschlossenen Türen, denn die jetzige Situation macht so etwas möglich, der Mangel an Privatsphäre in einer Beziehung, fehlende Möglichkeiten und die Hände, die in dieser Krisenzeit gebunden sind.

Wie emotional eingesperrt. So sind wir beide schlecht gelaunt. Und dann heißt die Lösung: Wir bleiben zu Hause. Wie so oft. Machen wir stets nur das Gleiche.

Dabei ist es ein Samstag, der Kernmittelpunkt ausgedachter Aktivitäten, die in einer illusionären Luftblase zerplatzen.

Es ist nur ein Samstag, ein einfacher Samstag, wie jeder andere.

Schüchterner Blick aus der Höhe

 

 

Wie Miniaturmodelle

stehen sie da,

ganze Landschaften durchstreifend,

die Häuser

und ihre beschützenden Städte,

umgeben von lebhaften Feldern,

verweilen sie im Grün der Natur.

 

 

Wie Miniaturmodelle

bieten sie sich

zur Aussicht

für die erschöpften Augen,

die sie aus der Höhe bewundern,

ein Ausblick,

wie es ihn nur selten gibt.

 

 

Gebadet in Schweißperlen

 

Wir nehmen ein Bad, das uns den Atem raubt

und unseren Schritt verlangsamt.

 

Ein Produkt der Klimaerwärmung

ist dieses Bad

aus Schweißperlen,

die unseren vertrockneten Körper

befeuchten,

in die Hitze treiben

und ersticken lassen,

vorbei an den verbitterten Pflanzen,

deren Wurzeln nach Wasser schreien.

Demenz, die Krankheit der Zukunft

 

Seht her,

ich bin Demenz,

die Krankheit der Zukunft.

 

In Aluminiumflaschen und Aluminiumdosen

bin ich verkleidet.

Die Menschen trinken und essen

mir zum Wohl.

 

In verschiedenen Kunststoffarten

bin ich verkleidet

und mache die Menschen

krank, vergesslich und verwirrt.

Dabei kennen sie mich

erst seit kurzer Zeit.

 

Seht her,

ich bin Demenz,

die Krankheit unserer Zukunft.

Zeit-Entschleunigung

 

Die Zeit, unser Freund und Feind.

Schnelllebige Stunden, Minuten, Sekunden verleiten zum Vergessen der Zeit.

Eine Atomuhr schlägt den Puls der Zeit.

 

Wohlmächtiger als Leben und Tod ist sie,

die herrliche Atomuhr, die über unser zeitliches Empfinden wacht.

Wie eine Göttin unseres Weltbildes ruht sie da, auf amerikanischem Boden.

 

Wie gerne würde ich sie ihrer Göttlichkeit berauben,

der Zeit-Entschleunigung zum Wohl.

 

 

Die Krähen

 

Die Krähen wiegen sich im abendlichen Wind,

ein Feld ist ihr Nahrungsgebieter,

die letzten Krümel Raps schlürfen sie hinunter.

Wahrlich, es sind Flieger der besonderen Art zu Gange.

Die Sonne schenkt ihnen ihr letztes Gold,

und die perlenden Sonnenstrahlen ergießen sich über das schwarze Gefieder.

Ein Tag verabschiedet sich vom Licht…

Noch einmal ihren Flügelschlag vernehmen,

durchfurcht von Luft.

Und noch einmal den Boden unter meinen Füßen erspüren,

beim Anblick ihrer aufgeschlagenen Flügel,

bereit für die Reise in das Gesicht des Himmels.

Ein letztes Mal ihren beflügelten Herzschlag hören,

in Gedanken voller Traumesferne,

ihr Herzschlag möge meiner sein.

Der Satz ohne Worte

Mit leerer Zunge ohne Sprache,

ohne Nebengedanken, ohne Reue,

so ließ sich der Satz gestalten,

ein Satz, der sich von Sprachleere nährt.

So vertrauensvoll schwebt er in der Luft,

ätherisch leicht im Hauch des Windes eingebettet,

schwebt der leere Satz in der Luft,

lässt sich treiben zu einem besonderen Ort,

dahin wo es keine Sprache gibt,

wo nur das Bewusstsein regiert, kommuniziert und verurteilt.

Ein Land jenseits der Sprachbarrieren,

im geistigen Boden der Leere verwurzelt,

dahin führt der gedankliche Wanderweg,

zum bewussten Satz der Lebensruhe,

zum Schweigen,

mit leerer Zunge ohne Sprache,

ohne Nebengedanken, ohne Reue.

Von Zärtlichkeit berührt

Wie Knospen öffnen wir uns,

wehmütig im Ideenwahn verliebt.

Die Augenblicke ziehen an uns vorbei,

wiederauferstandene Zeit.

Von unsterblicher Zärtlichkeit berührt,

im vergänglichen Gesicht der Zeit.

Ein schadenfrohes Lächeln,

umwebt von müden Augen

im erschöpft-aufstrebenden Leib.

Ein unsterblichschönheilendes Abbild des innigen Glücks,

das in der Vergangenheit fortlebt.

Ich wünschte mir einst,

vor Monaten, die lange vergangen sind,

ich wünschte mir zutiefst,

dich mit Worten zu beschreiben,

deine liebliche Wahrheit in Schrift zu verewigen,

dich mit Gefühlsworten zu streicheln,

all das wünschte ich mir.

Doch das Endziel war nie in Sichtweite,

denn jeder Moment in der Wärme des anderen ließ das endgültige Ziel

von Neuem auferstehen,

zur Wirklichkeit werden.

Fehlende Worte,

die seligsten Worte

verstecken sich in der Zeit.

Die Hand kehrt heim

zur schlichten Formalität,

und die seligsten Worte,

so unauffindbar und doch so innigst-verbunden,

flimmernd in der schnelllebigen Zeit.

Tage ohne Regen

Blasser Himmel mit Wolken verhangen,

langanhaltende Hitze,

schmerzende Glieder,

und keine Tropfen fallen nieder,

kein Regenwasser stillt den Durst nach Fruchtbarkeit.

Mächtig bleibt die Trockenheit

auf der schmutzigen Erde weilen,

und ein neuer Tag beginnt

mit einer neuen Hoffnung.

Es möge Wasser vom Himmel fallen,

Pflanzen, Tiere und Menschen berühren.

Das Ich und das andere Ich

Von oben herab schaut das Bewusstsein

auf den Körper nieder, in dem es wohnt.

Das Bewusstsein hört die Stimme,

aus der es spricht.

Die Stimmbänder zaubern Wortspiele,

besänftigend spricht die körpereigene Stimme

zum Bewusstsein, zum anderen Ich.

Wie eine Maske

nimmt der Mensch sein Bewusstsein wahr,

anerkennt das andere Ich, das in der tiefsten Dunkelheit

unserer Seele lauert,

um gehört zu werden.

 

 

Die unantastbare Macht der Steinwürfel

 

Legosteinchen, prächtig-geformte Spielwürfelchen aus der Kindheit, wegweisend sind diese Steinchen für die Macht des Fantasie-Spiels. Ein Erstreben. Nach kleinsinnigen Zielen. Nach einem gefüllten Ballon kindlicher Freiheitsentfaltung. Entwicklung des Denkens.

Die Legosteinchen streichen perlenglatt über die Deckschicht der kindlichen Haut. Einen Entwicklungspfad ermöglichen die Legosteinchen. Der Entwicklungspfad hin, zum selbstständigen Denken.

So einfach, infantil, kann man sich eine eigene Welt zusammenbasteln. Die Welt der Legosteinchen. Ein Kind hält sie in der Hand, Legosteinchen um Legosteinchen, das Kind verkettet die Steinchen ineinander und die frisch ins Leben geschlüpften Bauklötze ergeben von nun an Türme. Bald werden sie zu einer Burg, bald zu einer Stadt.

 

 

Die Stille der Zeit

 

Unerreichbar fern entpuppt sie sich vor menschlichen Augen,

die Stille der Zeit.

Drei Uhr nach Mitternacht,

die sommerliche Uhrzeit nähert sich der Morgendämmerung an.

Stille Zeit,

unerreichbar fern und doch so nah,

verdrängt vom Alltagslärm, unfrei vom menschlichen Übel.

Und jetzt: Um späte sommernächtliche Zärtlichkeit im Geiste,

wird sie, die stille Zeit, zur Wirklichkeit eines Augenblicks.

Vergänglichkeit.

Eine nie dagewesene Wirklichkeit der Illusion.

Nun zwitschern die Vögel,

sie besingen das Morgenlied, zum Abschied von der stillen Zeit.

 

Verwurzelung

 

Unsichtbare Nähe ohne Worte,

Tunnel des Lebenswegs,

das bist du, fürsorglicher Begleiter.

 

Unzählige Gesichter wandern an uns vorbei,

angekommen, vorbeigezogen, weggezogen,

unsichtbare Nähe ohne Worte,

ohne Verwurzelung.

 

Unter diesen unzähligen Gesichtern

kreisten sich zwei Blicke ineinander,

bis sie einander entdeckten, liebgewannen mit freudigen Blicken,

sich lieben lernten, um einander Liebe zu schenken.

 

Die Blicke verwurzelten sich ineinander,

sie hafteten aneinander,

konnten nicht wegfliehen

vom Augenblick,

unvergesslicher Augenblick des unsterblichen Ineinanderverwurzeltseins.

Der nachdenkliche Blick

 

Sehnsüchtige Augen blicken nach der Ferne,

schläfriger Anblick im erschöpften Gesicht.

 

Nur Liebe, körperlich-seelische Verkostung,

jenes Ziel des Augenblicks,

mühselige Entspannung, weg vom Alltagsstress,

vereinigt mit dem Körper des anderen.

 

Das bist Du.

Dieser Augenblick im nachdenklichen Blick,

ein Geistesinnenleben jenseits der Worte,

selige Fantasiegedanken,

Menschlichkeit, Gnade,

vergängliches Leben, verstreichende Zeit,

Du…

 

Selig senkt sich

das Wanderknie der laufenden Gedanken.

Oh Du,

allseitiger Augenblick vergänglicher Menschenliebe.

In der Haut eines Sängers

 

Ich besinge die Idealwelt,

alle Menschen hören zu,

die Idealwelt wird im Gesang offenbart

für ein paar wenige Minuten des Gesangs, der Stimme,

die in mir bebt.

 

Und doch bin ich kein Sänger,

nur zurückgereist in die Gegenwart,

objektiv-vernehmbare Welt.

 

Für die Zeitspanne eines winzigen Liedes

stecke ich in einem Körper fest,

in der geistigen Haut eines Sängers.

Imaginäre Bilder aus vergangenen Zeiten

 

Geschichten nehmen Platz im Gedächtnis,

Vergangenheitsduft aus unbekannten Zeiten.

 

Nostalgie flackert auf

im Feuer der Illusion.

 

Eine befremdliche Reise,

in warme Gedanken hinein.

Die verschleimte Nase

beatmet den imaginären Tanz der blassen Bilder

von der Melodie aus fernen Zeiten.

Am Ziel angekommen

 

Ein Wunsch,

so realitätsfern und doch so nah,

dieser Wunsch wird verfolgt

in Gedanken, die nicht loslassen können

von der Selbstverwirklichung,

die im Wunsch lebt.

 

Bewaffnet mit viel Gepäck

auf der Reise zum Ziel…

Viele Stolpersteine verhindern den Weg.

Erschöpfungsfallen, Orientierungslosigkeit.

Zweifel, Kommunikationslücken.

Niedertracht, Einsamkeit.

Angst vor dem Versagen.

 

Noch unbekannt ist der Weg,

Asphaltteppich einer Wunschreise

im Menschenleben.

 

Alle Zutaten sind vorhanden

für den beschwerlichen Weg,

schwerer Rucksack belastet den Rücken,

vollgestopft mit allerlei Rettungsmaßnahmen

gegen das Scheitern.

 

Schwere Tasche ermüdet die rasenden Atemzüge,

schwerer Koffer wird hinterhergeschoben,

zig-hundert-Kilometer lange Reise

zum Ziel.

 

Stockfinsterer Himmel der Nacht

verbreitet seinen Schatten

um die Menschenleere.

 

Unbekannter Ort,

einsamkeitsbeladen zwingen sich die Schritte

zu dir hin.

 

Ziel menschlicher Verzweiflung,

umarme mich mit deinem schwebesanften Flügelschlag:

Selbstverwirklichung.

 

Am Ziel angekommen,

wartet das Selbst auf Vernichtung,

unwissend bleiben die Errungenschaften,

versteckt im tiefen Mondglanz des Wassers,

denn dort lauert der Tod menschlicher Verzweiflung,

winzig nah der Abgrund,

und so gibt das Selbst nach,

lässt den eigenen Nihilismus zu,

das Nichts für die unzähligen Herausforderungsqualen,

das Selbst möchte zusammenbrechen,

angeekelt vom Übel der Verzweiflung…

 

Und kurz vor dem Zusammenbruch in die Unterwelt

der verschlungenen Leichen,

im verfluchend-glänzend-tiefen Seewassertod verendet.

 

Ein letzter Erinnerungsfleck dieses Zielzweifels

vergeht zeitberaubend schnell,

denn vor verwaisten leeren Augen

tun sich Lichter auf,

Lichter der Hoffnung,

Neubeginn im Ziel,

das Gebäude einer halbjährigen Zeit,

Viertelteilstück des Ziels

nach überstandenen Daseinsqualen,

so glänzen die Lichter mir entgegen,

dem geviertelten Zielviertelstück winzig nah.

 

Ein Etwas von der würdigen Lebensessenz errungen,

so bebt das Herz vor atemberaubender Freude

die stickig-klägliche Luft weg,

das Herz eilt zum Licht des unerwarteten Qualgeschenkes,

das lebensspendend-pochende Herz,

sein Leben, ein Traum des Ungewissen.

Des Lebens betagt

 

An Jahren gewachsen,

ruht der Lebensbaum in seiner Heimat:

Wald.

 

Die Jahresringe überschwemmen seinen holzigen Leib,

sie duften nach verflossener Zeit.

 

Abgetrennt wurde er,

der dreihundertjährige Baum,

und milde Sonnenstrahlen ergießen ihr letztes Tageslicht

über seine verstorbenen Äste.

 

Zum Abschiedsgeschenk einer Überlebensgeschichte

von dreihundert Jahresringen einer Existenz,

die nun erloschen ist.

 

Eine Holzscheibe ruht leblos

neben dem menschlichen Körper einer Frau.

Vergessen-Worden-Sein

 

Lass uns

die Zeit vergessen,

um von der Zeit vergessen zu werden,

die Worte

im Bann schöner Erinnerungen

spielen lassen.

 

Und selten

gibt es diese Empfindung,

es ist die Freude darüber,

vergessen worden zu sein,

von der Zeit

in einem Menschen,

der eine Lebenslaufbahn

in die andere Richtung lenkte,

als ursprünglich

gedacht war.

Bedeutung

 

Die ersten Schneeflocken. Wie ein Mythos sind sie für menschliche Augen. Ein Kunstwerk der Natur. Die ersten Schneeflocken in diesem müden Winter. Federleicht fallen sie in die verträumt-verschlafenen Augen, die sie von unten bewundern.

Ob sie wohl je wieder auf dem vermüllten Asphalt liegen bleiben, ob es je wieder den erfüllten Traum verschneiter Weihnachtstage geben wird – eine Illusion, sagt uns die Klimaerwärmung, aufgeladen mit Technologie und Autoabgasen.

Zartschmelzend treiben sie in luftiger Aura, dann lassen sie sich fallen. Auf menschliche Körper. Auf den Müll, der auf dem Asphalt liegt. Auf die Windschutzscheiben gestresster Autofahrer.

Dann ziehen sie sich zusammen, die Schneeflocken verschmelzen im Sog der Natur, sie werden zur Flüssigkeit, und nur noch die Nässe, die sich im Müll auf dem Asphalt festsaugt, erinnert noch an die frühere Existenz der Schneeflocken.

So kurzlebig sind sie, die Schneeflocken in unserem müden Winter. Schnell verflogen, vergessen und verdrängt, das kurze Leben der Schneeflocken im klimawarmen Winter.

Viel Kälte und den Traum einer weißen Weihnachtsnacht beherbergen sie in sich, und das ist gleichzeitig ihre Bedeutung, der Sinn und Zweck, warum es Schneeflocken gibt.

Wenn ich die Schneeflocken und ihre Bedeutung vor Augen sehe, frage ich mich nicht selten:

Was haben wir, Menschen für eine Bedeutung?

Wozu sind wir da?

Worauf gründet sich unsere Existenz?

Schneeflocken haben eine Bedeutung, aber Menschen? Haben Menschen auch eine Bedeutung?

Das sind mehr als Fangfragen, denn ihre Antworten lassen lange auf sich warten, ein Menschenleben oder gar Jahrhunderte.

Unbekümmert vom Rest der Welt

 

Unbekümmert sitze

ich da,

auf einer Pappe

vor dem Bürgeramt,

ich bin

einer von vielen,

aber nicht wie sie,

die hektischen Herumtreiber,

für nichts anderes aufnahmefähig,

als für

Witze,

Termine

und

Smartphone-Nachrichten.

 

Stattdessen

sitze ich da,

auf einem Stück Pappe

unbekümmert niedergelassen

vor dem Bürgeramt.

 

Hin und wieder

rauche ich

eine gedrehte Zigarette

und sehe

die Zeit

in der Rauchwolke vorüber streichen.

Unbekümmert,

gelassen

sitze ich da,

unter mir die Pappe,

sie schützt mich

vor dem nassen Boden des Regens.

 

Keine Aufgaben,

keine Pflichten,

keine Termine

mögen mich noch

von dieser Stelle,

von diesem Augenblick

vertreiben,

mitten

im Geschäftsleben der anderen.

 

Herrliche Aussicht

auf die bewölkte Stadt

und ein Mitfünfziger

mit sanftem Lächeln

auf einer Pappe sitzend,

wie ein Ausgestoßener

aus dem bürgerlichen Käfig

des Spießertums.

Verschluckte Nacht in winterlicher Kälte

 

Die Nacht,

sie tastet sich

an uns heran,

die Nacht,

vom Faden des Nebels

verschluckt.

 

Der Himmel,

blass,

mit Wolken verhangen,

eine Nacht ohne Sterne.

 

Und die Bäume ruhen,

kahl vor Kälte,

kahl vor Frost,

aber die Nacht,

sie schenkt uns

den Faden des Nebels

und nur das künstliche Licht,

die Straßenlaternen

erinnern uns noch

an die vergangene Helligkeit,

die hinter uns liegt.

 

Bald bricht ein neuer Tag auf,

eilt zu uns,

verloren in schnelllebiger Zeit.

Bis dann

die Nacht

wieder den langen Lauf nimmt

und alles

in winterlicher Kälte

verschluckt.

Von Regentropfen berührt

 

Die Windeshand treibt sie

nach unten,

sie lassen sich fallen

auf die gefrorene Erde,

die unter ihnen weilt,

sie entschweben

auf meiner Haut,

die Regentropfen

im kalten Winterherz.

 

Wie gerne

lausche ich

ihren prasselnden Geräuschen,

sie vertreiben

die Dummheit der Menschen

nebenan,

für ein paar Augenblicke

verwandeln sie

die Geistesarmut der anderen

in die hörbare

Schönheit der Natur,

deren Wasser

sanft

an den Ohrmuscheln

streichelt,

die Regentropfen,

übersinnliche Naturmusik,

die über uns schwebt

und schleichend

in das kalte Winterherz

entflieht.

Das Mythos von den fliegenden Chinesen

 

Der Himmel über Wuhan,

er sieht bewölkt aus,

sternenlos,

mit Wolken verhangen,

der Himmel,

die Fledermäuse aus Wuhan,

und der Fluch,

über diesen Himmel fliegend,

ein Fluch für die Weltgeschichte,

die Fledermäuse,

ein Virus verbreitend,

ein Virus, das unsere Träume von der Freiheit

wegnimmt.

 

Der Himmel über Wuhan,

ein chinesischer Himmel

aus dem bevölkerungsreichsten

Land der Welt,

es ist die Metapher,

die nur in der Fantasie

lebt.

 

Der Himmel über Wuhan,

er sieht bewölkt aus,

und die fliegenden Chinesen,

aus dem Reich der Fantasie

entsprungen,

die fliegenden Chinesen,

verheißungsvolle Metapher,

als das Ende einen Anfang nahm.

Modernes Sklaventum

 

Eine Tür, die mit der Geburt betreten wird. Das moderne Sklaventum. Diese Tür. Der Eingang in den Konsum. Wie eine moderne Selbstdefinition unter Millionen von anderen Schicksalen. Es ist die Tür, die uns in den Kapitalismus willkommen heißt. Mit der Geburt betreten wir sie, mit dem Tod treten wir aus ihr heraus. Diese Tür, unser Zugang in einen Zeitgeist, der sich rein über den Massenkonsum definiert.

Abhängig sind wir alle von diesem Massenkonsum – Reiche wie Arme.

Was hilft es dann, unserer Massengesellschaftswut Ausdruck zu verleihen, indem wir gegen die eigene Abhängigkeit und Hilflosigkeit protestieren?

Wir entblößen nur unsere Sinnlosigkeit. Im besten Falle gewinnen wir dadurch für ein paar winzige Augenblicke Einmalig-Sein an Gemeinschaftsgefühlen.

Dann verfliegt die Euphorie, und der Ärger kehrt wieder heim.

In einem sinnlosen Zeitgeist leben wir, abhängig vom Konsum, verkettet in der eigenen Sinnlosigkeit, eingesperrt im geistigen Gefängnis der Vorurteile und Oberflächlichkeiten.

Wie können wir dann aus diesem geistigen Gefängnis ausbrechen, unserer Sinnlosigkeit einen Ausdruck, eine Bedeutung verleihen?

Diese Frage beschäftigt uns seit Generationen, denn jeder weiß es, jeder kennt die Antwort, die sich vor unseren Augen verbirgt. Es ist die spirituelle Fähigkeit, die uns durch die Schnelllebigkeit abhandengekommen ist.

Indem wir das Leben richtig sehen, jenseits von Vorurteilen und Oberflächlichkeiten das reflektieren, verarbeiten und erschaffen, was das Schicksal uns auf dem Lebensweg schenkt.

Trennen werden wir uns vom Massenkonsum nicht, aber unserem Dasein eine Bedeutung verleihen, das werden wir auf diesem Weg der geistigen Verarbeitung erreichen.

Etwas Bleibendes erschaffen, dort wo nur Schnelllebigkeit herrscht.

Das Ende vom Ende

 

Wir sehen es

auf den Straßen,

in den Städten,

unter den Köpfen,

die sich in der Warteschlange

aneinanderreihen

und nicht aufhören können

zu staunen.

 

Es ist

längst

kein Geheimnis mehr,

das Ende vom Ende

ist nah.

 

Kein Ende

von Krankheit,

kein Ende

von Klagen und von Wehmut,

kein Ende

von Liebe

und kein Ende

von Kriegen.

 

Stets nur

die Spirale

vor Augen,

die Spirale

zwischen

Opfer

und

Feind.

 

Wann nimmt es

endlich ein Ende?

 

Das fragen wir uns,

wenn wir

auf die Straßen ziehen

und als Sklaven

gegen den Kapitalismus

und Pandemie-Irrtümer

protestieren,

ohne etwas

dabei zu bewirken.

 

Wann,

so fragen wir uns,

wann sind wir

kein Opfer

und

kein Feind

mehr?

 

Nimmt es

dann

wirklich

ein Ende,

wenn wir

kein Opfer

und

kein Feind

mehr

sind?

 

Kommt das Ende

dann bei uns

wirklich zu Ende,

sind wir dann

frei von Sorgen,

frei von Not?

 

Unmerklich

rührt uns

die winzige Antwort

an der Seele,

wie eine Enttäuschung,

die den Durst nach Wahrheit

niemals stillt.

 

Es ist das Ende vom Ende,

denn es nimmt nie ein Ende.

Ein Afrikaner, der sieben Sprachen spricht

 

Auf einer öffentlichen Bahntoilette

arbeitet er

als Putzmann,

ein Afrikaner, der sieben Sprachen spricht.

 

Hin und wieder

sieht man ihn

im Eingangsbereich

mit dem Wisch-Mob

in der Hand,

so steht er da

und erzählt davon,

dass er sieben Sprachen spricht,

und doch

nur als Putzmann

in Deutschland

verendet.

 

In Deutschland,

nur eine Sprache,

das Deutsche.

 

Pro Kultur,

nur eine einheitliche Sprache

in den europäischen Ländern,

vornehmlich in Westeuropa.

In Afrika

hingegen

unzählige Stammessprachen,

Subkulturen,

wild

nebeneinander geworfene

Religionen,

schwarze Magie

und

Afrikaner,

die unterschiedliche

Stammessprachen sprechen.

 

Afrika,

keine Sprachheimat,

sondern eine Sprachmischung,

eine innere Heimat,

die jedes Seelenleid

überwindet.

 

Afrika,

innere Heimat

für einen Afrikaner,

einer von vielen in Deutschland

als Putzmann

auf öffentlichen Bahntoiletten

verendet.

Gedankenfrei

Die Gedanken lösen sich vom Gut und Schlecht. Sie färben sich nichtssagend. Die persönlichen Gedanken denken nicht mehr. Sie lauschen. Lauschen dem Lebensabschnitt, der vorüberzieht, sie lauschen der Natur, die ihre Sprache spricht und dem Käfer, der eine menschliche Hand begeht.

 

Menschliche Besinnung im belaubt-schattigen Wäldchen. Der Geist hat sich beruhigt, die Tränen verschluckt. Vögel singen aufmunternde Lieder des Lebens. Im Wirrwarr der Vergänglichkeit. Die Kopfschmerzen haben sich kurzweilig vom Schädel gelöst. Sie werden zurückkehren. Zurück zum reizüberfluteten Schädel des Körpers, der den Menschen nach außen präsentiert. Die Natur breitet sich ungnädig vor lebendigen Augen. Zum ersten Mal seit Langem wurde sie, die Natur, von liebenden Blicken verkostet, mit überlastetem Schädel und schwebenden Schritten gefolgt. Weg vom Getümmel, vom Lärm der unzufriedenen Seelen.

 

Und nun wohne ich in ihr, sitze auf einer Bank ihres Wäldchenhauses, lausche ihr, verkoste sie mit der Macht geschriebener Wörter. In dieser Stunde wohne ich im Haus der Natur.

Sonniger Lichtblick zwischen den Wolken

 

 

Die Tropfen hängen

wie Kristalle

an den zarten Ästen herab,

ein sonniger Lichtblick

zwischen den Wolken.

 

Sanft ergießt sich

die Nebeldecke

über die Felder.

 

Und die Wolken wandern,

der Vergänglichkeit sehr nah.

 

Im schwerelosen Flug

bewandern die Vögel

das neblige Gesicht des Himmels.

 

Ein Tag verabschiedet sich

vom Licht,

und die Dunkelheit senkt sich

in die mütterliche Erde.

 

Zwischen den Wolken,

da winken sie,

die letzten, goldenen

Sonnenstrahlen der Vergänglichkeit

eines verendeten Tages zu.

 

 

 

Vorzeitiger Winter-Einbruch

Bei mir

ist der Winter

vorzeitig eingebrochen.

 

Nasse Kälte

breitet sich aus

und füllt die Erde

mit Wasser.

 

Die Tropfen vermehren sich,

sie werden zu einem Schauer,

dessen spätsommerliche Kälte

uns bis unter die Haut

greift.

 

Ein regnerischer Tag.

 

Ende des Sommers.

 

Und die nasse Kälte,

die wir in Dürrezeiten

nicht mehr gewöhnt sind.

 

Nasse Kälte,

die den Körper

zum Zittern bringt.

 

Offiziell,

die letzten Sommertage

des ereignisvollen Corona-Jahres

2020,

inoffiziell,

der Winter,

ein Covid-19-Winter,

der vorzeitig

bei mir eingebrochen ist.

 

Bürgermeister im Ein-Seelen-Dorf

 

Was machst du,

wenn du Bürgermeister bist

in einem Dorf,

wo niemand außer dir wohnt?

 

Nur du, der Bürgermeister,

als einziger Bewohner.

 

Was machst du dann?

 

Du gibst dir selbst

die Pflichten,

denn sie gelten

nur für dich,

die Pflichten

und ihre Aufgaben.

 

Vorbei sind die Zeiten,

als die Häuser

noch im Dorf

bewohnt wurden.

 

Nun modern

die Gräber vor sich hin,

im wilden Dickicht

der Vergangenheit verschwunden.

 

Ein-Seelen-Dorf

und ein Bürgermeister,

der letzte Bewohner

gibt sich selbst die Pflichten,

weil es nur noch ihn gibt,

unter den Ruinen,

die Überbleibsel

von etwas,

das von alten Zeiten erzählt

und mit Verfall und Verwesung

um sich sprüht.

 

Für den Bürgermeister

im Ein-Seelen-Dorf

existieren nur noch die Gräber,

die ihre eigene Sprache sprechen,

jenseits unserer Vorstellungskraft.

 

Es ist die Sprache,

die in der Erinnerung lebt.

 

 

 

 

Verwunschene Rückkehr in ein ungeliebtes Dasein

 

Gerne würde ich zurückkehren, dahin wo mich die Schritte leiten und süße Stimmen mir liebe Worte ans Ohr bringen.

Ein schwieriger Ort, an dem ich mich bereits gewöhnt habe und nun wieder wegmuss.

Von Neuem muss ich beginnen, und von Neuem mich umstellen – so oft neue Städte, neue Gesichter, neues Dasein erkunden.

Und doch will ich einkehren. In dieses vergessene Gebiet, das sich Heimat nennt.

Innerlich brennt mir das Herz danach. Wie die müden, brennenden Augen, die sich in der Ferne verlieren.

Eine Heimat habe ich in dir gefunden und verloren, mich nach der Ruhe gesehnt und sie in der Masse gefunden. Aber dich, Heimat des Herzens, dich habe ich dabei verloren.

Und doch weiß ich, dass ich eines Tages zu dir zurückkehren werde. Zu deiner Liebe und zu deinen Streitigkeiten. Irgendwann. Wenn die Zeit das zulässt.

Jetzt muss ich unter den Fremden ausharren. In der selbst gewollten Einsamkeit. Wie eine verwunschene Rückkehr in ein ungeliebtes Dasein. Und doch gewollt. Und freiwillig. Eine Werdegangspflicht für den Pfad der persönlichen Freiheit.

 

 

Die Suche nach etwas, das bleibt

 

Bist du auf der Suche

oder bleibst du auf demselben Weg,

wie vorher?

 

Diese Frage stellen wir uns,

morgens beim Aufstehen,

mittags wenn die Sonne scheint,

abends wenn die Dunkelheit zum Schlafen winkt.

 

Es ist eine Frage,

die unser Leben

seit Urzeiten beschäftigt,

die Frage nach dem eigenen Ich,

abseits von den Ansichten der anderen.

 

Und es ist mehr als eine Frage,

ein Fundament,

eine seelische Rolle,

deren Faden

bis ins Unendliche schweift.

 

Ein Ich, ein Du, ein Wir,

aber das Ich

allein

bleibt zurück.

 

Auf sich gestellt, muss dieses Ich

Geburt, Leben und Tod

allein tragen.

 

Niemand anderes,

kein Du,

kein Wir,

nur das Ich,

das Ich bleibt.

 

Und so schließt sich

die Suche nach dem Bleibenden

im gefundenen Ich,

das unbeständig fragt.

 

Bin ich mein eigenes Ich

oder nur das,

wofür mich die anderen halten?

 

Wenn die anderen meinen,

ich müsste mich beschäftigt halten,

sind nicht gerade sie

diejenigen, die ein Problem

mit sich selbst haben,

wenn sie derartige Aussagen machen?

 

Ich aber tue das,

was meiner Seele

Ruhe und Genugtuung verschafft.

Und stolz bin ich darauf,

mein eigenes Ich zu sein,

denn die eigene Selbstkenntnis,

das zählt mehr

als jede daher geworfene Ansicht eines Unbekannten,

der nicht mein Leben lebt.

 

Dann schaue ich mich

liebevoll in den Spiegel,

und ich küsse

das lieblich-anmutende Spiegelbild,

das mir entgegenstrahlt.

 

Ein Ich,

ein Du,

ein Wir,

aber das Ich

allein

bleibt

und bricht auf

nach draußen.

 

Es ist seine Reise,

hin zur eigenen Unabhängigkeit,

auf einer langen Suche

nach etwas,

das bleibt.

 

 

 

Regentropfen

 

Sanft prasseln sie,

die Regentropfen,

sie wirken

wie eine Einladung in den Schlaf,

weg von den Sorgen des Alltags.

 

Eine Erleichterung

und eine Qual,

die herbstliche Ungewissheit

und die Regentropfen,

ihr langwieriger Begleiter.

 

Sanft prasseln sie,

die Regentropfen

in der Nacht

hinter verschlossenen Fensterscheiben,

und die Ohren erfreuen sich

an ihren Geräuschen,

die in der Seele rühren.

Sternenteppich aus Ungewissheit

 

Mit der Angst,

lauf mit der Angst,

lauf in der Angst,

lauf durch die Angst,

flüstern dir die Sterne,

flüstert dir die Zeit,

die niemals still steht.

 

Die Angst,

sie begleitet uns,

morgens beim Aufstehen,

nachts beim Schlafen.

 

Die Angst,

zu verschlafen,

zu versagen,

die Angst,

etwas zu verpassen.

 

Ist sie nicht

ein herrlicher Antriebsmotor der Seele?

 

Diese Angst,

die unsere Gedanken frisst,

wenn wir

zum Schutz unserer Gesundheit

mit Maske

durchs Leben laufen

und wehleidig wegen steigenden Infektionszahlen klagen.

 

Unser seelischer Antriebsmotor

ist sie,

die Angst, die uns begleitet.

 

Wie ein Mantra

reden wir uns ein:

Lauf mit der Angst

lauf in der Angst,

lauf durch die Angst,

in unsicheren Zeiten,

die zur inneren Stärke führen.

Nur ohne Sorge

und mit der Angst,

so richtet sich der Blick

nach oben,

zum Himmel,

dessen Zeit niemals still steht.

Stimme, die aus der Ferne spricht

Ein Leben

hast du mir gegeben,

Stimme, die aus der Ferne spricht.

 

Wie gerne

lausche ich deinem Klang,

in Krankheit

wie im Glück.

 

Noch einmal

in deiner Wärme baden,

geschützt vom Gelächter der anderen.

 

In dir bin ich vollkommen,

leer von Hintergedanken,

nur da,

in deiner Wärme

bin ich selig.

 

Seit vielen,

vielen Jahren

spüre ich deine Wärme

in der Stimme,

eine Stimme,

die aus der Ferne

zu mir spricht.

 

Eine Stimme,

gezeichnet von Krankheit,

und nun auf dem langen Erholungsweg,

hin zur Genesung,

ein langer Weg.

Wie gerne

würde ich dich

auf diesem Weg begleiten?

 

Stimme,

die aus der Ferne spricht.

 

Die Sterne tanzen dir

zum Wohl

und der Himmel breitet

seinen heilsamen Teppich

vor deinem Angesicht,

Stimme,

die aus der Ferne spricht,

Stimme,

aus der ich stamme.

 

Bei dir sein,

das kann ich nicht,

nur deiner Stimme

am Telefonhörer lauschen,

das ist mir gegönnt,

dir Mut machen

und Trost spenden,

am anderen Ende der Leitung.

 

Stimme,

die aus der Ferne spricht,

wie gerne würde ich dich

wiedersehen,

nach vielen, vielen Jahren der Abwesenheit

die Zeit zurückholen,

die verlorenen Jahre,

ohne dich.

Stimme,

die aus der Ferne spricht,

eine Stimme,

die nicht mehr meine Sprache spricht,

und doch die Stimme,

aus der ich stamme.

Ein ganzes Leben

hast du überwunden

und auch die Krankheit

wirst du überwinden,

stark und gesund

wirst du daraus kommen,

stärker als je zuvor.

Stimme,

die aus der Ferne spricht,

die Sterne tanzen dir

zum Wohl

und der Himmel breitet

seinen heilsamen Teppich

vor deinem Angesicht.

In der Seele eines Schauspielers

 

Würdest du nicht auch gerne

ein Schauspieler sein?

 

Im Schatten des Lichtes

tanzend

und die vergänglichen Zeiten

liebevoll umkosend.

 

Würdest du nicht auch gerne

Inszenierungen erfinden?

 

Aus der Bahn des Alltags

entsprungen

und hinein

in den unvergesslichen Augenblick:

Einmalig-Sein.

 

Würdest du nicht auch gerne

ein Schauspieler sein?

Als alles begann

 

Ein Jahresrückblick,

nicht mehr,

nur das Zurückblicken

in die Vergangenheit,

als alles begann.

 

Gestern vor einem Jahr,

als es noch Freiheit

ohne Einschränkungen

gab.

 

Und heute,

nur

Erinnerung

und

Nostalgie,

sie hauchen uns

Leben in die Seele.

 

So lasst uns träumen,

die Freiheit

in Gedanken ersuchen,

die Freiheit

noch vor den zwanziger Jahren

im 21. Jahrhundert.

Ursprung des Krieges

 

Aus derselben Nation,

aber aus unterschiedlichen Kulturen,

dieselbe Nationalität,

aber unterschiedliche Sprachen,

so treffen wir uns

bei einem offiziellen Geschäftstreffen,

auf dem Hinterhof

des anderen,

des Außenstehenden,

der nur

von unseren blutigen

Dienstleistungen

Profit,

reinen Profit

zieht.

 

Ich treffe dich,

du triffst mich

auf diesem Hinterhof,

wo das Blut

noch

an den Hauswänden

klebt.

 

Wir sind

allein,

nur

du

und

ich,

zwei Personen

gleicher Nationalität,

aber aus unterschiedlichen Kulturen,

unterschiedliche Sprachen

sprechend.

 

Und

vor allem

der größte Unterschied,

wir haben

unterschiedliche

Arten zu grüßen.

 

Ich sehe dich,

ich komme auf dich zu

und schlage

dich auf den Hintern,

dabei hältst du

mir nur die Hände

zum Schütteln

entgegen.

 

Ich jedoch kann diesen Anblick

nicht ertragen.

Meine Tradition,

meine Kultur

verteidigend,

verprügele ich dich

und beginne den Krieg

mit dir,

mein Ursprung des Krieges.

Emotionen, frei verkäuflich

 

Ein Handel

im aufregenden Treiben,

Geldfluss im Überfluss,

Emotionen,

frei verkäuflich.

 

Unsere Ware,

eine neu gewonnene Ware,

das sind sie,

Emotionen,

unser Innerstes

nach außen

verkauft.

 

Unzählige Male,

häufig,

die Frage danach,

wie es wohl wäre

mit den Emotionen

als freiverkäufliche Ware

im Handel der Undenkbarkeiten,

eine Fantasie,

reine Fantasie nur

oder eine bessere Welt

vielleicht

eine Welt,

wo Gefühle

wirtschaftlich verbinden können

oder die Welt,

wie vorher erlebt.

Stelle dir vor, jeder Moment als göttliche Verwandlung

 

Lange gibt es

eine Idee,

ursprünglich

für die eigene

Parallelwirklichkeit

gehalten.

 

Verschmelze dahin,

freiheitsbeflügelt

in Ideen

verwandelt,

göttliche Eingebung,

parallelweltlichtreibende

Flosse der Nacht,

wenn die besten

Ideen zum Träumen

kommen,

ein Zufallsereignis

oder reine Magie?

 

Pflanze und schone dich

fort,

du,

meine göttliche Eingebung

in jedem Moment.

 

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Über den Reisanbau

 

Es gab einmal einen Bauer. Seine Hautfarbe war so braun, wie geschmolzene Schokolade. Dieser Bauer war ein leidenschaftlicher Raucher. Doch Tabak baute er nicht an. Stattdessen Reis.

Und er baute viel Reis an. Die Arbeit war aber sehr mühselig. Das wusste der Reisbauer aus generationenlangen Überlieferungen. Das hatte er selbst erfahren. Nichts anderes hatte er in seinem Dasein gemacht. Außer Reis angebaut und dabei geraucht.

Und je größer seine Reisfelder wurden, umso schwieriger wurde auch der Anbau. Es blieb immer weniger Zeit zum Rauchen. Und diese körperlich mühselige Arbeit konnte ihn keiner abnehmen, nicht einmal seine Nachbarn, die im eigenen Interesse Reis anbauten.

Der Bauer wurde allmählich verzweifelter, die Reisfelder wurden immer größer und die Zeit zum Rauchen fehlte immer häufiger. Da musste der Reisbauer erfinderisch werden und zu einer Lösung kommen. Doch wie? Der arme Mann überlegte. Der Reisanbau war schon immer seine Arbeit, seine Berufung, sein täglicher Verdienst gewesen. Seit Generationen wurde in seiner Familie viel Reis angebaut. Diese Arbeit konnte er so ohne Weiteres nicht aufgeben. Dann könnte er sich auch das Rauchen nicht mehr leisten. Aber einen Angestellten, der ihm die Arbeit beim Unkrautzupfen auf dem Reisfeld erleichtern würde, das konnte er sich ebensowenig leisten. Doch was tun?

Der Bauer überlegte und überlegte. Er überlegte lange. Tagelang. Wochenlang. Monatelang. Zu einer Lösung konnte er jedoch nicht kommen. Die Reisfelder verkleinern, doch dann würde es weniger Verdienst geben.

Da er nach diesen langen Überlegungen trotzdem nicht zu einer Lösung kommen konnte, so beschloss der faule Bauer, sich mit dieser unangenehmen Situation abzufinden. Unmengen an Arbeit beim Unkrautzupfen auf dem trockenen Reisfeld. Und wenig Zeit zum Rauchen. Verärgerter könnte der Bauer nicht sein.

Doch eines Morgens... Eines Morgens kam die selige Rettung, die überraschender nicht sein könnte. Die Rettung, sie kam wie aus dem Nichts, von den finsteren Tiefen des Erdbodens als wässrige Flut heraufgeströmt.

Als der Reisbauer an diesem unglaublichen Morgen nach draußen sah, konnte er seinen Augen nicht trauen. Sein gesamtes Reisfeld stand unter Wasser. Überflutet. Und erklären, woher das Wasser kam, das konnte der arme Mann nicht.

Bei den umliegenden Nachbarhäusern standen die Reisfelder nicht unter Wasser, sondern fest über dem Erdboden.

Warum also ausgerechnet bei ihm? Wieso, weshalb oder warum? Und vor allem woher? Woher kam das unsägliche Wasser, das sein Reisfeld überflutet hatte? So viele ungelöste Frag-dich-vergeblich-Rätsel warf ihm das Schicksal vor die Tür.

Und der Reisbauer konnte sich nicht anderes helfen, als über diese vergeblichen Fragen zu fluchen. Und er fluchte viel. Der Reisbauer verfluchte alles, das Reisfeld, das nun unter Wasser stand, das unerklärliche Wassermysterium, das sein Reisfeld wie aus dem Nichts überflutet hatte und auch die Zustände wegen der unerwarteten Flut und die umliegenden Nachbarhäuser, bei denen die Reisfelder noch nicht unter Wasser standen, auch sie verfluchte der Reisbauer.

Dabei lag die Lösung so nah, so eindeutig, nahezu selbsterklärend. Doch der Reisbauer übersah die Lösung und Logik, die sich hinter dem unerklärlichen Wassermysterium verbarg. Zu groß war die Panik darüber, dass er künftig wegen der Überschwemmung kein Reis mehr anbauen könnte.

Vor lauter Panik pumpte der Bauer das Wasser ab. Kaum war das Wasser abgepumpt, fragte sich der Reisbauer, wo das ganze Unkraut während der Überschwemmung geblieben war. Nirgendwo wuchs das Unkraut zwischen dem Reis. Der Bauer freute sich kurzzeitig über den glücklichen Zustand, dass kein Unkraut mehr beim Reis wuchs und ließ die Reisfelder wieder über dem Erdboden ruhen.

Einige Wochen verstrichen. Der Reisbauer musste währenddessen kein Unkraut zupfen, er konnte mehr rauchen und den Reiskörnern beim Gedeihen zusehen. Doch nach nur wenigen Wochen kehrte das Unkraut zurück und verschlang die fragilen Reispflänzchen. Der Reisbauer musste wieder Unkraut zupfen und das wiederrum bedeutete mehr Arbeit und weniger Zeit zum Rauchen. So war der Reisbauer erneut beim alten Problem angelangt.

Wieder wurde der Reisbauer verzweifelter und stellte die gleichen Überlegungen, die er sich bereits vor der Überschwemmung der Reisfelder gestellt hatte.

Doch die Erinnerung, sie ließ ihn nicht los. Plötzlich erinnerte sich der Reisbauer an den glücklichen Zufall. Als seine Reisfelder unerklärlicherweise unter Wasser standen, da konnte kein Unkraut wachsen. Und diese Erinnerung lieferte ihm auch gleich die Lösung.

Ohne weitere Überlegungen pumpte der Reisbauer das Wasser über die Reisfelder. Als die Reisfelder wieder unter Wasser standen, konnte auch kein Unkraut mehr wachsen. Bei dieser Beobachtung konnte der Reisbauer sein Glück kaum noch fassen. Ein Naturphänomen hatte ihm die Arbeit beim Unkrautzupfen erleichtert und weggenommen.

Nun hatte der Reisbauer mehr Zeit zum Rauchen. Und Sorgen um die Reisernte musste er sich auch nicht mehr machen. Im Wasser konnte der Reis einwandfrei gedeihen. Und dazu ohne Unkraut.

Zutiefst erleichtert mit der Zigarette im Mund freute sich der Reisbauer über diesen Zufall.

Und seine Nachbarn, bei denen die Reisfelder noch über dem Erdboden standen, die Nachbarn wurden immer neidischer auf den faulen Reisbauer, der sich ohne Weiteres zurücklehnen konnte und kein Unkraut zupfen musste. Doch fragen, warum er das Unkrautzupfen an seinen Reisfeldern nicht mehr benötigte, das wollte niemand, denn der Reisbauer wurde aufgrund seiner Faulheit und des damit verbundenen Rauchkonsums immer unbeliebter.

Stattdessen gaben die Nachbarn Verlass auf ihre Beobachtungen. Sie folgten dem Beispiel des faulen Reisbauers und pumpten Wasser über ihre Reisfelder. Durch das Wasser wurden auch die benachbarten Reisfelder von Unkraut befreit. Diese Erkenntnis, die der faule Reisbauer ungewollt seinen Nachbarn vermittelt hatte, sollte noch vielen anderen Menschen helfen. Von Mund-zu-Mund-Propaganda wurde die Erkenntnis allmählich im ganzen Land verbreitet. Während die Nachbarn – erfreut darüber, dass kein Unkraut wegen dem Wasser gedeihen konnte – ihre Reisfelder noch mehr vergrößerten, erweiterten und ausgefeilter gestalteten, gab sich der rauchende Reisbauer mit seinem bescheidenen Reisfeld zufrieden. Ohne es zu wollen, hatte er anderen Menschen geholfen. Und nun konnte sich der Reisbauer entspannt zurücklehnen und den Rauch in seiner Lunge genießen. Dann fiel ihm die Lösung ein, wonach er so lange gesucht hatte. Es war die Lösung, die er lange bereits gefunden hatte. Doch an diese Lösung gedacht, hatte der faule Reisbauer noch nie. Warum denn auch? Der Zufall hatte ihm die Lösung geliefert. Doch nun sah der Reisbauer, dass auch eine wichtige Erkenntnis dahinter steckte.

Unter Wasser kann kein Unkraut gedeihen, und diese Erkenntnis hat mich vor zu viel Arbeit gerettet, das sagte sich der Reisbauer voller Genuss.

 

 

Tod für die Fliegen

 

Das ewige Buch. Noch nicht zu Ende gelesen. Ein anspruchsvolles Buch. Tatsächlich. Und ein großer antiker Philosoph, der die Dichter und Künstler für Nachahmer hält.

Beim Lesen dieser traurigen Stelle im Text fliegen der verkannten Dichterin vier Fliegen auf die Haut. In diesem Moment fragt sich die verkannte Dichterin: Worüber sollte ich mich mehr ärgern? Über die vier Fliegen auf meiner Haut oder über den philosophischen Gelehrten, der uns Dichter und Künstler für Nachahmer hält? Doch die vier Fliegen auf meiner Haut lassen sich ebensowenig weg klatschen wie sich die unglückliche Stelle im Text streichen lässt, denkt sich die verkannte Dichterin und nimmt eine Wasserflasche in die Hand.

Den oberen Bereich dieser leeren Wasserflasche schneidet die verkannte Dichterin ab. Daraufhin mischt sie Wasser mit Zucker und verrührt das Gemisch in einer kleinen Schale. Dieses Gemisch aus Wasser und Zucker füllt die verkannte Dichterin anschließend in die Flasche. Den abgetrennten Flaschenhals legt sie dann kopfwärts in die Flasche.

Dann geduldet sich die verkannte Dichterin in ihrem erfinderischen Wahn.

Sie wartet und lauscht. Sie lauscht und wartet. Bis die ersten Fliegen in die abgetrennte Flasche ohne Ausgang fallen. Und lange muss sie darauf nicht warten. Wenige Minuten später...

Und schon ist es so weit. Die ersten Fliegen fallen in den umgedrehten Flaschenhals. Beim Anblick der hektischen Fliegen, die in der Flasche erschöpft herumschwirren, ohne den Ausgang zu finden, denkt die verkannte Dichterin an den antiken Philosophen, der sie als Nachahmerin beleidigt hatte. Währenddessen werden die gefangenen Fliegen immer erschöpfter, noch immer fliegen sie in ihrem kleinen Gefängnis herum, doch sie ermüden schnell und den Ausgang können die Fliegen nicht finden.

Erschöpft und noch erschöpfter, ermüdet und noch ermüdeter lassen sich die Fliegen in den flüssigen Tod aus Zucker und Wasser fallen.

Nicht nur die Dichter und Künstler sind Nachahmer. Ein Nachahmer war auch dieser antike Philosoph, der dasselbe über Dichter und Künstler behauptete. Eine Nachahmerin bin auch ich, denkt sich die verkannte Dichterin. Vor lauter Nachahmung habe ich den einfachen Tod für die Fliegen erfunden.

Bei diesen Gedanken beobachtet die verkannte Dichterin die leblosen Körper in der Flasche. Wo es keinen Ausgang gibt, dort wartet der Tod. Und einfacher kann dieser Tod für die Fliegen nicht sein.

 

Bleib´

 

Bleib´ dort,

wo die Gedanken

dich warm halten.

 

Bleib´

ein Wegzeichen

für blinde Augen, die nicht sehen können.

 

Bleib´

in den Lügen der anderen.

 

Bleib´

als eine Ilussion, die in Freude glänzt.

 

Doch lange bleiben,

das kannst du nicht,

schnell verfliegst du

in den einsamen Nebel der Vergessenheit.

 

Dann beginnst du

ein neues Schicksal

mit neuem Bewusstsein.

 

ER,

verlorener Kriegsheld

aus der griechischen Mythologie,

ER,

und du hast

alles gesehen,

die rotierende Spindel

mit den Schicksalsschlägen

hast du gesehen,

und deine Krieger

in der Todesdämmerung

und nur du,

ER,

nur du kehrst zu den Lebenden zurück.

 

Bleib´

ER,

Held der Mythologie,

aus der Zunge von Socrates

überliefert.

 

Bleib´

mit deinem überwundenen Märchen

aus wenigen Worten...

 

Bleib´ dort,

wo die Gedanken

dich warm halten.

 

 

Das Lied der Nacht

 

Unsichtbar und nah,

die Nachtfalter,

sie summen

das Lied der Nacht.

 

Hintergrundgeräusche

verschmelzen

mit Regenwasser,

mit stechenden Stimmen,

mit der Dunkelheit,

erstickt im Meeresblau des Himmelsschreis,

erstickt in der Flut

vom traurigen Klimawandel.

 

Unsichtbar und nah,

getarnt sind sie,

die Nachtfalter

im düsteren Laub der Bäume.

 

Und sehen,

die Nachtfalter sehen,

das können wir nicht,

nur hören,

das summende Lied der Nacht hören,

versteckt in lieblicher Leere.

Weder Mensch noch Tier

 

Lebewesen mit unterschiedlichen Zügen,

weder Mensch noch Tier,

auf den ersten Blick

als Pflanze erkennbar,

wie eine Farbe,

die sich mit anderen Farben färbt.

 

Lange ist das Schlummern,

lange in sich selbst

geschlummert,

verbreitet und vermehrt.

 

Und nun ist es draußen,

aus dem Boden

gesprossen,

dem Licht der Welt,

der stacheligen Sonne

als Naturgeschenk

geboten.

 

Gezaubert

in der Blüte,

weder Mensch noch Tier,

Zauberpilze

auf grünem Gras.

An die Technologie, dieses Andenken sei dir ein Geschenk

 

Notwendig bist du geworden,

geistesüberlebensnotwendig,

wie Zeus bei den alten Griechen,

doch ein Gott warst du nie,

Gehäuse aus künstlicher Intelligenz.

 

In Netzwerken speicherst du

Zahlen als Vergangenheit,

du,

allseitiger Anpassungsgott,

Zeus der Digitalisierung,

inmitten von Algorithmen

lebst du,

Festplatte und Arbeitsspeicher,

deine wichtigsten Organe,

Bildschirm und Kamera,

dein Aussehen

und Software-Apps,

deine Hilfsmittel.

 

Schnell kannst du

verschwinden,

auf einmal weg,

mit wenigen Klicks,

mit kaputten Akkus

ausgelöscht.

Kurz währt deine Existenz,

mit Zahlen und Wiederholungsmustern

trainiert,

und auf einmal bist du weg,

leer von Energieleistung,

aber mit viel Platz für Neues.

 

Dann wirst du erneuert,

mit Geld und Bewertungen

abgekauft

und die billige Technik

in dir,

gleich bei der ersten Inbetriebnahme

auf den digitalen Tod

gefasst.

 

Einen Digitalisierungstod

bist du gestorben

und die Daten

mit dir.

 

Zum Schluss ist

nur noch die Platzbeschaffungsformel

angesagt:

Platz für neue Technik,

für neue Reparaturen,

für neues Geld,

für neue Erlebnisse.

 

Und nur kurz währt

deine Existenz

aus künstlicher Intelligenz,

nach der Garantiezeit

den digitalen Tod

beschritten

und mit Fremdem erneuert.

 

Kurzlebige Technik

mit gierigen Umsatzzahlen

oder nur das Prinzip

für modernen Digitalisierungswahn.

 

Dieses Andenken sei mit dir,

ein betroffenes Geschenk,

eine moralische Opfergabe

an dich,

Existenz

aus künstlicher Intelligenz,

dieses Andenken

sei mit dir

für kurze Dauer

aktualisiert,

in schnellen Abschnitten,

mit Aussicht auf Verlust.

 

Dann liefern uns

die Mobilfunkführer

ihre Entschuldigungsfloskel

zum aller-, aller-, allerletzten Ende:

„Es tut uns leid,

technisches Versagen,

hier bitte,

trösten Sie sich

mit einem Lotterieschein.“

Trance

 

Lebe im Gefühl der Erfüllung,

schwinge dich

im Tanzrhythmus,

drehe dich

im Kreis,

bis es dir schwindelig wird,

koste jeden Moment aus,

als wäre es dein letzter,

und nimm keine Rücksicht

auf nichts und niemanden,

so rücksichtslos,

wie nur möglich.

 

Lebe ein erfülltes Leben,

sei ein Vorbild

für dich und nicht für andere.

 

Gehe deinen Weg,

wie Zarathustra

in den fröhlichen Bergen.

 

Dein Weg,

er wartet auf dich.

 

Dein Weg,

er wartet darauf,

von dir beschritten zu werden,

und die Stille,

die Stille,

sie lebt in dir,

sie lebt in deiner Schrift,

sie lebt in deiner Musik,

im Rhythmus der tanzenden Beine,

und dort findest du dich wieder,

in der Trance deiner Schönheit.

 

Trance,

das ist Losgelöst-Sein

vom Schmerz und von Wut.

 

Trance,

das ist

deine tiefe,

deine spirituelle Gabe.

 

Trance,

das ist Rücksichtslosigkeit

dort, wo nur Schönheit lebt.

 

Und genieße und bereue nichts,

denn nichts ist umsonst.

 

Entspanne,

lebe,

liebe

und verwirkliche.

 

Sei du,

und nicht die anderen.

 

Sei produktiv,

sei kreativ,

sei in Trance,

denn du bist

das große Vorbild

für die Einmaligkeit.

 

Die Trance,

das bist du,

nur du.

 

 

Die Wespe, der Regen und die Taube (Teil 1)

 

„Ku-“, „Ku-“, „Kurva“, singt die Taube auf dem morschen Ast. Mit ihrem Gesang will die Taube jedoch keinen polnischen Spargelstecher an die Arbeit rufen und wecken.

Nein, das führt die Taube nicht im Schilde. Dafür will sie uns den Regen in Erinnerung rufen. Und wie alle Tauben sitzt sie auf einem kaputten Ast und besingt die Ankunft der stürmischen Regentropfen.

„Ku-“, „Ku-“, „Kurva“, „der Regen, er kommt“, das will uns die Taube sagen.

Und die Wespe, auch sie spürt diese stürmische Ankunft des Regens. Nichts Schlimmeres als Wasser kann man einer Wespe antun.

Schneller Flug zwischen dunklen Wolken, die den Weg des Sturmes beschreiten.

Und die Wespe, die stechende Insektenprinzessin mit dem unverzichtbaren Drang nach Mückennahrung, die Wespe, sie flüchtet vor dem Regen, ihre größte Angst.

Und der schräge Gesang der Taube, einer Warnung gleich, es ist die regnerische Warnung an die Wespe, die daraus nur die Angst vor dem Unwetter deutet.

Und jetzt, ausnahmsweise an einem Tag ohne Regen, der erste warme Tag seit vielen Wochen – jetzt gedenke ich der Wespe auf der Flucht vor dem Regen, im Warnungsgesang der Taube auf dem morschen Ast verankert, kaputt, so kaputt, wie Temperaturschwankungen und verwirrend und vernichtend wie die Flexibilität, die uns so viel abverlangt.

Ein regnerisch-kalter Sommer, der kein Sommer war, wochenlang, monatelang, nur die nasse Kälte anstatt Wärme.

Und nun hat sich das Wetter rasch gewandelt und verändert wie eine flexible Mischform, undurchschaubar hinter dem Schleier der Verunsicherung im Bann der drastischen Temperaturschwankungen.

Die Wespe, der Regen und die Taube, ein Sommer, der kein Sommer war.

Und kurze Zeit später dann die Wandlung, eine Wandlung, die überraschender nicht sein könnte – ein Sommer, der wieder Sommer ist.

Wie lange oder kurz diese milde, wohltuende Wärme anhalten wird, das können uns die Wespen, der Regen und die Tauben deuten.

 

Taube im Regen (Teil 2)

 

Der Regen lässt kaltes Wasser auf die schlammige Erde fallen. Und wieder der kleine, sommerliche Frost. Und sieh doch, sieh doch, die Taube da vorne, sie rührt sich nicht vom Fleck, im Regen bleibt sie auf dem zerbrechlichen Zweig.

Tauben müssen Regen lieben, sagen wir mehr zur eigenen Vergewisserung.

Aber warum, warum und wieso können Vögel überhaupt den Regen liebhaben?

Seltsam. Und merkwürdig. Und komisch. Und überraschend. Aber übersinnlich.

Auf dem morschen Ast hatte die Taube zuvor den Regen angekündigt, und das tat sie mit ihrem „Ku-“, „Ku-“, „Kurva-Gesang“...

Und jetzt, Taube – und jetzt...

Jetzt ist der Regen da, angekommen, angeströmt und angeflutet.

Und du, versteinert im Strom des Genusses, du bewegst dich kein Stück vom Fleck. Taube, Taube, du genießt sie, die Angst, es ist die Angst, die du besingst.

Die Angst, sie ist gleichzeitig dein Genuß. Und Schlimmes kann dir der Regen nicht antun. Groß genug sind deine gefiederten Flügel, um den Regen aufzufangen.

Warum also nicht im erfrischenden Regenschauer, im wässrigen Sommer der kindlichen Tropfen bleiben?

Und du, Taube! Du bleibst da, wo du bist. Und die flüssigen Perlen bilden eine Kette aus Wasser auf deinen glänzend strahlenden Federn.

Wieder ist der Regen da bei dir, bei uns. Und nur du genießt.

Die Menschen bei schlechtem Wetter in ihren Häusern, in ihren Wohnungen, die Menschen, sie beobachten deine majestätische Haltung im Regenschauer und sie bewundern dich, Taube auf zerbrechlichem Ast, sie bewundern die Angst, deine Angst im Genuß.

Und der Regen, vorher dein größter Ärger und jetzt dein größtes Glück.

 

Mit dem Blick aus Stein

 

Deine schläfrigen Augen

sehen mich an,

wie eine Eule

im Feuerstein eingraviert.

 

Das Eigenleben

in dir,

zufällig entdeckt

auf dem Laubteppich

zwischen vielen anderen Steinen,

prächtig, farbig und sinnlich,

wie der Wald,

deine Heimat.

 

Doch dein Blick,

dein Blick ruft mich

zu dir,

ein Blick und zwei Eulenaugen

aus Feuerstein.

 

Dir gehöre ich,

dein Stein bin ich,

dein Begleiter.

 

Und die Beine kommen

zum Halt,

und die Augen,

die Augen sehen

nach unten,

zu dir.

 

Dann hebe ich dich auf,

halte dich in der Hand,

reibe die nasse Erde

von dir weg

und sehe,

und beherzige deinen Blick aus Stein,

zurück in die Vergangenheit,

als es die Menschheit noch nicht gab.

 

Und dein Alter,

angehaucht

mit tausenden,

mit aber tausenden

mit Millionen von Jahren,

überlebte Existenz.

 

Nun ruhst du da,

in meiner Hand,

in der ungewollten Zivilisation,

und dein steinigbittersüßnatürlicher Blick,

dein Blick badet

in blauweißer Farbenvielfalt,

schläfrig vom tausendjährigen Überleben.

Neue Lyrik

Ideenexplosion, aber wenig Zeit

 

Geklagt wird

wegen der fehlenden Zeit.

 

Die Ideen singen

für die geraubten Stunden.

 

Arbeit

für Erschöpfung.

 

Freude

für Bereicherung.

 

Die Ideen sind zahlreich,

aber die Lebenszeit,

befristet,

begrenzt,

terminiert

und koordiniert.

 

Moderner Ideenwahnsinn

gegen Reizüberflutung.

 

Ich brauche

keine Dichter als Inspiration,

denn der Alltag im blitzschnellen Wandel,

das ist meine befristete Inspiration

an dich.

Erfahre den Alltag,

verkleide ihn als Idee

und erlebe

diese Idee

in geschriebenen Sätzen,

und du wirst

eins mit dem Sinn, der über dich steht,

du wirst

zum übersinnlichen

Wort im Satz.

 

Aber dann stellst du

plötzlich fest,

dass deine Ideen schneller sind

als die Zeit.

22

 

22 Male

in Freude und Ekstase,

22 Male

die Sterne bewundert

und 2 Jahre

in Folge

die Pandemie

in Schriftstücken

selbst durchlitten

und selbst überwunden.

 

20

mit Zusatz 22

steht als Neujahr

im Kalender geschrieben,

gesetzesfrei

von großen Versammlungen,

gesetzesfrei

vom Feuerwerk

in der produktivsten Zeit

auf Erden.

Konfetti in der Luft

 

Ein unliebenswürdiges Buch,

möglichst kitschig,

und möglichst ohne Nachdenken,

ohne Botschaft,

sondern nur mit Schminktipps

für Barbies.

 

Ein solches Buch

ohne große Suchaktion

gefunden,

und in die Hand genommen,

und wenige Kilometer

in bitterer Kälte

damit gelaufen.

 

Mit dem kitschigen Barbie-Buch

bis zur nächsten Feldmark…

 

Und kaum auf dem Feld angekommen,

das Buch mit einem Pollenböller angezündet,

und in die Luft gesprengt.

 

Drittklassige Aura,

Schminktipps-für-Barbie-Buch,

hochgejagt

mit einem verbotenen Böller

aus Polen.

Verbotenes Silvesterfeuerwerk

gesprengt,

versprengt

und hochgesprengt

mit einem Boom-Boom-Boom-Knall

durch hunderte von Kitschseiten,

Konfetti in der Luft

als geheimes Feuerwerk

zwischen den Jahren.

Handtuchnotstand

 

Seid begrüßt,

seid alle,

aber auch wirklich alle begrüßt

bei unserer Frageshow,

besser bekannt

unter dem Namen

Was-wird-an-Weihnachten-nicht-gemacht-Quiz.

 

Dafür gibt es jetzt

die Einzig-richtige-Antwort

ohne Falschoptionen

im Quiz,

denn nur die Einzig-richtige-Antwort,

nur sie zählt.

 

Und was wird

an Weihnachten

nicht gemacht,

Frage mit Antwort,

na,

alles, was so alltäglich ist,

wie Wäschewaschen.

 

Das heißt

so viel wie,

an Weihnachten wird nicht

gewaschen.

Und schon ist

das Geschrei zu hören,

ein lautes Gegröle

oder einfach nur

eine pochendschreiende Beschwerde.

 

Notstand,

Handtuchnotstand,

ein kleiner,

hausgemachter Krieg wird ausgerufen.

 

Notstandhandtuchkrieg

lässt dieselben Emotionen

hochkommen,

wie beim Klopapier-Hype

zu Beginn des ersten

Lockdown-Blues.

 

Nur,

dass es dieses Mal

eine hausgemachte

Tradition ist.

 

Notstand,

Handtuchnotstand,

denn der Heilige Geist

duldet nicht,

wenn an Weihnachten

gewaschen wird.

Und Notstandhandtuchkrieg

wird ausgerufen

vom Wortpfefferkuchen

aus Tradition

plus Generation,

plus Unterdrückung.

Schmerz in Freude verwandeln

 

Das Thema

sucht die Handlung,

die Wörter

besuchen die Hand,

das Buch

besucht den schaffenden Geist.

 

Die Handlung

sucht das Thema,

Schmerz in Freude

verwandeln.

 

Die Hand

besucht die Wörter,

Schmerz,

Freude

und verwandeln.

 

Der schaffende Geist

besucht das Buch

im Kristallperlenhaus:

Fantasie.

 

Die Hand

erschafft die Handlung,

das Thema

ermöglicht die Handlung,

und der Erschaffer ist

nur ein Zuschauer der eigenen Produktivität.

 

Gegensätze

 

Lebensfroh gegen traurig,

geliebt gegen verhasst,

entspannt gegen angespannt,

anerkannt gegen aberkannt,

Satz gegen Satz im Gegensatz,

Wort gegen Wort im Gegenwort.

 

Lauter Gegensätze,

wie Insekten schwirren sie

in sterbend-kalter Winterluft.

 

Subjektiv

wahrgenommen,

angenommen,

ausgenommen

und weggenommen.

 

Und Spiegelporzellanhaut

im Glasporträtdenkmal,

einmal

und viele Male

betrachtet,

Spiegelporzellanhaut mit Feuerwangen

aus Gegensatz-Zement

erbaut,

errichtet

und zugrunde gerichtet.

Gebäudebild aus

Spiegelporzellanhaut,

Hautporzellanspiegel,

in deinen Zügen,

da wandert das Glück,

das Glück der Gegensätze.

 

Spiegelhautporzellan

mit blasser Haut,

Hautporzellanspiegel

mit Lachfaltenblick,

Spiegelporzellanhaut

mit Feuerwangen,

ich will es wissen,

die Erkenntnis

erkennen,

in widersprüchlichen Wortwandlungen

die Erkenntnis

erkennen,

wer diese Gegensätze

lebt

und auslebt,

wenn nicht

der Mensch selbst?

Als das Jung-Sein noch jung war

 

Ein halbes Jahrzehnt…

 

Verflogen im vergessenen Lied,

ungehört,

unbedacht,

ungenannt,

unbenannt.

 

Nur die Klänge,

sie blieben

in flüssiger Trancestarre

verfangen.

 

Dann zufällig,

rein zufällig

gefunden

und wiedergefunden

und lange,

lange nach dem Titel gesucht.

 

Wenn Lieder

Freude schenken können,

dann dieses Lied,

begleitet von düsteren Kirchenklängen,

aus dem tiefen Wasser der Vergangenheit

wieder ans Ufer der Gegenwart geströmt.

Ein Jahrzehnt,

ein halbes Jahrzehnt,

ein Dreiviertel-Jahrzehnt.

 

Ein Leben im Erwachsenenleben,

ein halbes Erwachsenenleben,

ein Dreiviertel-Erwachsenenleben.

 

Zum Finden und Wiederfinden,

zum Erinnern und Wiedererinnern,

doch es bleibt nur ein Lied,

Lied aus

Vergangenheit

und Vergänglichkeit,

Vergessenheit

und Verdrossenheit,

absolutes Enigma

mit feiernden Toten.

 

Zungensprache

und verjährte Jahresklänge

und verstrichene Jahrzehnte,

als das Jung-Sein noch jung war.

 

Tod durch herausragende Wampen

 

Es ist die kurze Anekdote

über den Menschen

mit vier herausragenden Wampen

in seinem Bauch.

 

Sein Schicksal ausgesucht,

das hat er nicht,

vielmehr noch…

 

Das Schicksal hat

mit vier herausragenden Wampen,

mit Mörderwampen

nach ihm gesucht

und in seinem kugeligen Bauch gefunden,

womit er dann später

die erste Ausstellung über Todeskunst

weltweit eröffnete.

 

Herausragend

und noch herausragender

Tod durch herausragende Wampen

gegen den letzten Mundschrei

vom Wettbewerbsopfer

gedrückt,

plattgedrückt

und zerdrückt

mit stehengebliebener Wampenluft.

Spannend, besänftigend, warm und selig

 

Spannung wird

zur Anspannung,

und Anspannung

zur Entspannung.

 

Spannung,

Anspannung,

Entspannung,

wie ein Prozess, der sich rasch wandelt,

wie Wassertropfen aus der Dusche,

anfangs kalt,

dann lindernd warm.

 

Und neben dem Duschwasser,

da leben

noch Spinnweben,

sie träumen uns

die Vergangenheit nah.

Spiel-End-Verbot

 

Spiel-Verbot-Ende,

Verbot-Spiel-Ende,

Spiel-End-Verbot.

 

Spiele das Spiel

doch endlich

zu Ende,

kein Spielende

ohne Endverbot.

 

Ende endlich das Verbot

und mach uns

frei im Geiste,

frei von Angst

und frei vom Schmerz.

 

Nicht die Beleidigungen,

sondern die Liebe,

sie macht uns zu Menschen.

 

Ab jetzt gilt:

Spiel-frei-Gebot,

Frei-Spiel-Gebotsstunde.

Spiel-freisinnig-Gebotsstundenfreude.

Das Fragezeichengedicht

Glaubst du auch,

dass was und warum

sollte ich glauben?

Glaubst du

an das Mythos

über die Fragezeichen

im Gedicht?

 

Und noch viel mehr

Fragen bewohnen diesen Ort

in der Sprachheimat des Denkens,

lauter ungelöste Fragen.

Wie Rätsel-dich-übersinnlich-Fragen,

so auch

die Wort-im-Wort-Bewohner

im Fragezeichengedicht.

Weil du darauf trittst

Tausende Wespen,

sie fliegen dir ins Gesicht,

300 Stiche pro Sekunde,

nur weil du darauf trittst,

ohne es zu wissen,

es ist das Wespennest, das du nicht kennst,

aber mit stechender Kennenlerngewalt

spürst.

Wenn du das überlebst,

dann kannst du

vom Glück im Wunschdenken

reden,

aber die Stiche,

300 Stiche,

sie bleiben

als Narbenerinnerungen

auf deiner Haut.

Lichter des Nordens

 

Woher sie stammen,

das wollen wir

nicht wissen,

denn die Sinnlichkeit

in ihrem Flackern

macht das Rätsel

zum Naturgeheimnis.

 

Ob es

wirklich

Nordlichter sind?

 

Dieses leuchtende Flackern

und die unzähligen Strahlen,

sie lauschen zu uns,

sie bringen uns

das Sternennordlichtmythos

nah und näher und sehr nah,

verliebt in der Himmelsleinwand

aus funkelnden Lichtgesichtern,

wie wenn der Tod die Liebe heiratet.

Montag morgens in Hannover an der Oettingerwiese

 

Um drei Uhr

an einem Montagmorgen

in Hannover

mittendrin sein.

 

Am Hangover-Platz

von Hannover,

da läufst du deinen Weg

zur Frühschicht

unter der verrotteten Eisenbahnbrücke,

es ist der Ort,

die etwas andere Feier-dich-tot-Magie.

 

Und während du läufst,

beteiligst du dich

indirekt am Geschehen,

du wirst

zum flüchtigen Beobachter…

 

Und während du zur Arbeit läufst,

schlafen andere noch ihren Wochenendkater

unter Mülltonnen,

in Schlafsäcken,

aber auch als Bierleichen

auf dem kalten Asphalt am Straßenrand

neben Kot, Urin und Erbrochenem.

 

Hier unter der alten Eisenbahnbrücke,

zentral,

mittendrin

am Hangover-Platz

im Herzen

von Hannover

im Hangover-Modus.

 

Dann fragst du dich

bestimmt,

warum du

zum unwillentlichen

Beobachter dieser Schreckszenarios

werden musstest.

 

Aber du weißt das,

was ich weiß,

was wir beide wissen,

denn über Bierleichen musst du gehen

beim Beschreiten

vom beruflichen Wanderschicksal.

 

Es ist nur ein Montag,

ein Montagmorgen

um drei Uhr,

da nimmst du

die flüchtige Abkürzung

an der Oettingerwiese,

dort wo die Betrunkenen unter Mülltonnen schlafen.

 

Und der Himmel

über Hangover

in Hannover,

es ist ein Himmel

mit Regenwolken,

mit dunkler Kälte

aufgeladen.

 

Hannover,

Oettingerwiese

um drei Uhr

an diesem Montagmorgen,

eine undatierte Beobachtung,

weil es immer so ist.

Einsamkeit ist sexy

 

Und schöner,

schöner,

schöner könnte das Leben

gar nicht sein.

 

Vor niemanden,

vor nichts und niemanden

rechtfertigen,

ein Spiel ohne Grenzen

und die wilderregte Scheide

kurz vor dem finalen Gipfel,

Einsamkeit macht

so etwas möglich.

 

Wie ein Zauber,

angehaucht

mit Sinnlichkeit,

mit persönlicher Freiheit.

 

Alle zwei Wochen

läuten dann

die Fernbeziehungsglocken,

und die Frau,

sie freut sich mit der Scheide,

aber,

aber,

aber,

ein großes Aber,

ein großes Anspannungsminütchen

lässt die Einsamkeit

verblassen,

weg mit der persönlichen Freiheit

für ein paar winzig-kleine

Fernbeziehungstage.

 

Dann kommt sie wieder,

die Einsamkeit

mit ihren Tanzstunden,

die Einsamkeit

mit der Lyrik,

mit geschriebenen Bildern

und mit leidenschaftlichen Schlägen

auf den Pobacken.

 

Und die feuchten Nachtstunden

allein auf der Matratze…

 

So sexy kann Einsamkeit sein.

 

Bedeutung

 

Reich an Bedeutung,

ein Leben,

reich an Bedeutung,

reich an Freude.

 

Der Sieg,

der Sieg sprießt,

wie eine Blüte

aus dem gepflanzten Wort.

 

Innerer Sieg,

strahle dein warmes Licht

in die Bedeutung,

in das Reichtum der Seele.

 

Jenseits von

Bewertungen und Abwertungen,

jenseits von

Lügen mit leerer Wahrheit,

nur im Ich,

im wachenden Geistesauge,

reich an Bedeutung,

erfülltes Leben,

inneres Glück,

reich an Bedeutung.

 

 

Über den Schluckauf

 

Lache

das Lachen

im Lachen.

 

Lache

für das Lachen.

 

Lache

ohne das Lachen.

 

Lache

für den Schluckauf.

 

Der Schluckauf,

er kommt und bestürmt deinen Körper

mit zuckendem Donner,

mit zitterndem Gewitter.

 

Der Körper

bebt,

besucht

von Schluckaufblitzen

und nur

im Bett

wartet die Rettung

vor dem ausgelachten

Ungeziefer im Hals.

Schluck auf

den Schluckauf

im Schluckaufgewitter.

 

Schluck auf

beim Gedanken

an die Affen

aus Afrika

und die Afrikaner

aus Affen.

 

Bewahre

das Lach-dich-tot-Szenario

über die aufgeschluckten

Schluckaufblitze

im anatomischen Körperbuch

aus grinsenden Blutrotlippen.

 

Hart ausgelacht,

tot und wieder lebendig,

von freudigen Krämpfen

geschüttelt,

gelacht,

geknallt,

verknallt

und abermals schön gelacht.

 

Lachende

Grins-dich-fröhlich-Pflanze,

lache für das Lachen

im Lachen,

ohne das Lachen,

Lachen mit dem Lachen,

Lachen gegen das Lachen.

 

Schwimme

im lyrischen Schluckauf-den-Schluckauf-Meer

aus glitzerndem Buchstabenwasser.

 

Hart ausgelacht,

tot und wieder lebendig

gelacht,

geschüttelt,

geknallt,

verknallt,

verflucht,

verliebt und verhasst,

schluck auf,

schluck ab,

und abermals,

und abermals

schön gelacht.

 

Eine Seele in jedem Baum

 

Der Regen aus Laubblättern

streichelt das Gesicht,

prächtig und buntfarben

durchdrungen

vom Zyklus der Jahreszeiten.

 

Und der Herbst,

der Herbst wird

zum Vater von Bäumen,

jeder von ihnen

auf seine eigene Art

gefärbt.

 

Schicksal

oder natürliche Ästhetik,

Bewusstsein

oder Unbewusstsein,

seit Jahrtausenden

mit Tabak

von Schamanen verehrt.

 

Grün,

orange

oder rot,

jedes Laubblatt,

jeder Baum,

individuell

verfärbt,

vertrocknet

und verlebt.

 

In der herbstlichen Umarmung

lässt der Baum

seine bunten Laubblätter

fallen.

 

Unterschiedlich

gefärbt,

verfärbt,

vertrocknet

und verlebt,

individuell,

eine Seele,

sie wurzelt

in jedem Baum.

 

 

Auge des Mondes

 

Silberne Kristallkugel,

sie wohnt auf der Straße,

dort wo dunkle Wolken

wandern.

 

Von Schatten

bedeckt

und wieder befreit

im goldenblauen Glanz,

in Dunkelheit

gesehen

und als Gedicht

verzaubert.

 

Das Mondauge,

es schläft,

es träumt vor sich hin

auf der blaugoldenen Straße

zwischen den Wolken.

 

Hin und wieder

sieht der Mond

auf die nächtliche Stadt,

auf die Plattenbauten hinab.

 

Dann berührt

der Glanz aus tiefem Himmelsgold,

es berührt

die schwarz umschatteten Äste

auf dem Lichtfeld der Dunkelheit.

 

Mit goldenblauem

Schattenglanz

spricht

das schläfrige Mondauge

zu mir,

das Mondauge zeichnet

meine eigene Bedeutung

im tief sprießenden Glanz,

aufgewärmt

von der Ruhe der Beobachtung.

 

Dann zieht

der Schleier aus Wolken

über den absterbenden Mond,

die Nacht wird zum Tag,

das Mondauge verliert sich

in der Ferne.

 

 

Wie eine Gewebenaht

 

Vereinzelte Sterne,

sie sind eure Schwestern,

beheimatet im mütterlichen Gewebe.

 

Die Nacht,

sie küsst euch

mit kalter Luft.

 

Und Fäden

breiten ihre Linien,

wie eine überlebensgroße

Gewebenaht

in geschwängerter Himmelsmutter,

wachend

im lieblichsüßen Schlaf

über Raum und Zeit

hinweg.

 

Heller Weg zu den Sternen

 

Es führt ein Weg,

blass schimmernd

zwischen dunklen Farben,

beleuchtet

in herbstlicher Einsamkeit,

es ist der Weg

zu den Sternen.

 

Vielleicht gibt es sie,

die Welt,

getrennt von unserer Sphäre,

und vielleicht gibt es sie,

die Existenz

in jedem Kosmossternenpalast

über unseren Köpfen,

aber nur die Vorstellungskraft,

nur sie kann

diesen Weg

zum Seelensternenaltar

begehen.

 

Nur sie,

die Vorstellungskraft kann

die Macht hinter dem Sichtbaren

fühlen,

mit dem Universum vereinen,

eine Welt in jedem Stern.

Vergiss die Schmach,

vergiss die Demut,

vergiss die Veränderungen,

denn Sterne kennen sie nicht,

Sterne kennen

keine Veränderungen,

keine Demut

und keine Schmach.

 

Sauge

das funkelnde Glitzerleuchten

in dir auf,

befreit

vom Nicht-Wissen-Können.

 

Und stelle dir

die Vorstellung

in der Vorstellung,

wie es wäre,

mit den Sternen,

in den Sternen

zu leben,

schläfrig und entspannt

im Mutterleib der Nacht.

Ohne Geld, keine Taufe

 

Gespräch. Gespräch.

 

Es war nur

ein rein zufälliges

Gespräch,

doch dann kamen wir

auf Taufe,

falsche Glaubensgemeinschaften

und Geld

zu sprechen.

 

In meiner Ausgangsreligion,

da hat Geld

noch einen anderen Stellenwert,

wie bei euch,

brave Protestanten und Katholiken.

 

Für die Teilnahme

bei Taufveranstaltungen

ist Geld

nur optional,

aber nur, nur und nur

bei Protestanten und Katholiken.

 

Bei den Orthodoxen,

bei den Juden,

hingegen…

Und der Rest

erzählt sich

von allein,

fast von allein,

aber nur fast,

denn so und so viel

Geld muss man haben,

um für die orthodoxe

Taufveranstaltung

als zulassungswürdig

zu dienen.

 

Ohne Geld,

keine Taufe,

so lautet

auch der orthodoxe Grundsatz.

 

Mit Geld,

erst die Taufe,

aber mindestens

mit so und so viel Geld,

aber nur dafür,

um ein schreiendes

Baby neben den Eltern

zu sehen,

wie es in den Händen

vom Paten gehalten wird

und heulend

das heilige Wasser empfängt,

um dann

mit Geldscheinen

beworfen zu werden.

 

Geld

als Eintrittskarte

für die Taufe,

denn jede Religion

verlangt

ihre Würde.

 

Rauchen brauchen

 

Rauchen steckt

im Brauchen.

 

Als ein Teil

vom Wort.

 

Als Inspirationsgabe,

die sich nie vollendet.

 

Rauchen brauchen,

denn

Rauchen steckt

im Brauchen,

und der frisch hinzugefügte

B-Buchstabe,

ein ideensiegreiches

Spracheigentum

beim Rauchen.

 

Und was wäre

das Rauchen

ohne das Brauchen,

der B-Buchstabe verrät uns

diese Wortwandlung mit Zusatz.

 

Nur ein B hinzugefügt,

und schon wird Rauchen zum Brauchen.

Das Kreuz von Petrus

 

Verwandle Wasser

in Wein

und Schmerz

in Freude

an der Brücke

zwischen den Jahren.

 

Erste Mission

über Jahre,

Jahrhunderte

und Jahrtausende

hinweg,

und zurück

bleiben die Toten,

dem Staub der Zeit

zum Opfer gefallen.

 

Wie eine Axt,

scharf gespitzt über einem Stein,

das erste Christenkreuz

ragt in den Himmel aus Blut,

und die Seele von Petrus

wacht über die stummen Sünder.

Selbstbestimmung gegen Fremdbestimmung

 

Wo beginnt das eigene Glück,

und wo endet es?

 

Wenn das Glück messbar wäre,

hätte es dann eine eigene Fläche?

 

Und wenn ja,

wie groß wäre diese Fläche,

bemessen nach den Glücksrichtlinien?

 

Womöglich würde

diese Glücksfläche

am Ziel

von der Selbstbestimmung

angekommen sein.

 

Doch ist

Selbstbestimmung

das eigentliche Ziel

am Ende des Glücks

oder nur ein Ablenkungsmanöver?

 

Ein selbstbestimmtes Glück wollte

noch nie jemand haben.

 

Gerade die Fremdbestimmung

macht das Glück

umso greifbarer

und überraschender,

einem Zufall gleich.

 

 

Wie ein kleines Puzzlestückchen

 

Das Antlitz des Mondes

hinter den Bäumen,

es umarmt mich

mit lieblichem Schlaf,

und die silbernen Galaxien,

strahlend auf meeresblauer Himmelsseide,

sie bringen uns

die Ferne nah,

ohne dass wir sie

einmal beachten.

 

Dabei sind

gerade sie,

die Kosmosinspiration

im Blick

vom Augenblick.

 

Sanft leuchtende

Weltenkörper,

fernab unserer Existenz,

und vielleicht

friedlicher als wir

jemals sein könnten.

 

Wenn ich aber

diese Fremdhimmelswesen

beobachte,

in ihrer eigenen Welt,

in ihrer eigenen Zeit,

in ihrer eigenen Schwerelosigkeit

beobachte,

dann weiß ich

mit vollkommener Gewissheit,

ich bin

nur ein winziger Teil

vom Kosmos,

ein Bruchstück davon

oder noch weniger

als das,

wie ein kleines Puzzlestückchen,

eingefügt und hilflos ausgeliefert

zwischen vielen anderen

Puzzlestückchen

im großen Bild des Universums.

 

 

Auf einer Insel

 

Abgeschnitten

von der Welt,

auf einer Insel,

verlassen

und weggelassen,

wie weggelaufen

vor der Not

ins freie Feld.

 

Gelegen

zwischen den Wasserflächen,

und weit weg

vom eigentlichen Trubel der Zivilisation.

 

Komm auf meine Insel,

hinaus in die seelische Freiheit,

zur Entfaltung

und Selbstentfaltung,

Verwirklichung

und Selbstverwirklichung,

es ist

der Pfad, den wir gehen

auf einer Insel, die niemand kennt.

 

 

Fehlende Überschrift

 

Der Text begann ohne Überschrift. Im dunklen Dämmerlicht auf dem Balkon verfasst. Hingekritzelt für die literarische Ewigkeit im schriftstellerischen Werk. Aber ohne Überschrift. Die Schriftstellerin stellte diese Schrift her. Undatiert und ohne Überschrift. Intuitiv und spontan. Wie wechselndes menschliches Verhalten. Nur menschlich, allzu menschlich.

Wie sollte sie ihre Einstellungen ändern?

Ständig wurde ihr gesagt, dass sie angespannt wirkte.

Gab es aber eine bestimmte Vorgehensweise, um die eigenen Einstellungen zu ändern, vielleicht eine Schritt-für-Schritt-Anleitung?

Wenn sie ihre Natur änderte, änderte sie nicht auch ihren Charakter?

So etwas lernte niemand im Lehrbuch. Dafür gab es keine Vorgehensweise.

Ausnahmsweise, keine Vorgehensweise und keine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Und nirgendwo stand im Lehrbuch geschrieben, diese Eins-und-eins-gleich-zwei-Formel: Ändere deine Gefühle.

Perspektivenwechsel, zeitlich und persönlich.

Die Überschrift aber, sie fehlt noch immer im Haus meiner Empfindungen.

Wo ist sie nur geblieben, die fehlende Überschrift?

Zeige mir den Weg zu ihr.

Womöglich gibt es sie nicht, die Überschrift als Ersatz für das schöne Erlebnis, gefangen in der reichen Erkenntnis vom menschlichen Leid.

 

dd

Dein Beobachter

Nachfolgend: Ein seltsamer Dialog zwischen zwei Menschen, im fiktiven Sinne als Beobachter und lustiges Opfer genannt.

 

Beobachter leitet zum Gespräch, eine unsinnige Frage, sein Anlass.

Beobachter: Habe ich dir gestanden, dass ich dich seit längerer Zeit beobachte?

Das lustige Opfer reagiert mit einem Lächeln.

Lustiges Opfer: Nein, das hast du nicht, glaube ich zumindest.

Die Stimmung, total verunsichernd. Verwelkte Aura in der Luft.

Beobachter: Ich will ehrlich sein, vielleicht zum ersten Mal zu dir ehrlich sein.

Lustiges Opfer: Warum willst du das?

Beobachter: Ehrlichkeit ist mir wichtig.

Lustiges Opfer: Ach, wirklich?

Beobachter: Ja, wirklich.

Lustiges Opfer: Du hattest vorhin doch behauptet, dass du mich seit längerer Zeit beobachtest.

Beobachter: Oh ja, das tue ich, und wie ich das tue.

Lustiges Opfer: Aber warum, gibt es einen konkreten Anlass?

Beobachter: Nein, kein konkreter Anlass, vielleicht ein abstrakter Anlass im wilden Tanz der Gefühle.

Das lustige Opfer, das so sehr die konkreten Anweisungen und Handlungsanweisungen brauchte, konnte sich mit dieser abstrakten Erklärung nicht abfinden.

Lustiges Opfer: Was für ein Anlass genau? Du musst mir schon auf die Sprünge helfen.

Beobachter: Einfach erklärt, habe ich mich verliebt.

Lustiges Opfer: In wen denn?

Beobachter: Na, in wen denn sonst? In dich habe ich mich verliebt. Warum glaubst du, bin ich hier?

Das lustige Opfer schien die fragwürdige Frage und Aussage gewollt oder ungewollt nicht zu richtig deuten. Offenbar wollte es nicht richtig verstehen.

Lustiges Opfer: Daran kann ich einfach nicht glauben.

Beobachter: Das willst du nicht.

Lustiges Opfer: Ja, doch. Vielleicht.

Beobachter: Sehr unsicher bist du, wenn du sprichst.

Lustiges Opfer: Aber umso sicherer, wenn ich schreibe.

Beobachter: Und deine seltene Schönheit.

Lustiges Opfer: Du klingst wirklich begeistert.

Beobachter: Ich gestehe, dass ich dich beobachte und verfolge, immer wenn sich die beste Gelegenheit dazu bietet.

Lustiges Opfer: Immerhin nett, dass du so ehrlich bist. Früher warst du nämlich sehr unehrlich mit deinen Sprüchen.

Beobachter: Jetzt wirst du eloquenter, ganz in deinem Element.

Lustiges Opfer: Du weißt hoffentlich: Ich lebe nicht für die Außenwelt, sondern für mich selbst. Deswegen muss ich die beleidigende Gesellschaft nicht mitkriegen, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Das weißt du hoffentlich.

Beobachter: Bist du dann damit einverstanden, dass ich dich stalke?

Lustiges Opfer: Warum sollte ich das nicht sein? Vielmehr noch, es ist mir egal. Ich gehe weiter meinen Weg.

Beobachter: Optimal. Da du dein Einverständnis gegeben hast, können wir einen Vertrag eingehen.

Lustiges Opfer: Was für ein Vertrag?

Beobachter: Ein Stalker-Vertrag, wenn du es so willst.

Lustiges Opfer: Ich will es nicht, aber du willst es.

Beobachter: Versteh doch, ich bin verliebt, ich kann nicht anders, als nicht in dich verliebt zu sein.

Lustiges Opfer: Ich verstehe nicht deine Gefühle, du kannst sie aussprechen, aber ich verstehe sie trotzdem nicht.

Beobachter: Verstehst du Gefühle überhaupt?

Lustiges Opfer: Ich weiß es nicht, keiner weiß es. Gefühle sind nur augenblickliche Momentaufnahmen, sie verfliegen schnell nach der lieblichen Ankunft.

Beobachter: Vielleicht weiß ich es auch nicht. Aber jetzt bin ich verliebt.

Lustiges Opfer: Und im nächsten Moment, nicht. Ha, ha.

Als es diese Behauptung in Raum stellte, musste das lustige Opfer laut auflachen.

Beobachter: Warum lachst du? Das ist nicht lustig.

Lustiges Opfer: Für dich ist das nicht lustig – für mich, aber schon.

Beobachter: Komisch.

Der Beobachter überlegte, ohne den Satz wirklich zu beenden. Stattdessen ließ er die unvollendete Aussage unvollständig und leer in der Luft schweben.

Lustiges Opfer: Was findest du komisch?

Beobachter: Dass du immer das lustig findest, was ich nicht lustig finde, und umgekehrt.

Lustiges Opfer: Nicht immer, aber meistens.

Beobachter: Warum kann nicht alles anders sein?

Gegenfragen auf Gegenfragen.

Lustiges Opfer: Was meinst du damit?

Beobachter: Warum darf ich nicht dein Stalker sein? Und warum darf ich dich nicht leasen und ausleihen, wenn auch nur für eine kurze Zeit?

Lustiges Opfer: Aber nur für kurze Zeit?

Beobachter: Nur für kurze Zeit, versprochen.

Lustiges Opfer: Also Stalker, aber nur für kurze Zeit?

Das lustige Opfer fragte mehr zur eigenen Vergewisserung, dass der erlebte Dialog echt war, obwohl es wusste, dass es so war. Ein vermenschlichtes Spracherlebnis im Beobachtergespräch.

Ein Moment, Stille

 

Lagerfeuer

mit wechselnden Flammen,

wie die menschlichen

Gestalten, die davorsitzen.

 

Unter dem nackten

Sternenhimmel, der über alles wacht.

 

Endlich.

 

Ein Moment

ohne Zeitdruck

und ohne Hektik.

 

Im Stillstand

die Stille sehen.

Neue Lyrik

Der Traum vom neun-Euro-Ticket

 

Es ist ein billiger

Traum von der Überfüllung

und vom Massengedränge.

 

Nur die Überschrift habe ich

vor der besonderen Ticket-Einführung

geschrieben.

 

Dann kamen

die Feiertage,

aufgeladen

mit der Hitze von schwitzenden Körpern

in der Massenpanik überfüllter Nahverkehrszüge.

 

Haut an Haut

mit wildfremden Existenzen,

aber glücklicherweise gibt es Kopfhörermusik,

um die lästigen Gespräche der Mitreisenden

nicht mitkriegen zu müssen.

 

Geld eingespart

und dafür viel Stress

und Lärm,

Gedränge

und dumme Kommentare

einkassiert.

 

Wer dieses gewisse Etwas will, muss das andere zeitgleich aufgeben.

Jedes Ziel verlangt

seine Opfer.

 

Kein Gewinn

ohne Abstriche.

Augenfussel

 

Fliegende schwarze Punkte. Ich sehe sie jeden Tag. Unter Ohnmacht, unter den Beleidigungen der anderen, im Glück, wie im Leid. Ich höre sie jeden Tag, die quasselnden Menschen, die gar nicht aufhören können zu quasseln. Mein Schweigen dagegen ist ein Protest. Gegen das Gespräch-Suchen, so ganz ohne Grund. Meine Werte sind nun einmal anders.

Die Schüchternheit ist zum Beispiel so ein Wert, den ich gerne vertrete. Schüchternheit ist eine Tugend. Für die meisten meiner Mitmenschen, jedoch nicht. Stets, nur allzu häufig, auf die Außenwelt, statt auf sich selbst fokussiert. Ständig nur am Quasseln und Lästern und Beleidigen, einfach nur, um sich die Zeit vertreiben. Ich gönne es ihnen.

Augenfussel. Woher aber kommt dieser Name? Ich kenne es nur aus dieser Sprache, die zufällig, rein zufällig, zu meiner Muttersprache wurde, ohne dass es von jemanden gewollt war. In meiner Geburtssprache und auch sonst in einer anderen Sprache war es mir jedoch nicht bekannt. Nur zufällig von einem Freund erfahren, dass diese fliegenden schwarzen Punkte vor den Augen doch eine tiefergehende Bedeutung in sich hatten, denn jeder oder fast jeder Mensch durchlebte diese Empfindung und hatte diese Wahrnehmung und sah die Augenfussel bei brennendem Sonnenlicht.

Nun wird es dunkel, die Abendlandschaft schläft im süßlieblichen Dämmerlicht der aufkommenden Wärme. Die Natur wird ruhig und flüchtig, wie eine hektisch aufgenommene Landschaft am Bahnfenster in einer lauten Gesellschaft. Es ist das Dämmerlicht, das die Augenfussel verschwinden lässt. Vergangenheit in Gegenwart eingekehrt. Wie eine Entschädigung des erlittenen Leides. Die verschwundenen Augenfussel, weg mit dem reichen Sonnenlicht der besseren Laune.

Die Landschaft wird ruhig, die Menschen nicht.

Es ist ein vertippter Freitagabend in einem überfüllten Zug.

In der Dämmerung verschwinden die Augenfussel, sie werden zur Vergangenheit in der Trance eines unvergesslichen Augenblicks. Diese grüne Farbe, die lebendigste von allen Farben, sie strahlt aus dem dunklen Laub. Und die Finger setzen sich in Bewegung, sie schreiben diese Beobachtung nieder und halten sie fest. Flüchtig, hektisch und spontan in den literarischen Erinnerungen, festgehalten zwischen den Zeiten.

Eine kurze Verschnaufpause von den Ideen, die mich so lange nicht loslassen, bis ich sie aufgeschrieben habe. Einundzwanzig Uhr an diesem späten Freitagabend. Die Augenfussel, gänzlich verschwunden. Aus Sonnenlicht wird Dunkelheit.

In stetiger Aufregung

Wie ein Kind, das niemals schläft

in der Stadt, die niemals schläft und immer wach ist.

 

Aufregung und Hektik,

Bewegung und innere Aufruhr,

doch die Ruhe ist

häufig, meistens und immer da,

wo wir sie nicht brauchen.

 

Aber warum gibt es

diese unaufhörliche Aufregung

als Hass in der Seele wurzelnd.

Alles erfassen

 

Fassen,

anfassen

und erfassen,

jeden einzelnen Reiz

mit den Augen berühren.

 

Doch

du bleibst gefangen

im Körper des Tieres,

ein Kater, der Neues erkundet.

 

 

 

Überlebt

 

Auch das haben wir

neu überlebt,

das Virus haben wir

erlebt, miterlebt und überlebt.

 

Schlimme Krankheit hätte es sein können,

aber das Überlebensglück war auf unserer Seite.

 

Frostige Nacht,

hell schimmernd

zwischen Wolken und Sternen

im Mondglanz

und Genesenen-Status,

frostige Nacht,

dir erzählen wir

die Wirklichkeitserzählung über die verlorenen Raketen

als Verlust des luxusliebenden und größenwahnsinnigen Idioten

im Ich-kann-alles-Reich der Alphareichen.

 

Erlebt,

miterlebt,

überlebt,

und neu überlebt,

das Glück bleibt

auf unserer Seite.

 

 

Wenn der Klimawandel ein Gesicht hätte

 

Den Klimawandel mit Gesicht stellen wir uns

nur ungerne vor,

denn dafür ist dieser Wandel zu menschengemacht.

 

Wenn es aber doch

ein Gesicht hätte,

dann eins

mit zerzausten Haaren,

frisch gewaschen

und gekämmt

und verweht.

 

Dann werden

die verwüsteten Haarsträhnen

nass von wilden Regentropfen,

vermischt

mit Nasenschleim

und Augentränen.

 

Das Wetter

im Unwetter,

es nimmt Rache an uns,

und wir,

die Schuldigen

im Weltgericht mit Milliarden von Angeklagten.

 

Wie ein empfundenes

Wissen, das niemals

zu Ende

wissen kann,

weil es lieber

nicht wissen will,

dass es Naturzerstörung gibt.

Superministerium der Superlative

 

Hereinspaziert,

die Pforte geöffnet,

und den Eingang gefunden

in die große Schlossvilla

im künftigen Besitz

vom Supergrünenminister

auf dem liebespolitischen

Grünenthron.

 

Und selbstverständlich,

nahezu selbsterklärend

trägt der Supergrünenminister

auch eine supergrüne Krone

um sein Haupt.

 

Wohlbehütet,

lebt der Superminister

im selbstgegründeten

Superministerium der Superlative,

und dort schmiedet er

seine politisch-philosophischen

Pläne für

Klimaschutz

und Wasserstoffwirtschaft,

aus leerer Luft

parodiert

und in die nichtstaugliche Bundespolitik geholt.

Ob diese Politikerpläne

nur leere Luft

bleiben,

das sei dahingestellt,

man kann ja nie wissen,

vielleicht wird so etwas,

wie Elektromobilität,

Klimaschutz

und Wasserstoffwirtschaft

doch spontane Realität.

 

Die High-Speed-3G-Regel

hat uns gezeigt,

dass spontane Realität

auf politischer Seite

funktioniert.

 

Und selbst

im Superministerium

vom Supergrünenminister,

selbst dort können wir

ja nie wissen,

ohne vorher zu wissen.

 

Auch der grüne Superheld

im selbstgegründeten,

im selbsternannten und selbstbenannten

Superministerium,

unser supergrüner

Superbundesheld,

auch er kann ja

nie wissen,

ohne vorher zu wissen,

denn Möglichkeit

ist immer eine Unmöglichkeit,

und wir können ja nie wissen,

ohne das vorher zu wissen.

Tausende Seelen

Sie schreien

nach verlorener Gerechtigkeit,

sie schreien

nach dem Kampf ums eigene Land,

tausende Seelen,

sie schreien,

doch niemand

kann sie mehr hören.

Und ich,

ich versuche sie,

fröhlich zu stimmen,

tausende tote Seelen

fröhlich zu stimmen,

als wäre nichts passiert.

Herausgefallen

 

Und wieder

reingedrückt,

wie ein mächtiger Trieb.

 

Losgelassen,

in Ruhe gelassen

zum Frieden,

der stillsteht

ohne Lügen

und ohne Gegenwehr.

 

Die ewige

Wiederkehr des Gleichen,

eine einzige,

starke Wiederholung,

die gesamte Welt umspannend

im herausgefallenen Wahn,

dein mächtigster Trieb.

Spiegelung

 

In Verspiegelungen zeichnet sich

die unerträgliche Realität,

die Menschen,

die nicht aufhören können

zu sprechen.

 

Lautes Zeitalter,

sehr auf die Außenwelt fixiert

statt auf sich selbst.

 

Ich jedoch bin

keine von ihnen,

und die einzige Ausnahme

bildet die gleiche Rasse.

 

Die Realität

im Spiegel sehen,

und dabei die Wut

vergessen

und den Hass

auch!

 

Vergessen,

zumindest

für kurze Zeit,

denn später wird alles

wieder zum Alten

zurückkehren und verschwinden,

aber wieder heimkommen.

 

Ich sehe

diese Schatten im Spiegel.

 

Siehst du sie auch?

 

Sie interessieren mich nicht,

diese Schatten,

deine Antwort.

 

Warum,

will ich wissen.

 

Das anfängliche Gespräch

mündet immer mehr

in einen unsinnigen Dialog.

 

Wir schweigen.

 

Vor uns,

die Hitze,

sie erwartet uns

in ihrem brennenden Feuerschoss.

 

Die Wolken haben sich

in dunklen Blautönen verfärbt,

und die warme Nachtstunde

schlägt an,

eine tropische Nacht

kann beginnen.

Verstanden und ausgenutzt

 

Sie hat

das Prinzip

verstanden und ausgenutzt.

 

Nur 5 Wochen

im Leben gearbeitet,

und nach den ersten 3 Wochen

im unbegehrten Billigjob

gleich den Festvertrag gekriegt,

und nur 2 Wochen später schon

kurzfristig schwanger geworden.

 

Das Prinzip,
verstanden und ausgenutzt.

 

Es ist

ein sorgfältig durchdachter Plan

trotz 5 Wochen

Arbeitserfahrung.

 

Und vielmehr noch,

es ist ein häufiges Zeichen von Lebensplanung.

 

Bei vielen Frauen startet

die Lebensplanung

mit folgender Überlegung,

um genauer zu sein,

Eselsbrücke:

Frau – Job – Festvertrag – Schwangerschaft kurz nach Festvertrag.

2 Jahre später,

offiziell noch immer im Mutterschutz,

und die perfekte Ausrede lautet:

Kein Kitaplatz gefunden,

alle ausgebucht, wie schade.

 

Und seit nunmehr 2 Jahren

im permanenten Mutterschutz,

und der Arbeitgeber zahlt

noch immer

für nichts

und wieder nichts.

 

Nur 5 Wochen

im Leben gearbeitet,

aber dafür mehr als 2 Jahre

im Mutterschutz verbracht.

 

Das Prinzip,

gut verstanden und ausgenutzt.

 

Sturm und Grenze

 

Sturm als Grenze,

schenke mir einen Sturm als Grenze,

Sturm mit Grenze,

Sturm ohne Grenze.

 

Wir wirken

und schaffen

und erschaffen

mit der Zeit

und ohne die Zeit,

für die Zeit

und gegen die Zeit.

 

Ein herbeigewehter Sturm,

uns in Gedanken

vermittelt

und übermittelt.

 

Ein Sturm,

die Grenze, die uns trennt und vereint.

 

 

So schön, dass man es nicht festhalten kann

 

Einen Text mit simulierter Stimme

vorlesen lassen,

und die Zeilen,

die Wörter,

so schön,

dass ich sie absichtlich

vergessen hatte.

 

Eine Berufung,

aber nach außen

herrscht nur der Lärm,

Gelächter,

Beleidigungen,

Kommentare

und eine produktive Frau

im Fluss aus Schönheit.

 

Spätabends,

erschöpft

nach dem Feierabend,

ständig menschlicher Lärm,

um mich,

aber die Schönheit

in meinen geschriebenen Wörtern,

die Sprachschönheit

lässt mich

die aufkommende Erschöpfung vergessen,

und zurück

bleibt nur diese produktive Magie,

die perfekten Buchsätze,

so schön,

dass ich sie absichtlich vergesse.

 

Die Buchzitate

von anderen,

von geschätzten Schriftstellern,

ich merke sie mir leicht,

weil ich sie nicht so schön finde,

wie meine geschriebenen Sätze.

 

Und überall werden

Witze gemacht,

ständiges Gelächter,

Menschen ohne Berufung

und ohne Bedeutung.

 

Es gibt aber

noch die andere Seite,

das ist die geschriebene

Schönheit, die sich nicht festhalten lässt.

 

Die perfekten Buchsätze

nach dem Lesen

im eigenen Werk,

absichtlich vergessen,

denn die Sprachschönheit,

sie lässt sich nicht

im Gedächtnis einsperren,

wie das abtrünnige Beleidigungsgelächter der Deutschen

beim Aufwachen

an einem sonnigen Tag.

 

 

Wahrsage, wahre Sage

 

Seite 45

im Sog der tausenden Wörter.

 

Diese Warnungsstelle wurde nämlich

von einer Frau

empfunden

und niedergeschrieben

und als Zukunftsvision empfunden,

noch bevor Putins Außenminister

seine offizielle Warnung vor dem Dritten Weltkrieg machte.

 

Wahrsage,

eine wahre Sage,

unauffindbarer Grund,

es ist der Frieden, wonach wir uns sehnen,

aber nicht kriegen können.

genderifizierung

 

Sie ist

auch die Verifizierung der Geschlechter.

 

In Flammen

aus uns entstanden.

 

Mit dem Gesicht eines bösen Mannes

und mit dem Körper einer Frau.

 

Mit prallen Brüsten

und erfüllt von starker Durchtriebenheit,

wild im Geben und im Nehmen.

 

So wie es sich gehört!

 

Genderifizierung,

sprich uns die verheimlichten Vorlieben frei

und enttabuisiere

unsere wahnsinnigen Widersprüche,

ein Geschlecht

gegen das andere und schwächere von den beiden Geschlechtern.

 

Und Genderifizierung,

sie ist unsere Liebe-deine-Vagina-Magie.

 

Verifizierung,

Genderifizierung,

und immer dieselben Endungen,

ihr,

Wörter,

ihr endet ständig gleich,

doch abgesehen von den Endbuchstaben,

abgesehen davon habt ihr

nichts mehr gemeinsam.

Sommerbienenstachel

 

Die warme Jahreszeit,

sie ist zugleich deine Arbeit.

 

Aber deiner Arbeit,

sie ist nur ein befristetes Fleißverhältnis

zu deinem Leben, das schnell verlöscht.

 

Und deine Stachel,

sie sticht,

aber nur bei heißem Wetter

und Sonnenschein.

 

Die Sommerbienenstachel,

bereit für die monotone Fleißarbeit,

und ihr winziger Körper,

gierig nach dem süßem Nektar,

der nach Sommer schmeckt,

Stachelbienensommer,

dein feuchter Wärmegenuss strebt nach

Bienenstachelsommer.
 

Vorausschauende Vorahnung

 

Die Dämmerung,

sie ist ein lieblicher Gefährte

auf einer langen Zwischenstation,

aber so viel sei gesagt,

einzelne Kapitelphasen sind gefragt.

 

Es war einmal.

Reinkarniert.

Eine Flucht ohne Ziel.

Träum nie zu Ende.

Ein Besuch, nur ein Besuch.

Erwacht.

Der Hass.

Zufällig angekommen.

Der Schritt zurück.

Vom Leid ins Glück.

Unanständige Austreibung.

Seele wird versteigert.

---

Ende

---

Und immer sind es

die intuitiven Kapitelphasen eine großartigen Lebens.

 

Chronologie einer Nachahmung

 

Mehrere Punkte

Trennen diese beiden Gedichte voneinander.

 

Und ein Traum bildet diesen Trennpunkt

zwischen Fiktion und Realität.

 

Mit denselben Worten

und mit den gleichen Wiederholungen

beginnt die Chronologie dort,

wo die Nachahmung endet.

 

 

 

Ein Gedicht kann nicht umbringen

 

Umbringen,

einem Gedicht kann man nicht den Tod bringen.

 

Das geschriebene Wort ist unbeschreiblich,

verharrend,

ausharrend

und innehaltend

in der selbst erbauten

Wahrnehmungsexistenz.

 

Das Gedicht führt uns

seine eigentümliche Existenz vor allem Übel.

 

Umbringen,

lässt sich das geschriebene Wort nie.

 

Das vollgeschriebene Papierlyrikblatt.

zerreißen

oder die Trancelyrikdatei

auslöschen und vernichten.

 

Vieles steht in der Grenze des Möglichen,

doch die gesendete Botschaft,

sie bleibt für immer

vorhanden.

 

 

Ähnlichkeiten

 

Ähnlichkeiten

in Gemeinsamkeiten

gefunden.

 

Immer,

wenn sie sich

auf Bildern entdeckte,

hatte sie diesen Gedanken,

als würde sie

die Schönheit der verstorbenen Mutter in sich selbst versinnbildlichen

und mit einem warmen Lächeln

in die laute Welt hinaustragen,

weitervererben.

 

Die Mitmenschen sagen,

die unbeliebte Frau hätte

nichts zu tun,

doch in Wahrheit sind sie diejenigen,

die nichts zu tun haben,

sonst würden sie nicht lästern

und auch kein Interesse an ihr zeigen,

doch sie,

hingegen hat viel zu tun,

sie hat ihre verärgerte Gesichtsmimik

vom stressigen Arbeitstag

zu entspannen,

und das tut sie mit musikalischen Klängen.

Marihuana rauchen,

Bücher schreiben,

gesamte Trilogien umfassend,

begleitet von unzähligen Gedichten,

über deren Gesamtanzahl sie bereits

den Überblick verloren hat.

 

Immer wieder

und wieder entdeckt sie

diese Ähnlichkeiten,

bildschön abgebildet

zwischen sich und der toten Mutter.

 

 

 

Fliegen

 

Den Boden nicht berühren,

fliegen, ohne hinzufallen.

 

Durch eigene Kraft erhebst du dich

in die Luft.

 

Du weißt,

es ist dieser Instinkt,

der den Menschenflug zurückhält,

die Beine, die landen und aufprallen.

 

Manchmal,

selten genug,

da bewahrheitet sich

der passgenaue Gegensatz:

Freiheit und Wirklichkeit.

 

Lass uns

diese Vorstellung weiterführen,

ihr ein Ende geben,

im Sprung

und Aufsprung,

im Trieb

und Antrieb,

im Schwung

und Aufschwung,

die schwebenden Beine,

sie sind in der Luft begriffen,

losgelöst vom Raum und Zeit,

und schwerelos treibt

der Menschenflug

mit dem Windhauch.

 

 

 

Mücken im Neonlicht

 

Gierig nach künstlichem Licht

und nach Blut,

winterhungrige Mücken,

langsam,

sachte

und winzig in der Anzahl,

sie kriechen heran,

fast unbemerkbar.

 

Sie bedecken:

Buchstaben

und Benutzeroberfläche.

 

Stechmückeninvasion,

überall sichtbar

und spürbar,

ob in Nachtwärme oder Nachtkälte

lauernd,

heimlich,

aber doch offiziell

und sichtbar

auf der Bildschirmoberfläche

erkennbar.

Die überflüssigste Taxifahrt unseres Lebens

 

Eine moralische Abhandlung

über die Vergeblichkeit,

sie beginnt

mit einem herbeigesehnten Sitzplatz

in einer S-Bahn,

so überladen,

wie ein Schweinestall,

nur dass es in diesem Stall keine Schweine gibt,

sondern schwitzende Fahrgäste,

zahllos und maßlos

in der Anzahl,

wie Tiere

in der Maßen-Tier-Fahrgast-Haltung

aneinander gequetscht,

Haut an Haut,

Schulter an Schulter mit den Anderen.

 

Dann stellt sich die Frage:

Warum werden wir

von der Deutschen Bahn

wie Tiere

behandelt?

 

Doch genug

mit dem gesamten Stress,

gepaart mit Wartezeiten

auf unbestimmte Dauer.

Wir brechen aus

und verlassen

diese S-Bahn

trotz frisch ergattertem Sitzplatz.

 

Wir denken uns.

 

Kaum wird der Zug leerer,

und die Sitzplätze wieder frei,

schon wartet die nächste

böse Überraschung.

 

Bekloppter will

sich umbringen

und auf die Gleise werfen

und für Aufregung sorgen,

Polizei alarmiert,

und die S-Bahn

im Wartestillstand

auf unbestimmte Dauer,

denn zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht,

wie lange die Bring-dich-um-und-sorge-für-Aufregung-Aktion

noch dauern könnte.

 

Geduld,

nur geduldig sein,

wir reden uns die vergebliche

Wartezeit aus der Seele,

und sieh doch einmal hin, mein Schatz,

in der verspäteten S-Bahn gibt es

auch noch dicke,

pubertierende Mädchen,

bauchfrei und mit Cellulitis und Schwangerschaftsstreifen um den Bauch,

Teenie-Mädchen im gesprächssuchenden Einsatz

während der nervenbetörenden Wartezeit.

 

Eine Stunde gewartet

und geärgert,

dann die gefallene

Notentscheidung,

eine Notlösung.

 

Schnell noch ein Taxi gerufen,

um der verspäteten S-Bahn zu entfliehen.

 

Vor der Abfahrt,

draußen neben dem Taxi,

hektische Nikotinzüge an der geliebten Zigarette und Inspirationsgabe

genommen,

und wahrlich,

eine ungesunde Inspirationsgabe,

doch Gesundheit ist nicht wichtig,

denn sterben, müssen wir alle einmal,

ob früh oder spät.

 

Dann die Zigarette,

eilig ausgedrückt,

und mit dem Taxi abgefahren

und geflüchtet

vor der verfluchten Deutschen Bahn,

Eigenname der reisenden Maschine

für Massen-Fahrgast-Tier-Haltung.

 

Doch wenige Minuten später,

mitten während der Taxifahrt,

da schließt sich die Bahnschranke,

Taxi muss anhalten.

 

Dann fährt die verrückte Privatisierungs-S-Bahn

vor unseren Augen weg,

getrennt von den Spielregeln der Muttergesellschaft Deutsche Bahn,

und wir denken uns,

hätten wir noch weitere fünf Minuten gewartet,

und wir ärgern und belustigen uns

und lachen schadenfroh,

überflüssige Fahrt,

die überflüssigste Taxifahrt unseres Lebens.

 

 

 

Nachtgestalt

 

Seltsames Licht

am dunklen Bahnsteig,

und bei genauer Betrachtung

als menschliche Gestalt,

als Frau erkennbar.

 

Ihre Bewegungen,

unbeherrscht und unkontrolliert,

wühlend in den Halbseligkeiten,

verteilt auf mehreren Sitzplätzen

am Bahnsteig.

 

Dann zieht sich die Nachtgestalt um.

 

Am Bahnsteig,

während die S-Bahn gegenüber

stundenlang wartet,

doch die alte Frau,

sie zieht alle Blicke auf sich.

 

Und ständig,

ein neues Outfit,

mal in Bluse,

dann wieder im Pullover

oder barfuß,

in Jeans oder in Leggings

und später mit Hut und im Kleid.

Nächtlicher Bahnsteig wird

zur freizügigen Umkleidekabine.

 

Wechselnde Kleider

und eine unbekannte Gestalt, fortgeschrittenen Alters,

wie es scheint.

 

Die Fremdblicke üben sich

in Geduld,

und sie lauschen dem Wartespektakel,

wahnsinnig

und unsinnig.

 

Doch gerade deswegen,

einmalig

und einzigartig.

 

Plötzlich erklingt

die unverhoffte Ansage.

 

Überall wird

der potentielle Selbstmörder

vor den Bahngleisen

vermutet.

 

Nebenbei zieht sich

die Nachtgestalt

am Bahnsteig

noch weitere Kleidungsstücke

an und wieder aus,

sie probiert noch weitere Kleider aus,

unentdeckte Erscheinungsbilder

und schiefe Grimassen.

 

Die alte Nachtgestalt

am gegenüberliegenden Bahnsteig,

und die wartenden Fremdblicke,

die sie beobachten

und als Ursache des Feuerwehreinsatzes

an der Bahnstrecke

vermuten könnten.

 

Bis es belebter wird

am Bahnsteig,

dann fühlt sich die Nachtgestalt

gestört beim Ankleiden

und Umkleiden.

 

Als die ersten Menschen kommen,

wirft sie sich

die Halbseligkeiten

über die Schulter

und verlässt den Bahnsteig.

 

Ein letztes Mal

sehe ich sie noch

neben der Unterführung,

direkt vor dem Bahnhof.

Da läuft sie

an mir vorbei.

 

Sie läuft

Langsam

und erschöpft.

 

Mit müden Schritten.

 

Und für den Bruchteil einer Sekunde,

ein letztes Mal noch

kreuzen sich

unsere flüchtigen Blicke,

arm neben reich,

wie gegensätzliche Urbanisierungswelten,

die aufeinanderprallen.

Stillleben und schwarze Kohle

Zwischen vielen verkleinerten

Holzstücken,

da ruht die schwarze Kohle,

ausgebrannt von der Glut.

 

In einer Kiste,

bedeckt von fantastischen

Spinnweben aus Kunststoff,

und die Kiste,

gefüllt mit schwarzer Kohle,

an deren Ende und Ecken

der ausgebreitete Schneckenschleim

sich mit Fotzenschleim

vermischt

und für den Beobachtungsblick

darbietet,

weiß schimmernd

auf der holzbraun kontaminierten Klimawandlungserde.

 

Das Allernötigste

Das Nötigste

und Allernötigste

in der Wirklichkeit

von der Allerwirklichkeit.

 

Nur das Nötigste

und Allernötigste,

das Schönste

und Allerschönste,

das Hässlichste

und Allerhässlichste,

das Beste

und Allerbeste

aus allem brauchst du.

 

Diese Sätze

und Gegensätze,

nicht frei vom Unsinn,

aber reich an Vorstellungskraft,

nimm sie mit dir.

 

Und für den weiteren Weg

wünsche ich dir die Freiheit,

an die großartige Verwirklichung

zu glauben.

 

Seiner Zeit voraus

bist du,

das Allernötigste von Allem,

ein spirituelles Daseinsphänomen,

vorgeahnt,

vorgekommen,

vorgemacht,

vorgegaukelt

und vorgetäuscht.

 

Fremdexistenz

Sie wollte sich

diese Existenz

nicht nehmen lassen.

 

Ein dunkler Fleck,

die Umgebung.

 

Und er näherte sich,

während sie in Trance war.

 

Er befahl:

Nimm meine Existenz an,

ich verleihe sie dir durch die Schrift.

 

Sie nahm die Fremdexistenz an

und wurde zur Muse,

erfüllt von schriftstellerischen

Ideen, die sie ihm beim Schreiben

flüsterte.

 

Glitzergras

Vereist,

das schimmernde Gras,

hell und kalt leuchtend

auf frostiger Wintererde.

Jahrtausendphilosophie

Es ist nicht die Zeit, die vergeht,

aber die Existenz des Veränderbaren vergeht in der Zeit.

 

Es ist unmöglich,

dass etwas sein sollte

und gleichzeitig nicht sein sollte.

Kunst geschaffen

Eine Gabel

gebogen

und verbogen,

und damit

die ultimative

Gefühlskunst geschaffen.

 

Erfüllt von Wut,

Wut-Kunst,

Kunst-Wut,

wörtlich

verdreht,

findest du immer deine Bedeutung

für die Menschheitsgeschichte,

die danach folgt.

 

Eine Gabel

verbogen

und gebogen

und brotlose Wut-Kunst

für die Menschheitsgeschichte

damit erschaffen

und geschaffen.

 

Doch es bleibt

die festgehaltene

Kunst im Gefühl,

ein Denkmal für sich selbst,

zeitlos

verlaufen,

verirrt,

verflucht,

verfolgt,

verführt,

verheiratet

und verloren

auf den dunklen

Straßen der Einmaligkeit.

Lichterbrunnen

Sie sahen gemeinsam

in das Licht der Lichter.

 

Ein Brunnen,

künstlich

und mit Strom

behaftet,

verkabelt

und vereint.

 

Diese bunten Lichterfamilien,

sie stammen aus der Steckdose,

dann sind sie

ein häusliches

LED-Brunnen-Spektakel geworden.

 

Ruhig vor sich wimmernd

im still blubbernden Wasserhahnbrunnengewässer.

Mit leisen Windzügen

Vermischt mit dem rhythmischen Ozean

aus musikalischen Klängen

wehen sie,

die leisen Züge, die den Wind

zum Geräusch machen.

 

Heile das verseuchte Klima

mit leisen Windzügen

und mit Regen,

aber unser gemeinsamer

Bus zur Klimarettung

ist jedoch abgefahren,

und nur vergebliche Hoffnungen

geben uns den Rest.

 

Mit leisen Windzügen

werden die Grashalme

in der Abenddämmerung

bewegt.

 

Vögel fliegen

vom Baum zum Baum

auf der Suche nach Nahrung.

 

Mögen sich

diese Vorstellungsgemälde

bewahren,

wir reden uns

diese Last

unaufhörlich von der Seele,

doch letztlich wird die Einrede

zur Ausrede,

eine Schnäppchen-Ausrede,

billiger könnte sie nicht sein.

 

Die leisen Windzüge

und die letzten Regentropfen,

lange werden sie sich nicht bewahren.

​Galerie mit eigenen Zeichnungen

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